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Und so setze ich nach. Seele und Geist waren und sind zwei unterschiedliche Paar Stiefel. Die moderne Psychologie in ihrem Geltungsdrang und in ihrer aktuellen Phase sich als kritische, emanzipistische Naturwissenschaft zu etablieren unter den Naturwissenschaften legt einen Fokus auf das Gehirn und subsumiert Geist und Psyche darunter. Allerdings gibt es auch andere Aspekte, nämlich die des gefühlsmäßigen Erlebens. Wo spürt der Mensch die Emotionen? Im Magen, in den Nieren, in den Muskeln, im Herz, im ganzen Körper und ganz sicher nicht im Gehirn ausschließlich. Das, und ich zitiere Aristoteles, was Seele ausmacht, betrifft den ganzen Körper und ist mMn eng mit dem Begriff Entelechie [1] verknüpft.
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Der Hypothalamus und Hirnstamm reagieren meines Wissens auf das limbische System, den Thalamus, wo die Gefühle "entstehen", und steuern das vegetative Nervensystem, d.h. die körperliche Reaktionen wie Herzrasen, Schweissausbruch, Zittern etc., schon bevor auslösende Reize über die höheren Gehirnregionen den Grad von emotionaler Bewusstheit erreichen.
Da sich z.B. der limbische Teil des Gehirns bei Säugetieren früh entwickelt hat, würde ich das eigentlich eher als ein Argument sehen, dass religiöse Befürworter einer Seele eine solche eigentlich auch Säugetieren zubilligen müssten, wenn man sie schon einer menschlichen befruchteten Eizelle zuschreibt.
So komplex, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als es zu glauben.
Aber warum sollte man genau dies glauben?
Und warum glauben wir beim Affen etwas anderes?
Komplexität kann nicht analysiert werden. Auch wenn wir das Gehirn noch so sezieren und analysieren und zerschnippeln oder was der Kuckuck wie viele Elektroden an einen Schädel anschließen - wir werden es, ergo dies nicht finden. Weil die Analyse, die Zergliegerung, das Ganze tilgt. Wer hat's erfunden? Den Satz mit der Übersummativität meine ich? Ich glaube, es war der Aristoteles.
Und war es nicht auch Aristoteles, der gesagt hat, dass jedem Menschen eine Seele gegeben wird?
Der Unterschied ist die Sprachfähigkeit. Menschen können sprechen. Tiere verwendet Signalsprache. Könnte daran liegen. So hatte man es uns in der philosophischen Anthropologie beigebracht an der Universität.
Problematisch oder falsch ist es aber in diesem Zusammenhang von [...] "so tun als" zu sprechen, denn nach
Kant sind die Postulate der praktischen Vernunft (Gott, Seele, Unsterblichkeit) notwendig.
Ihnen kommt Kant zufolge eine subjektiv-praktische Realität zu und aufgrund des Primats der praktischen Vernunft berechtigen sie uns sogar dazu, im theoretischen Diskurs den Ideen der Postulate die entsprechenden Objekte zuzusprechen, also deren Existenz zu behaupten, gleichwohl wir sie auf der theoretischen Ebene nicht erkennen können.
Ich stimme dem nahezu vollständig zu, was du sagst, weil ich denke, dass ist genau das, was Kant mit seinem "als ob" meint. Nichts anderes wollte ich mit "so tun als" (das "verabreden" war in Referenz zu Jörns Beitrag).
Wo ich ein Problem habe ist das hier
Zitat:
Zitat von Zarathustra
[...]die entsprechenden Objekte zuzusprechen, also deren Existenz zu behaupten, [...]
Ich denke streng genommen muss das heißen "...deren Sein zu behaupten..."
Leider habe ich gerade 30min wie blöd meinen Eisler gesucht - finde ihn nicht. Wahrscheinlich jemandem geliehen und nicht zurück gekriegt. Hast du selbst einen? Dann schau doch mal bei "als ob". Bin recht sicher darüber steht einiges drin.
Gehirn? Eben ging es noch um zwei Zellen, die angeblich eine nicht durchschaubare Komplexität bilden würden.
Ja, sorry, ein Fehler. Du, ich weiss es nicht. Kann eine befruchtete Eizelle analysiert werden? Keine Ahnung ich glaube nicht. Zumindest wenn dann nur in bestimmten Merkmalen.
Ganz interessant die Zwillingsforschung. Erinnere mich just an eine Beispiel von eineiigen Zwillingen (EZ), die nach der Geburt getrennt wurden. Natürlich nicht im Rahmen eines wissenschaftlichen Experiments. Einer wohnte in Frankreich der andere in Norwegen. Als sich die beiden nach 40 Jahren zum ersten Mal wieder sahen stellen die beiden fest, dass sie nicht nur rauchten ("Rauchergen"), sondern auch dieselbe Zigarettenmarke bevorzugten. Ok, betrifft die Anlage- und Umweltdiskussion. Aber kann die Pränataldiagostik erkennen, welche Zigarettenmarke einer später bevorzugt? Ich glaube nicht.
Ich glaube, im Moment der Befruchtung ist die befruchtete Eizelle so komplex geworden, dass man nicht mehr analysieren, beobachten, erklären und vorhersagen kann, welcher und was für ein Mensch daraus wird. Diese Position ist womöglich etwas veraltet, gebe ich zu. Von Designerbaby halte ich nichts. Sind ja auch verboten. Oder? Daher glaube ich, dass die befruchtete Eizelle ein nicht durchschaubare Komplexität bildet. Beethoven wäre womöglich heutzutage abgetrieben worden, was weiss ich...
Der Mensch kommt zur Seele, in dem Moment, in dem die Eizelle befruchtet und somit die Zelle befähigt ist sich zu einem Organismus zu entwickeln (Zellteilung). Ich denke, dass ist seit Aristoteles so. Er hatte das als Erster erkannt.
Zitat:
Zitat von Deutschlandfunk Kultur
Mittelalterliche Theologen wie Thomas von Aquin beriefen sich auf den griechischen Philosophen Aristoteles, wenn sie auf bestimmte Fragen in den heiligen Schriften keine Antworten fanden:
„Er geht davon aus: Es dauert bei einem männlichem Embryo 40 Tage und bei einem weiblichen Embryo 80 Tage, das hängt zusammen mit der aristotelischen Vorstellung, dass die ganze Formkraft des neuen Lebewesen allein im männlichen Samen besteht und die Frau nur das Menstruationsblut als materielle Voraussetzung bietet, und dass wenn es zur Geburt eines Mädchens kommt, es schon Ausdruck eine Versagens der Natur ist, weil der männliche Same ein ihm Ähnliches hervorbringen möchte und da nahm Aristoteles an, dass das 40 Tage beim Mann und 80 Tage beim Mädchen benötigt.“
Offensichtlich hatte Aristoteles keine Ahnung von Eizellen und einige Vorstellungen, die aus heutiger Sicht völlig absurd sind. Ob es da sooo sinnvoll ist, sich in diesem Fall auf ihn zu stützen?