Das Wort "Technikgläubigkeit" suggeriert, als wäre es dieselbe Gläubigkeit wie bei den Religionen. Dadurch wird religiöse Gläubigkeit legitimiert, weil man sagen kann: "Du bist ja genauso gläubig".
Das iPhone existiert, und man kann es beweisen. Jede Behauptung bezüglich des iPhones kann zu 100% untersucht und belegt werden, und das Ergebnis ist für alle Beobachter identisch. Die Religion scheitert an diesem simplen Test. Es ist also lediglich ein Wortspiel, wenn von "Technikgläubigkeit" die Rede ist.
Die Gesichtserkennung des Samsung Galaxy wurde nicht gehackt, und schon gar nicht führt das zu einem "enttäuschten Vertrauen". Sondern die (preisgünstige) Technik tat genau das, was sie leisten konnte. Die Technik war nicht dazu ausgelegt, eine Fotografie von einem echten Menschen zu unterschieden, und es war kein "Hack" nötig, um das herauszufinden. Man hätte einfach nachdenken oder die Ingenieure fragen können.
Enttäuscht wurde als nicht der "Glaube an die Technik", sondern allenfalls das Vertrauen in irgendwelche Marketing-Sprüche.
Auch die Gesichtserkennung des iPhone X hat bestimmte Grenzen. Das ist kein Geheimnis. Wer daraus eine Religion macht ist selber schuld.
Dass die geheimen Daten nicht aus dem Sicherheitsbereich des Chips (die "Secure Enclave") gelangen können, ist nicht nur eine bloße Behauptung, die ich glauben muss wie die Himmelfahrt von Jesus. Es ist ein Merkmal der ARMv8-A-Architektur, deren Schaltpläne man lizenzieren kann (viele Firmen tun dies) und deren allgemeines Layout für jedermann einsehbar ist. Apple verwendet diese Architektur, das wurde durch Elektronenmikroskopie und Röntgenaufnahmen belegt, außerdem kann man es durch Software prüfen. Das bedeutet, dass ich keineswegs "glauben" muss, was mir irgendwer erzählt. Ich kann es selbst nachprüfen und bei dieser Nachprüfung so weit gehen, wie es mir sinnvoll erscheint.
PS. Während ich dies schrieb, hat Arne zum Ende dieses Off-Topc-Themas gemahnt, d.h. ich habe es jetzt erst gelesen. Also zurück zum Thema Religion.
"Glaube" ist nicht dasselbe wie "Vertrauen". Wenn ich morgens aus dem Haus gehe, ist es kein blinder Glaube, dass mir nichts passieren wird. Sondern es ist das Ergebnis meiner zuvor gemachten Alltagserfahrung an genau diesem Ort.
In Syrien würde ich dieses Vertrauen nicht haben -- was beweist, dass Vertrauen eben nicht dasselbe wie Glaube ist, sondern eine durch Erfahrung und Erkenntnis begründete Erwartung.
Nix Gwiess woaß ma ned ... Danke, irgendwie hilft das mir weiter und auch nicht. Wie Du schreibst: vielschichtig. Und es liegt wohl wie in der Kunst viel im Auge des Betrachters. Mein erster Gedanke dazu ist, dass sich wohl die meisten Menschen in solchen Systemen auf Dauer wohler fühlen, in denen sie nicht als ständiger Außenseiter fühlen (als geschiedene alleinerziehende Frau wird man sich in der katholischen Kirche weniger wohl fühlen; insbesondere falls das gleichzeitig der Arbeitgeber sein sollte). Insofern hilft es, "angepaßt ans System" zu sein.
Und ein zweiter Gedanke ist, dass es wohl auch viele Menschen gibt, die sich in der unübersichtlichen und als bedrohlich empfundenen Welt gerne einer strengen Ordnung (Dogmatik) unterwerfen, weil ihnen das einerseits eine klare Position ihrer Person bietet und anderseits das Gefühl vermittelt, Teil von etwas Bedeutendem Größeren zu sein.
Und natürlich kann der Trost der direkten Ansprache an den lieben Gott auch hilfreich sein, wenn dieser positive Energie freisetzt, wie das ja auch bei Placebomedizin funktioniert; das ist nicht abwertend gemeint; weil wir ja wissen, dass es (auch in der Schulmedizin) wirkt
Subjektives Wohlfühlen ist halt ein komplexes Konstrukt und wenn Du den ganzen Artikel liest, siehst Du mit wie vielen Einflussfaktoren das korreliert. Religion ist da nur eins unter vielen. Und ja, Zugehörigkeit hat auch was mit dem "sich selbst vergewissern" zu tun, da bietet Religion ein "Angebot", aber nicht nur.
Das Hauptproblem sehe ich aber methodisch vor allem darin, dass das SWB und seine Faktoren überhaupt erst mit der Frage danach entstehen könnten :-)
In jedem Fall spielt Religion offenbar eine Rolle, Arbeitslosigkeit z.B. aber eine deutlich größere.
PS. Während ich dies schrieb, hat Arne zum Ende dieses Off-Topc-Themas gemahnt, d.h. ich habe es jetzt erst gelesen. Also zurück zum Thema Religion.
Ja klar, schnell zurück an den heimischen Herd nach deinem kurzen Durchmarsch durch die Kryptografie. Forscher gehen davon aus, dass das System zeitnah gehackt wird. Ich sage dir dann bescheid
"Glaube" ist nicht dasselbe wie "Vertrauen". Wenn ich morgens aus dem Haus gehe, ist es kein blinder Glaube, dass mir nichts passieren wird. Sondern es ist das Ergebnis meiner zuvor gemachten Alltagserfahrung an genau diesem Ort
Gibt es nach deiner Definition überhaupt noch Glaube?
Glaubst du an irgendwas und wenn ja an was? (vermutlich ist dir die Frage zu privat und du beantwortest sie sowieso nicht).
"Glaube" ist nicht dasselbe wie "Vertrauen". Wenn ich morgens aus dem Haus gehe, ist es kein blinder Glaube, dass mir nichts passieren wird. Sondern es ist das Ergebnis meiner zuvor gemachten Alltagserfahrung an genau diesem Ort.
In Syrien würde ich dieses Vertrauen nicht haben -- was beweist, dass Vertrauen eben nicht dasselbe wie Glaube ist, sondern eine durch Erfahrung und Erkenntnis begründete Erwartung.
Worin besteht denn dann der Unterschied von "Glaube" und "blindem Vertrauen"? Und was ist mit "Urvertrauen", das genau nicht erfahrungsbasiert ist?
Die Technik wird nicht "gehackt". Sondern die Technik macht genau das, was ihre Konstruktion ermöglicht. Wenn Du mir eine einzige Ausnahme irgendwo im Weltall zeigen kannst, zahle ich Dir 4 Euro.
Es soll ja um Religion gehen. Was Du beschreibst, ist das Austesten von Lücken, die Teil der Konstruktion sind. Die "Lücke" ist bereits eine Wertung. Wertfrei formuliert ist es eine "Eigenschaft". Man nähert sich also den Eigenschaften der Konstruktion und findet etwas über sie heraus. Das ist das Gegenteil von "Glaube", denn das Austesten und Ausforschen basiert auf Zweifeln. Man zweifelt daran, dass der Konstrukteur alle Szenarien berücksichtigt hat, oder man spekuliert darauf, dass er sich aus Kostengründen auf "übliche" Anwendungen beschränken musste.
Müsste man nicht auch den Glauben austesten? Müsste man nicht kleine Tests machen, etwa, ob die eigenen Gebete tatsächlich eine Wirkung haben? Müsste man diese Tests nicht schon deswegen machen, um sich dem Glauben zu nähern und seine Eigenschaften zu erkunden?
Müsste man dabei nicht auch Irrtümer finden? Lücken? Widersprüche?
Was würden wir von einem Ingenieur bei Samsung halten, der mitteilt, seine Konstruktionen wären alle komplett fehlerfrei? Selbst wenn wir dies akzeptieren würden, würden wir uns dennoch den Spaß machen, es immer wieder zu testen -- einfach aus Begeisterung. Dasselbe würden wir tun bei einem Wetterdienst, der immer 100% korrekte Vorhersagen verspricht.
Ist in dieser Hinsicht der feste Glaube, sofern ungetestet und unbelegt, nicht äußerst suspekt? Was ist Deine Meinung dazu?