Gern werden nüchterne Wissenschaftler mit hysterischen Impfgegner verglichen. Ich habe völlig hysterische Impfbefürworter erlebt und völlig ruhige Menschen, die sich nicht impfen haben lassen.
Zitat:
Zitat von Antracis
Ich habe persönlich deutlich mehr hysterische als ruhige Impfgegner erlebt.
Ich habe häufiger kekos Erfahrungen teilen können; hängt vielleicht davon ab, in welchem Umfeld man sich trifft (privat, beruflich oder bei Demos - in letzterem Umfeld sind die meisten Hysterischen auf beiden Seiten; im persönlichen Umfeld habe ich häufiger überzogene Impfbefürworter getroffen, als militante Impfverweigerer).
Zitat:
Zitat von Antracis
Wobei ich erstmal der Meinung war und bin, dass eine Impfung, wenn es irgendwie geht, keine Pflicht oder gar Zwang sein sollte. Aus welchen Gründen man das nun auch immer nicht möchte, aber es ist ein Eingriff in die körperliche Unversehrheit.
Die Debatte um die Impfflicht war aus meiner Sicht kontraproduktiv...
Dieser Ansicht bin ich auch.
Zitat:
Zitat von Antracis
Sehr wahrscheinlich hätte man auch auf die Debatte einer Impfflicht verzichten und auf Freiwilligkeit bei der Maskenpflicht setzen können mit weniger gesellschaftlichem Kollateralschaden und ähnlich hoher Erfolgsquote.
Ja, das glaube ich auch, also im Grunde nach dem Schwedischen Modell.
Zitat:
Zitat von Antracis
Ich erinnere mich noch gut als Kind an die Einführung der Gurtpflicht im Auto
Das habe ich so nicht erlebt; ich wuchs ohne Gurt auf, (man konnte als Kind auf langen Fahrten schön auf dem Rücksitz quer schlafen...) und in Deutschland habe ich dann gleich Autos mit Gurtpflicht gehabt - im Prinzip eine gute Sache, auch wenn ich es, da es nur um die eigene Sicherheit geht, auch freiwillig in Ordnung fände wie beim Fahrradhelm. Allerdings gehen mir neue Autos, die mir die Ohren vollpiepsen wenn ich mal 100 m ohne Gurt rolle, entschieden zu weit, das ist übergriffige Bevormundung; noch schlimmer war es in der USA, als ich ein Auto hatte, das man nicht anlassen konnte ohne den Gurt einzuklicken.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Jep, genau das ist das was man gegenüberstellen muss. Aber nicht als Individuum, sondern wenn man über Impfpflicht spricht ist das eine Abwägung für die ganze Gesellschaft. Siehe Pocken, Kinderlähmung, ... da geht es nicht um den Einzelnen, sondern um eine Risikoabwägung für die ganze Gesellschaft.
Das gilt aber nur für Impfungen, die eine Übertragung der Krankheit mit verhindern. Daß dies bei der Corona-Impfung nicht (oder in nur sehr geringem Maße) der Fall ist, haben einige Fachleute von Anfang an vermutet und auch ausgesprochen, und es wurde relativ früh auch nachgewiesen. Damit fällt die Impfung auf eine rein persönliche Risikoabwägung zurück - jegliche Impflpflichtdebatte (auch in sensiblen Berufen) hat ab da m.M.n. die Grundlage verloren.
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Ich habe persönlich deutlich mehr hysterische als ruhige Impfgegner erlebt. ....
Kann das sein, dass der Grund letztendlich du selbst bist?
Hast du z.B. mal bei Impfbefürwortern genauer nachgefragt? Gar mal etwas gesagt, was ihnen nicht ins Bild gepasst hat? Mal im Beisein derer Maßnahmen kritisiert? Oder hast du alle Impfmaßnahmen abgenickt?
Worauf ich hinaus will: Druck und Gegenwind bekommst du nur dann, wenn du gegen den Strom schwimmst. Wenn du alles abnickst, siehst du das Geschimpfe immer nur bei denen, die das nicht tun. (in dem Fall bei den Impfgegnern)
Im Freundeskreis, als wir mal lange zusammen saßen und eine Person aufstand, um zur Toilette zu gehen und dann ihre Maske aufsetzte für die paar Schritte zur Toilette, das mal genauer hinterfragt und auch nicht locker gelassen. Da war "hysterisch" noch wohlwollend ausgedrückt ;-)
Ich denke, wie jemand reagiert hat genau gar nichts damit zu tun, ob er für oder gegen das Impfen war.
Eine Ironie der heutigen generellen Impfkritik ist ja, dass sie zu einem großen Teil eigentlich auf dem Erfolg der Impfungen beruht.
Da ist sicher was dran.
Zitat:
Zitat von Antracis
Unsere stark gestiegene Lebenserwartung ist vor allem auf eine stark gesunkene Kleinkindersterblichkeit zurückzuführen.
Kann sein, daß dies rein statistisch als Zahl eine Rolle spielt, aber die hohe Lebenserwartung bei auch deutlich höherer Lebensqualität als früher hat sicher auch sehr viel mit Lebensbedingungen (weniger belastende Arbeit, mehr Hygiene, Heizung, Ernährung, bessere medizinische Versorgung, u.a.m.) zu tun.
Zitat:
Zitat von Antracis
Das die Verringerung der Gefährlichkeit des Virus für Risikogruppen durch die Impfung auch ein Faktor war, welcher der Pandemie den Schrecken genommen hat, öffnete halt auch Raum, breit gegen die Impfung zu polemisieren. Vor allem, wenn man nicht direkt betroffen war.
Die Pandemie hatte doch nur für die Risikogruppen einen wirklichen Schrecken, für diese war die Impfung eine Hilfe. Für den Rest war von Anfang an keine besondere Notwendigkeit da, sich impfen zu lassen, am wenigsten für Kinder und junge Leute.
Ich fand es bemekenswert, daß, trotz des damals hohen öffentlichen "Impfdrucks", vor meiner Herz-OP im Juni 2021 kein Arzt das Thema Covid-Impfung angesprochen hat, und somit das Thema wirklich als meine reine private Angelegenheit gehandhabt wurde - das sprach für mich für die Ärzte der Heidelberger Uniklinik.
Zitat:
Zitat von Antracis
Es ging im Wesentlichen überhaupt nicht darum, dass jemand für sich persönlich die Risikoabwägung getroffen hat. Sondern es wurde der Sinn der Impfung überhaupt abgesprochen, auch für Risikogruppen. Es gab ja keine Pandemie. CoVid war nicht gefährlicher als eine Grippe. Den Impfstoffen wurden und werden gravierende unkalkulierende Nebenwirkungen unterstellt. Alle sollten an einem bestimmten Tag sterben. Verschwörung von Pharmaindustrie und Bill Gates.
Nur weil ein Teil solchen Unfug von sich gab, hat es deshalb trotzdem noch viele gegeben, die eben für sich persönlich die Risikoabwägung getroffen haben - nur wurden sie allzu gern im öffentlichen Diskurs in die Schublade mit den Spinnern gesteckt (z.B. die Geschichte um Joshua Kimmich...).
Zitat:
Zitat von Antracis
... dass es doch tatsächlich vereinzelt schwerste Nebenwirkungen gab
Die Zahl der gemeldeten schweren Nebenwirkgen (bezogen auf die Anzahl der Impfdosen) war auch tatsächlich viel höher, als bei allen früheren Impfungen, daher war eine Risikoabwägung für Jüngere nachvollziehbar.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Im Freundeskreis, als wir mal lange zusammen saßen und eine Person aufstand, um zur Toilette zu gehen und dann ihre Maske aufsetzte für die paar Schritte zur Toilette, das mal genauer hinterfragt und auch nicht locker gelassen. Da war "hysterisch" noch wohlwollend ausgedrückt ;-)
Das war sicher eine der unwirksamsten und dämlichsten Maßnahmen der gesamten Pandemie. Ich habe die selbst bei gemeinsamen Restaurantbesuchen mit meiner Frau ins Lächerliche gezogen, aber hatte nicht den Impuls, mich nun mit dem Grundgesetz auf die Strasse zu begeben deshalb. Viele andere waren aber offensichtlich sinnvoller und wirksamer und dagegen wurde letztlich aus meiner Wahrnehmung heftig polemisiert.
Plötzlich wussten die selben Leute, dass PCR-Tests gar nicht funktionieren können und das waren auch gleichzeitig plötzlich Experten für Impfzulassungen wie auch für die Durchführung von Autopsien. Die Gemeinsamkeit war vor allem das Fehlen einer soliden naturwissenschaftlichen Bildung. Braucht man ja auch nicht, wenn man mit seiner Bauernschläue alles durchblickt.
Das Gegenstück waren dann sicher solche Aktionen wie die mit Kimmich, welche der Schwarzfahrer ansprach. Es gab auch nicht wenige selbsternannte Coronagauleiter, die plötzlich meinten, sich aufspielen zu können. Es gab sicher auch ungerechtfertigte Vermischungen von berechtigter Kritik gegen die Massnahmen mit Schwurblern.
Mich störten aber die Schwurbler. Das waren rückblickend vermutlich gar nicht so viele, aber sie waren verdammt laut. Auch dank sozialer Medien.
Ich habe aber als Personalverantwortlicher, wie schon beschrieben, zudem eine gewisse generelle Opposition bei gewissen Menschen erlebt,
Die waren gegen Masken, als sie während der Pandemie im Krankenhaus welche tragen sollten. Und sie waren für Tests von Patienten zu ihrer eigenen Sicherheit, als diese Tests nach der Pandemie nicht mehr durchgeführt wurden. In beiden Fällen war der Arbeitgeber der böse.
Es geht also offensichtlich um mehr als eine Epidemie, halt ums Prinzip. Dahinter scheint ein generelles Misstrauen bzw. fehlendes Vertrauen in die Fürsorge des Arbeitgebers zu stecken und ein besonderer Grad an persönlichem Freiheitsbedürfnis. So ähnlich ist dann vermutlich gegenüber dem Staat auch.
Dazu passt ja, das die kritischsten Parteien in Sachen Pandemie FDP und AfD waren. Die einen sind besonders freiheitsfreundlich, die anderen staatsfeindlich.
Ich hab mich letztlich auch öfters mit unserer Krankenhaushygiene angelegt, weil ich viele Massnahmen in meinem Bereich - ich verantworte vor allem die Behandlung seelisch schwer erkrankter und körperlich meist relativ gesunder Menschen - nicht verhältnismäßig und nützlich fand. In der Psychiatrie haben die Masken die Behandlung in der Kommunikation mit Patientinnen und im Team schwer behindert, obwohl körperlich oft mur eine geringe Gefährdung vorlag. Auch Verbote von Gruppentherapien fand ich nicht verhältnismäßig .
Vieles lies sich aber vermitteln und die , auch oft streitbare Debatte, hab ich auf einem vollkommen anderen Niveau wahrgenommen, als mit und um solche Kasper wie den pensionierten Amtsarzt Wodarg oder anderen Geschichten.
Letztlich aber mein Learning: Ich würde auch deutlich auf mehr freiwillig setzen und Ge- oder Verbote wesentlich vorsichtiger einsetzen.
Dennoch: Du erwähntest Deinen Kaffee in Spanien. Die hat es aus meiner Erinnerung initial deutlich härter getroffen in der Pandemie, die hatten auch wesentlich strengere Maßnahmen mit richtigen Ausgangssperren. Das schien relativ geräuschlos von statten gegangen zu sein und dann konnten sie auch früher wieder zur Normalität zurück. Vielleicht war auch das Problem, das es uns zu gut ging.
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Ich habe aber als Personalverantwortlicher, wie schon beschrieben, zudem eine gewisse generelle Opposition bei gewissen Menschen erlebt,
Die waren gegen Masken, als sie während der Pandemie im Krankenhaus welche tragen sollten. Und sie waren für Tests von Patienten zu ihrer eigenen Sicherheit, als diese Tests nach der Pandemie nicht mehr durchgeführt wurden. ....
Das stimmt. Allerdings gibt es nicht nur eine generelle Opposition, sondern auch generelle Zustimmer.
Vielleicht war auch das Problem, das es uns zu gut ging.
Ich halte das auf jeden Fall für ein Problem.
Ich war 20-23 öfter in Italien, wo mehr oder weniger jede Familie Tote zu beklagen hatte.
Die Massnahmen dort wurden meinem Empfinden nach vollkommen akzeptiert und nicht von Bauernschlauen und Menschenfängern wie bei uns in Frage gestellt.
Könnte aber nicht sagen, ob das nur subjektives Empfinden war, da ich dort wie hier kein Fernsehen schaue und keine Einblicke in deren Soziale Medien hab.
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
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Letztlich aber mein Learning: Ich würde auch deutlich auf mehr freiwillig setzen und Ge- oder Verbote wesentlich vorsichtiger einsetzen.
Ich finde das gut, dass du es hier so formulierst. Ich hatte auch am Anfang auch echt Schiss vor diesem Virus, habe mich aber dann nicht von der Panik anstecken lassen. Beim Impfstoff hatte ich das Glück jemanden im meinem nahen Umfeld zu haben, der viele Jahre an Zulassungen von Sera und Impfstoffen beteiligt war.
Zitat:
Zitat von Antracis
Dennoch: Du erwähntest Deinen Kaffee in Spanien. Die hat es aus meiner Erinnerung initial deutlich härter getroffen in der Pandemie, die hatten auch wesentlich strengere Maßnahmen mit richtigen Ausgangssperren. Das schien relativ geräuschlos von statten gegangen zu sein und dann konnten sie auch früher wieder zur Normalität zurück. Vielleicht war auch das Problem, das es uns zu gut ging.
Ich habe mitbekommen, dass in Katalonien mehr gegen die Maßnahmen opponiert wurde. Die Katalanen scheinen ja grundsätzlich nicht so regierungsaffin zu sein.