@all: ehe hier rumspekuliert wird auf basis meiner duennen und eventuell unpraezisen angaben: hoert euch das interview an!
Ohne das Anhören des Interviews:
Alle Berichte derer, die hier in bestimmten Situationen plötzlich keinen Schmerz mehr spürten (Danksta, Flow, Sybenwurz) beruhen auf den Umstand etwas positives erlebt zu haben. Man könnte also auch mutmaßen, dass das Gehirn Drogen ausgeschüttet hat, um den kaputten Körper auszutricksen. Oder anders, der kaputte Körper sendet Signale ans Hirn, und selbiges blockiert die Aufnahmebereitschaft dafür.
Beim Zielsprint ist dies ja auch nichts anderes. Das Ziel vor Augen erlebt man Glücksgefühle.
Sendet das Gehirn also während des WK's ständig Signale an den Körper um ihn zu schützen, und selbiger ist gar nicht so kaputt wie man glaubt, oder sendet das Gehirn kurz vor Schluß Signale aus, die die Signale des kaputten Körpers überdecken Ist man beim Zielsprint bereits überm Grenzbereich und das Gehirn läßt dies zu, weils zugedopt ist?
Oder noch anders, wenn das Gehirn als erstes die Info gibt, dass der Körper kaputt ist, bevor er wirklich kaputt ist, müßte es die Situation des "Aufraffens im Training" bei dem man eigentlich kaputt und lustlos ist, aber nach dem Loslaufen feststellt dass man doch fit ist, weniger geben. Schließlich läßt ein das Gehirn hier glauben, man ist kaputt, obwohl mans nicht ist.
Bleibt die Frage, wer meldet sich zuerst: Der kaputte Körper, oder das Gehirn?
man muss mE sehr vorsichtig sein mit der trennung von geist und koerper.
nach noakes ist man nicht so kaputt wie das gehirn es einem glauben macht, um den koerper zu schuetzen. wobei "nicht so kaputt" schon wieder sehr subjektiv ist und daher eigentlich "noch mit ueberlebensreserven" lauten muesste.
Oder noch anders, wenn das Gehirn als erstes die Info gibt, dass der Körper kaputt ist, bevor er wirklich kaputt ist, müßte es die Situation des "Aufraffens im Training" bei dem man eigentlich kaputt und lustlos ist, aber nach dem Loslaufen feststellt dass man doch fit ist, weniger geben. Schließlich läßt ein das Gehirn hier glauben, man ist kaputt, obwohl mans nicht ist.
da vermute ich einen anderen hintergrund. unser koerper ist noch immer auf schutz vor unnoetigem verbrauch ausgeruestet.
So. Ich hab's mir mittlerweile angehört und finde es sehr interessant. Ergo sabbel ich mal vor mich hin, was mir so einfällt.
Die Details zu den Leistungstests zu erklären, fände ich jetzt zu kompliziert, aber die Theorie hat vieles, was mir gefällt. Den interessantesten Punkt finde ich den: "Das Gehirn setzt eine Grenze, die zu der erwarteten Belastung passt."
- man läuft ja beim Rennen gefühlt "voll" los. Nur ist das beim HM was anderes als bei 10K oder 100m
- ich laufe bei langen Läufen viel "schwerer" los, als wenn ich nur 10K laufe. Man weiß ja, was noch kommt
- wenn man den Wendepunkt erreicht hat, läuft es sich leichter
Der Kopf gibt einen Teil der Reserven frei. Aber nie 100%. Beim Sprint werden gerade mal 50% der möglichen Muskeln genutzt. Das ist ein purer Schutzmechanismus des Körpers. Den sollte man auch nicht bescheißen, Tom Simpson lässt grüßen. Der Körper legt die Grenze ja nicht willkürlich fest.
Was man aber tun kann, ist die Entscheidungskriterien beeinflussen. Eigentlich tun wir das immer im Training. Als ich vor 10 Jahren mit dem Laufen angefangen habe, hat mein Körper bei 6km in den Survivalmodus geschaltet. Dann hab ich das langsam ausgebaut und *bäm* mit nem 16km Lauf nen Quantensprung geschafft... Das Tempotraining war zu der Zeit ziemlich hart, das Renntempo hat sich immer recht locker angefühlt.
2h Laufen hat sich immer recht übel angefühlt. Nach vielen langen Läufen, auch vielen mit Tempo, sind "2h locker" eine Art verbesserter Kindergarten geworden. Warum?
- Die Ausdauer reicht locker für 3h im Schlappschritt ohne Trinken, ohne Essen. 2h sind dagegen ja nix.
- und wenn ich die 2h im 4:15er Tempo laufe... das ist 45sec/km schneller als beim 10K Rennen. Und das Tempo hab ich schon mal über nen Marathon durchgehalten
--> was folgert mein Kopf? 4:15 können wir freigeben, das passt. Zwischendurch auch mal was schneller, solange das Ankommen nicht in Frage gestellt wird.
Denn das ist der zentrale Punkt: Der Kopf kalkuliert meiner Erfahrung nach ziemlich gut, welches Tempo durchhaltbar ist. Und er kalkuliert natürlich auf der sicheren Seite.
Welche Faktoren gehen in die Berechnung mit ein?(hier die wichtigsten)
- Temperatur/Wetter
- Ernährung (was ist drin, was kommt während der Belastung)
- Tempo/Intensität
- Dauer/Strecke
Für mich ist die wichtigste Schlussfolgerung, dass man das Rennen simulieren muss. Nicht unbedingt die Dauer. Aber auf jeden Fall zwei Dinge:
- das Renntempo muss in Fleisch und Blut übergehen (Stichwort Fucking Marathon Pace)
- es muss einem im Training auch mal deutlich dreckiger gehen als im Rennen
Was gibt es da für Ansätze?
- Lauf im Renntempo ---> Ziel klar, Gewöhnung an Renntempo
- Intervalltraining ---> Schneller als renntempo --> RT wird easy
- Endbeschleunigung --> Man läuft voll in den Schmerz rein, zeigt dem Körper, wie's mit den Reserven aussieht
- lange GA Einheiten ---> man baut einfach den Komfortbereich zeitlich aus
- Koppeln im WK-Tempo --> wieder das Tempogefühl schulen
....
Eigentlich wenig neues, nur alte Dinge anders interpretiert. Vor allem zum Thema Laktat und Höhentraining. Echt mal anhören
Was folgere ich für mein Training?
Man muss den Körper auf die eigentlichen Limiter vorbereiten. Das ist viel öfter das Tempo, als man eigentlich meint. Nur Tempotraining tut ja weh...
Dieses Jahr mach ich das lustige Selbstexperiment, viele Intensitäten einzubauen. Zweimal die Woche wird flott gelaufen. Nix mit ellenlang GA aufbauen, ich mach auch keinen IM. Aber ständig im Renntempo rumbrettern macht auch Spaß. Was das für den Marathon bringt, wird man sehen. Aber die kurzen Rennen sind schon deutlich besser gelaufen. Und jetzt impfe ich mir noch 3:50 als MRT ein und gucke, was kommt!
Eigentlich wenig neues, nur alte Dinge anders interpretiert.
Das war auch mein erster Gedanke - aber grade diese differenzierten Interpretationen machen solche Gedanken interessant.
__________________ „friendlyness in sport has changed into pure business“
Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Eine Anmerkung zu den Konsequenzen für das Training: Noakes empfiehlt in Lore of Running durchaus eine Grundlagenphase mit überwiegend lockeren Läufen. Ganz klassisch setzt er darauf eine kurze (!) Phase mit erhöhter Intensität. Wie Dude oben erwähnt hat, erfolgen die Anpassungen an das intensive Training relativ schnell. Die erworbene Fitness kann aber nur über einen kurzen Zeitraum (Peak) gehalten werden. Danach geht es auch schnell wieder bergab. Diesen Punkt halte ich ebenfalls für sehr wichtig. Um den optimalen Zeitraum für das intensive Training zu finden, braucht es viel Erfahrung, sonst ist man am Wettkampftag schon wieder auf dem Weg nach unten.
Ein weiterer Punkt ist, dass mentale Techniken wie Visualisierungen etc. keine Spinnereien sind, sondern wichtige Trainingselemente.
nach noakes ist man nicht so kaputt wie das gehirn es einem glauben macht, um den koerper zu schuetzen. wobei "nicht so kaputt" schon wieder sehr subjektiv ist und daher eigentlich "noch mit ueberlebensreserven" lauten muesste.
deckt sich auch mit meinen erfahrungen, seit ich mit ner gruppe trainiere, die eigentlich immer Gas gibt und das bei niedrigem gesamttrainingsaufwand geht meine Leistungskurve deutlich nach oben. Am Anfang war ich mir sicher mir auf diese art und weise langfristig die lichter auszuschiessen und hab das nur aufgrund der Gruppendynamik mitgemacht.
Ich hab grad ne woche mallorca hinter mir (6 Tage mindestens 50% des Trainings im Wettkampftempo), da würde jedes lehrbuch sagen der spinnt, trotzdem hab ich dort gut aufgebaut. Habs gerade gestern auf meiner Berglaufrunde gemerkt, die lauf ich normalerweise nur einmal (mit mühe), gestern zweimal, und das nachdem ich seit Freitag die Runde jeden Tag gelaufen bin.