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Alt 07.08.2013, 08:43   #217
Nordexpress
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Zitat:
Zitat von DEJO Beitrag anzeigen
Oha -- das sieht wahrlich verlockend aus
Wieviel starten denn da so ungefähr ?
40-50 würd ich sagen
Es gibt 'n nettes Video von 2012, da kannst Dir nen Eindruck verschaffen.
http://www.youtube.com/watch?v=wNNZB...ature=youtu.be
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"Ich weiß noch, wie der Jochen kurz vor Brest gekotzt hat"
"Wieso? Hatte er Magenprobleme?"
"Nein, ihm tat das Knie weh."
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Alt 07.08.2013, 08:44   #218
pioto
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Zitat:
Zitat von DEJO Beitrag anzeigen
Oha -- das sieht wahrlich verlockend aus
Wieviel starten denn da so ungefähr ?
Moin,

so um die 60 Leute würde ich dieses Jahr dort am Start vermuten. Neulich waren 51 auf der Startliste.
pioto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2013, 11:59   #219
DEJO
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Zitat:
Zitat von Nordexpress Beitrag anzeigen
40-50 würd ich sagen
Es gibt 'n nettes Video von 2012, da kannst Dir nen Eindruck verschaffen.
http://www.youtube.com/watch?v=wNNZB...ature=youtu.be
Sehr schön ! Kurze Passagen erkannt (Nesque Schlucht) und natürlich den kleine Pioto
DEJO ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2013, 17:45   #220
pioto
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Beiträge: 1.830
Schneller, höher, weiter...

so lautet das Olympische Motto. Da es in meinem fortgeschrittenen Alter weder mit „schneller“ noch mit „höher“ viel werden wird, habe ich mich auf das „weiter“ verlegt und bin inzwischen bei 1400 km angekommen. Oder genauer: 1418 km vom nördlichen Stadtrand Londons bis in die Außenbezirke von Edinburgh und dann wieder auf großteils gleicher Strecke retour nach London.

Zeitvorgabe: max. 116h 40 min, was einem Schnitt von ca. 12 km/h brutto entspricht. Dies ist noch etwas langsamer als bei anderen Langstreckenbrevets wie Paris-Brest-Paris (PBP), wo ein Schnitt von 13,3 km/h geschafft werden muss. Aber erstens ist London-Edinburgh-London, ich vergaß ganz, den Namen zu erwähnen, 200 km länger als das bekanntere Pendant in Frankreich und zweitens auch um einiges schwerer zu fahren, denn die Anstiege sind m.E. doch erheblich anspruchsvoller und etliche davon auch richtig lang.

Am Samstag, den 27.7. musste man sich für das Event registrieren, also Anreise an diesem Tag per Flieger mit der Luxusairline Easyjet, bekannt für ihren guten Bodenservice, der aus zwei geöffneten Schaltern bestand, die für die drei zeitgleich abgehenden Flüge ab München großzügigerweise geöffnet wurden. In der gewaltigen Schlange fanden sich noch zwei weitere Randonneure, was in mir sofort Pläne für eine Taxisymbiose am Zielflughafen auslöste. Zumal sich etwas später noch ein vierter Kollege zu erkennen gab. Der langsamen Abfertigung zum Trotz klappte alles leidlich und mit 30-minütiger Verspätung starteten wir Richtung London, wo unsere Gruppe sich erst per Bus dem Ziel annäherte und für die letzten 15 km zwei Taxis teilte.

Am Startort herrschte bereits reges Treiben, überall wurden Räder zusammen geschraubt und getestet und letzte Feinarbeit geleistet. Schon bald war ich von meinem - wie es die anderen deutschen Randonneure später nannten - taiwanesischen Fanclub umringt, mit dem ich im Ziel bei PBP auch kurz geplaudert hatte und die entzückt waren, mich wiederzutreffen. Meine strenge Ermahnung, dass die versprochenen Fotos bis heute nicht angekommen seien, wurde mit einem seltenen asiatischen Lächeln quittiert und ich musste meine eMail-Adresse in das ansonsten komplett chinesische Handy eingeben. Bin gespannt, ob man von denen je wieder etwas hört. Es waren sicher um die fünfzehn mir persönlich bekannte Teilnehmer aus Deutschland und anderswo vor Ort, sodass man sich gleich menschlich angesprochen fühlte.


Hier gibt's nicht nur geschniegelte Triathleten, sondern echte Männer!

Vor der eigentlichen Tour findet noch ein fakultativer Prolog durch den Stadtkern von London zum Startort statt. Diese Einführungsetappe wollte ich unbedingt fahren, da man nicht allzu oft im Leben die Gelegenheit haben wird, am Sonntag Morgen durch ein fast verkehrsfreies London fahren zu können. Soweit die Theorie. Da im Prolog über 30 km zu bewältigen sind, ist es nicht sinnvoll, am eigentlichen Startort zu übernachten, sondern lieber in Citynähe. Da hatte ich im Vorfeld zu einem netten jungen Mann namens Harryhirsch77, einem ausgewiesenen Kenner der englischen Pubszene, Kontakt geknüpft und bin bei ihm im schönen Stadtteil Wimbledon untergekommen. Leider leistete ich mir einen ziemlichen Navigationslapsus und stieg bei strömendem Regen zwei Stationen zu früh aus der U-Bahn, was neben dem temporären Ableben meiner Kamera auch völlig durchnässte Klamotten am Körper und im Rucksack zur Folge hatte. Am Pub „The Leatherbottle“ rief ich HH77 an, und er führte mich in seine schöne Wohnung gleich um die Ecke, wo er sich umgehend in der Küche mächtig ins Zeug legte, um mir meinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Nach einem Glas Bier und etwas Curry mit Reis bzw. einem Burger für HH77 ging es aus besagtem Pub zurück in sein Apartment, wo wir noch einige Zeit über Brevets fachsimpelten, bevor die Nachtruhe eingeläutet wurde, nicht ohne HH77s klare Ansage, dass er selbstverständlich um 4.30 Uhr aufstehen und mir ein Frühstück auf den Tisch stellen würde. Als ich um 4.45 Uhr die Küche betrat, stand bereits ein Teller mit 3 Spiegeleiern an meinem Platz, Haferbrei plus diverse Toasts und vieles mehr. HH77, nochmals herzlichen Dank für die geniale Unterkunft und tolle Bewirtung. Leider musste ich mich etwas sputen, denn um 5.45 Uhr war Treffpunkt auf „The Mall“, das ist die rote Straße, die direkt auf den Buckingham Palace zuführt. Da meine auf Papier ausgedruckte Wegbeschreibung dorthin leider den Unbilden des Wetters zum Opfer gefallen war, malte mir HH77 einen Plan auf ein A4-Blatt, natürlich genau maßstabsgetreu. Erst über winkelige Straßen ging es schon bald geradeaus auf die Themse zu und von dort die endlose Fulham Road hinunter. Mit hechelnder Zunge kam ich nach einigen Umwegen um 5.45 Uhr am Treffpunkt an, wo bereits 300 weitere Teilnehmer auf den Start warteten.

Nachdem der Veranstalter einige Fotos aufgenommen hatte, erfolgte um kurz nach 6 Uhr (meine Eile war völlig unnötig gewesen) der Start zu einer ziemlich ätzenden Tour durch die Stadt. Leider waren nur Westminster Abbey, Parlamentsgebäude, Big Ben-Turm (ich weiß, die Glocke heißt so) und der gute olle Nelson am Trafalgar Square zu sehen, und noch St.Paul's. Aber keine Towerbrücke und andere interessante Sehenswürdigkeiten. Halt, das Riesenrad London Eye war auch kurz erkennbar. Trotzdem: das Ganze entwickelte sich zu einem chaotischen Spurt von Ampel zu Ampel. Wir hatten keine grüne Welle und waren schon bald auf 8 oder 10 Gruppen verteilt, mussten wegen gesperrter Straßen über Gehwege fahren. Not my cup of tea. Zum Glück sind 30 km nicht so weit und um 7.45 Uhr waren wir am Start, wo es ein (für mich zweites) Frühstück gab, denn um 8.15 Uhr war für mich der Startschuss zur „richtigen Tour“.


Prolog: alle möglichen und unmöglichen Räder sind vertreten. W15 schaffte es leider nicht ins Ziel. Sein Rad hat die Besonderheit, dass man für eine kleinere Entfaltung bergauf rückwärts treten kann. Wenn man's denn überhaupt kann...

Im Startbereich wurde ich von einer Frau um die 40 von unten angequatscht, Frau Fitschigogeler. Wir bedauerten beide den Umstand, dass ihr werter Gatte durch einen Fahrradunfall aktuell unpässlich war und derzeit nur für Wanderungen zur Verfügung steht. Mitten im Gespräch fuhren die anderen auch schon los, das Brevet hatte begonnen. Wie immer schlugen einige Fahrer direkt ein ziemliches Tempo an und waren schon bald außer Sichtweite, aber im Großen und Ganzen wurde, der langen Strecke angemessen, gesittet gestartet. Über hügeliges Terrain fuhren wir durch die Vororte von London Richtung Norden und der ersten Kontrolle St. Ives nach 99 km. Das Wetter hätte nicht besser sein können. Nach 20-30 km plötzlich ein ziemliches Radfahrerchaos auf der Straße: wir waren mitten in die RTF London-Cambridge hinein geraten. In Viererreihe wälzte sich ein fetter Wurm über die linke Seite der englischen Landstraße, bis zum Glück ein Helfer der RTF rief: Cambrige right, Edinburgh left. Ab da hatten wir unsere Ruhe.

Ich war wie so oft (in der Anfangsphase wohlgemerkt) mit Horst S. unterwegs, der bei Tempo 35 (wir hatten auf dem ganzen Hinweg einen schönen Rücken- und auf der Rückfahrt entsprechend Gegenwind) peinlich auf einen zweistelligen Puls achtete. Mit ihm fuhr ich bis zur ersten Kontrollstelle, wo wir stempelten, gemütlich aßen, etwas Wegzehrung aufnahmen und zur nächsten Kontrollstelle aufbrachen. Die Strecke wurde jetzt schon langsam flacher, und wir wussten, dass uns insgesamt 150 km mit nur 300 HM erwarteten. Beste Verhältnisse für Drücker wie Horst und mich. Vor allem auch beste Verhältnisse, um über die Verhältnisse zu fahren. Für die nächsten 81 km nach Kirton (km 180) brauchten wir nicht lange, schätze 2:30h netto. Dann der erste Fehler, der mich später Zeit kosten würde: die Kontrolle ist gesteckt voll, man müsste 30 min. anstehen, um etwas zum Essen zu bekommen. Wir entscheiden uns für eine schnelle Suppe und verzehren diese in der Turnhalle, wo eine komplette Kapelle mit Blasmusik und eigenwilligen Interpretationen älterer Hits für Stimmung zu sorgen versucht. Mir scheint zunächst, als hätte die Suppe zum Stillen des Hungers gereicht, aber viel später
merke ich, dass ich zu wenig gefuttert habe.


Typische Verpflegungsstelle

Durch den vergleichsweise kurzen Stopp haben wir etliche Leute hinter uns gelassen und können uns auf eine einigermaßen leere Kontrollstelle in Market Rasen (km 246) freuen. Einigermaßen erstaunt sind wir, die nun wirklich nicht viel Zeit verplempert hatten und immer zügig gefahren waren, als Gerhard P., ebenfalls Osterdorfer Fahrer, im Rückspiegel auftaucht, was bedeutet, dass er uns bereits eine Stunde aufgebrummt hat. Wie ging das bitte?!? In Market Rasen scheint man leider auf Gäste nur bedingt eingerichtet zu sein. Menü 1 ist bei unserer Ankunft vergriffen, Menü 2 heißt Fish und Chips. Das nehme ich. Es gibt ein
schönes Stück Fisch, mit 15 kleinen Pommes Frites. Hallo!?! Ich frage nach, ob es eventuell möglich wäre, ein paar Kartoffeln extra zu bekommen. Nee, ist es nicht. Ziemlich enttäuschend. Ich esse wieder am unteren Limit, nehme mir noch eine Kleinigkeit für unterwegs mit und: jetzt regnet es zum ersten Mal. Wir warten den Schauer ab und fahren nach wenigen Minuten in passablem Wetter weiter. Wir sind inzwischen zu viert, alles langjährige Randonneure aus Osterdorf, auch Jörg K. auf seinem Fixie leistet uns Gesellschaft und berichtet von seiner Fahrt vor vier Jahren, als er als Erster im Ziel war (einen Schnellsten gibt es bei Brevets offiziell nicht). Die Straßenverhältnisse werden Richtung Pocklington (km 338) immer schlechter. Wir fahren durch eine Pfütze mit 20 cm Tiefe, 10 m Breite und 40 m Länge. Immer häufiger liegen Kies und Matsch auf der Fahrbahn. Zum Glück ist es noch hell, denn man möchte sich gar nicht ausmalen, was in der Dunkelheit so alles passieren könnte.

Ich bin bei km 300 in einem fetten Hungerast und sage den anderen, dass ich das Tempo nicht mehr halten kann. Die Einkehr in einem Pub für ein Radler (Alster) und ein Cola, von dem ich seit einer guten Stunde träume, wird jetzt immer konkreter. Nach einer steilen Abfahrt, saugefährlich mit kiloweise Kies und Dreck auf der Fahrbahn kehre ich in einem Pub ein. Sehr empfehlenswerter Laden mit netten Gästen. Wir bespaßen uns dort gut 20 Minuten auf das Trefflichste, dann nehme ich die Verfolgung meiner Gruppe wieder auf. Um 21.45 Uhr komme ich in Pocklington an, wo die anderen gerade mit dem Essen fertig sind und bald aufbrechen wollen. Ich esse ebenfalls, entscheide mich aber dafür, schon hier zu schlafen. Ich lege mich für gut 3h in die Turnhalle, wo außer mir nur 15 Figuren auf Luftmatratzen liegen. Ohrenstöpsel und Schlafbrille leisten gute Dienste, ich befinde mich für 3h im Tiefschlaf. Als ich gegen 2:30 Uhr geweckt werde, ist die Turnhalle komplett voll, was bedeutet, dass während meines Nickerchens 250 weitere Leute dazu gekommen sind. In der Kantine frühstücke ich ausgiebig und sehe eine Schlange von weiteren 10 Leuten, für die momentan keine Matratze zur Verfügung steht.

Gut erholt fahre ich weiter, es ist trocken, die Straßen vorläufig in Ordnung. Das ändert sich jedoch schon wenig später: kleinste Straßen mit ständigen Richtungswechseln und jeder Menge Schlaglöchern erschweren die Fahrt. Dann ein Schild: 17% Gefälle. Ich denke mir noch: „Häh, das sind doch höchstens 8%“, als es plötzlich fast senkrecht nach unten geht, und zwar im dunklen Wald. Ganz unten scheint eine Kurve zu sein, schwer zu erkennen. Ich höre einen Warnruf „slow down, slow down“ was mir einen evtl. Sturz erspart hat, denn unten in der 90 Grad Biegung steht ein englischer Fahrer, der diese Kurve nicht erwischt hat, sondern mitten in einen riesigen Heuballen hineingerauscht war. Hüft- und Rippenprellung, blaue Flecken, bisschen Tapete runter - das Übliche. Er wartet auf den Sonnenaufgang, um sein ramponiertes Hinterrad provisorisch zu zentrieren und es so zur nächsten Kontrollstelle zu schaffen. Besonders perfide an dieser Kurve war, dass eine schmierige Mischung aus nassem Sand und Kies ganz außen kaum Haftung ermöglichte. Ich höre später, dass einige in dieser Kurve geradeaus gefahren sind. Warum dort kein Warnschild stand, ist mir unverständlich!

Von hinten fährt irgendwann Manuel J. auf mich auf, ebenfalls ein Bekannter aus Osterdorf. Mit ihm fahre ich ein gutes Stück. Er testet auf diesem Abschnitt, ob ein iPhone noch funktioniert, wenn es bei Tempo 35 vom Rad auf den Asphalt fällt. In seinem Fall ging das Telefon tatsächlich noch. Manuels Tempo ist mir auf Dauer doch zu hoch, und er verabschiedet sich nach vorne. Ich würde ihn allerdings noch des öfteren unterwegs treffen.

Für den zweiten Tag habe ich mir eine neue Schlafstrategie ausgedacht: nach jeder Mahlzeit 10-15 Minuten Powernapping, um die größte Müdigkeit zu vertreiben. Diese Methode bewährt sich ganz ausgezeichnet, ebenso wie der Umstieg auf Milch als Getränk in den Verpflegungsstationen. Ab hier versuche ich in jeder „Labe“ (ich liebe dieses Wort) einen Liter Milch zu trinken. Auch wenn Ernährungsexperten wie pinkpoison auf dieses Getränk schimpfen: es enthält jede Menge Eiweiß und auch Kohlenhydrate und ist für mich super verträglich. Bis ins Ziel trinke ich ab hier schätzungsweise 10 Liter dieses köstlichen Getränks, teils unter heftigem Kopfschütteln und ungläubigem Staunen der freiwilligen Helfer.

In Barnard Castle (km 468) treffe ich Martin aus dem Flugzeug wieder. Er hat Probleme mit der Navigation und möchte ungern alleine weiter fahren. Somit beschließen wir, gemeinsame Sache zu machen. Es folgt der längste Anstieg der gesamten Tour, nämlich über Yad Moss, das legendäre hochalpine englische Skigebiet, nach Alston. Nicht steil, aber doch sehr lang. Schon nach etwa einer halben Stunde überkommt Martin die Müdigkeit, was ich aber nicht ganz mitkriege. Ich warte 10 Minuten auf ihn, aber er bleibt verschollen. Somit fahre ich alleine weiter Richtung Brampton (km 550), die m.E. beste Kontrollstelle überhaupt. Steckdosen für das Navi, super Essen, Milch, frisches Obst und Riegel, alles da. So lässt es sich aushalten. Also Essen und Powernap. Martin trudelt inzwischen auch ein, er musste sich ein Viertelstündchen neben der Straße hinlegen, war plötzlich müde geworden.


Ja, ist denn jetzt schon Nikolaus?

Auf dem Programm steht nun die nächste Etappe nach Moffat (km 624). Eine nicht gerade attraktive Strecke auf größeren Straßen, aber Spaß macht sie trotzdem, denn mir geht es jetzt blendend und ich fahre mit Martin locker an einer Gruppe von ca. 8 Leuten vorbei. Ein Teil hängt sich rein und bleibt dran, nach Lockerbie (ja, das mit PanAm) fahren wir in dieser ca. 10er Gruppe bis Moffat. Tempo immer schön 40 km/h bei Rückenwind. Ich hätte noch Stunden so weiter fahren können - das denkt man zumindest immer - leider kommt die Kontrolle. Es sind noch 81 km bis Edinburgh, und jetzt erwartet und ein weiterer längerer Anstieg mit ca. 250 Höhenmetern.

Die Helfer in Moffat berichten uns von einem sintflutartigen Regenschauer eine Stunde zuvor, den wir somit genau verpasst haben. Wir erfreuen uns an schönstem schottischen Sommerwetter und brechen nach 45 min. Rast gen Wendepunkt auf. Es folgt einer der schönsten Abschnitte durchs schottische Mittelgebirge: erst 11 km leicht bergan zur „Devil’s Beeftub“ und anschließend durch ein ca. 30 km langes Tal. Wir sind immer knapp vor dem Regen dran, maximal tröpfelt es ein bisschen. Die Fahrt durch die Vororte und zur Kontrollstelle bei Edinburgh (km 705) ist nicht gerade übersichtlich und alles andere als flach (Edinburgh ist wie Rom auf sieben Hügeln erbaut worden, las ich irgendwo). Um 23.00 Uhr ca. sind wir in Edinburgh und ich würde am liebsten direkt weiterfahren, weil's mir super geht. Martin jedoch möchte mehrere Stunden schlafen. Ich erkundige mich bei 3 oder 4 Leuten, ob es in der nächsten Kontrollstelle eine Schlafmöglichkeit gibt. Alle verneinen dies, obwohl ich in der Ausschreibung davon gelesen zu haben meine. Ich entschließe mich für einen Kurzbesuch des Matratzenlagers (30 min.). Trotz dieses kurzen Schlafpäuschens fühle ich mich ganz gut, treffe noch 2-3 Bekannte im Speisesaal, mit denen ich mich kurz unterhalte. Auch Teile meines taiwanesischen Fanclubs sind vor Ort, und machen, eigentlich ganz untypisch für Asiaten, von allem und jedem Fotos. Das Wetter ist trocken, und so breche ich in die Nacht auf zu einer hügeligen Etappe ins 42 km entfernte Traquair (km 747).

Teil 2 in Kürze
pioto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2013, 17:55   #221
pioto
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London - Edinburgh - London
Teil 2:

Nach einer längeren Abfahrt folgen einige üble kurze Stiche und eine ziemlich nervende Fahrt durch diverse Wohngebiete. Hier erblicke ich auch eine der ca. 10 Tankstellen, die ich auf der ganzen Strecke zähle. Wo tanken die Briten eigentlich, frage ich mich. Genau wie in Frankreich oder im Schweizer Jura? Der jetzt folgende längere Anstieg wird für mich sehr unangenehm. Die Müdigkeit schlägt plötzlich voll durch. Ich kann das Rad kaum gerade auf der Straße halten, schiebe zwischendurch mal 500m, um wieder wacher zu werden. Richtig helfen tut dies nicht. Nach endlosen 3h+ und einer wegen Übermüdung lebensgefährlichen Abfahrt zur Kontrolle komme ich gegen 4.15 Uhr (?) in der Kontrolle Traquair an.

Ich staune nicht schlecht, als dort wieder Bekannte aus Osterdorf sitzen, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. Uwe S., seines Zeichens Finisher eines 20fachen Ironman und sein mir namentlich nicht bekannter Kumpel hocken bei einer Tasse Kaffee zusammen und bereiten sich auf ihre Abfahrt vor. Beide fallen vor Lachen fast vom Stuhl. Die nächtlichen Stunden eines Brevets haben schon etwas Surreales und Komisches. In der Kontrollstelle ist ein riesiges Kuchenbüfett aufgebaut, dass wohl selbst die 1000 Starter kaum knacken werden. Lust auf den Kuchen verspüre ich nicht, aber ich verdrücke trotzdem ein Stück, damit nicht so viel übrig bleibt. Traquair ist die für den dort angebotenen Malt Whisky bekannte Kontrolle, die, wie ich schon sehr bald feststelle, DOCH über Betten verfügt, wenn auch nur wenige. Aber die sind alle frei. Wenn, aber, hätte. Ich entscheide mich für ein weiteres Ruhepäuschen von 45 min. und denke mir, dass ich auf diesem Abschnitt wegen schlechter Informationspolitik richtig Zeit liegengelassen habe. 3h am Stück pennen wären schon fein gewesen.

Als ich nach 45 min. Nirwana wieder aufstehe, sehe ich Manuel beim Frühstück, neben ihm eine Truppe aus vier Norddeutschen, mit denen er gerne weiter fahren möchte. Ich schließe mich an, auch wenn ein Plattfuß die Abfahrt erst einmal kurz verzögert. Von Traquair geht es erst einmal ein gutes Stück (ca. 200 HM?) bergauf, und die Truppe kommt sehr unterschiedlich in Schwung. Oben warten wir auf zwei Fahrer, und Manuel beschließt, mit einem Schweden alleine weiter zu fahren. Wir folgen auf einer langen Abfahrt und welligem Terrain mit geringem Abstand und erreichen schon bald Eskdalemuir (km 794) eine weitere sehr kleine Kontrolle, die verhindern soll, dass über ein Flachstück Richtung Heimat abgekürzt wird. Eine top Verpflegungsstation mit Zwiebelpasteten, Suppe, Milch, erstmals auch käuflich erwerblicher Cola u.v.m. Dort werden aus geplanten 20 doch mal schnell 40 Minuten, weil's so gut mundet.

Schließlich machen wir uns in der Fünfergruppe auf nach Brampton (km 851), die wie schon erwähnt beste Kontrollstation. Dort freuen sich einige auf ihre Dusche und die dort deponierten Klamotten (jeder Starter konnte zwei „Wechselbeutel“ unterwegs deponieren lassen). Ich mache mir nicht viel aus Duschen unterwegs, lieber nutze ich die Zeit zum Schlafen und Essen. Also Ranzen vollhauen, den obligatorischen Liter Milch trinken, Riegelkontingent nachfüllen, und ab dort versuchte ich immer, 2 Äpfel mitzunehmen, für den kleinen Hunger unterwegs. 1 Apfel alle 25-30km reicht, um von Labe zu Labe zu überleben und dort dann wieder richtig zuzuschlagen.
In Brampton treffe ich noch meinen Spezl Roger und dessen Kumpel Stefan. Beide waren in einem Höllentempo Richtung Norden gefahren, mussten aber aufgrund von Stefans Knieproblemen für die Rückfahrt zwei Gänge zurück schalten. Roger macht sich abreisefertig, stopft die insgesamt sechs Taschen seiner beiden Radtrikots randvoll, um schließlich festzustellen, dass die Träger der Radhose noch um den Hintern herum baumeln. Kommando zurück und alles nochmals von vorne. Aber trotz Knieschmerzen und Schwierigkeiten mit der Ausrüstung kommen die beiden noch schneller vorwärts als unsere Truppe.


Der sog. Bagdrop einmal wörtlich. Man hatte die Möglichkeit, zwei Taschen unterwegs zu deponieren, für frische Kleidung, Nahrung etc. Eigentlich bei Randonneuren verpönt, einen nutzte ich selbst. Kann ich aber auch gut drauf verzichten.


Wer hat eigentlich jetzt noch Lust, diese beknackte Mischung aus Radfahren, Essen und Schlafen weiter zu verfolgen? Vermutlich niemand. Ich schreibe trotzdem für meine eigene Erinnerung weiter.


Von Brampton aus schließt sich schon bald die zweite Überquerung von Yad Moss mit etlichen 100 Höhenmetern an. Es beginnt in Alston mit einem >20% Kopfsteinpflaster auf ca. 300m, das ich lieber hochschob, und setzt sich anfangs steil, dann abflachend über viele Kilometer fort. Die Straße ist mit überfahrenen Kaninchen und Vögeln übersät, hin und wieder grüßt ein totes Schaf am Fahrbahnrand. Wirklich auffallend die hohe Anzahl überfahrener Kleintiere in Nordengland und Schottland, scheint deutlich mehr davon zu geben als in Deutschland. Ich rechne damit, dass am Ende der schönen Abfahrt die nächste Kontrolle auf uns wartet und bin schockiert zu hören, dass es noch über 30 km nach Barnard Castle (km 933) sind.

Tolles Bild von Randonneur-Urgestein Ivo Miesen bei Yad Moss. Bei uns sah's leider nicht ganz so spektakulär aus:


Freundlicherweise hat der Veranstalter eine Ortsdurchfahrt durch das wirklich sehenswerte Zentrum gelegt, und dabei genussvoll einen 200m langen >15%er eingebaut. Da kommt Freude auf. Zum Glück für den geneigten Leser kann ich mich an wenig Details dieses Abschnitts erinnern, und so weiß ich nicht mehr, ob mich ein Auto mit extrabreitem Anhänger hier oder in Thirsk (km 1000) beinahe ins Jenseits befördert hätte. Da fehlten nur wenige Zentimeter. Jedenfalls war die Gruppe immer noch größtenteils zusammen, was das Fahren kurzweiliger machte. Teilweise kann man sich alleine nur schwer zum Weiterfahren motivieren, aber wenn man sieht, dass andere auch fahren, fährt man mit oder hinterher.


Noch ein Bild von Ivo Miesen: Howard Castle, man fährt mitten durch eine Schlossanlage hindurch. Ich leider beide Male in der Dunkelheit.

Bei km 1063 erreichen wir mitten in der Nacht Pocklington. Die kleinen verwinkelten Straßen kurz vor der Kontrolle nötigten mir eine Dauerschimpftirade von wenigstens 30 Minuten ab. Ständig ging es steil bergauf und bergab, ein Regenschauer zwang uns zu einem Stopp und wenn ich eins gelernt habe, dann ist es, sich in England bei einem Schauer unterzustellen. Nach 10 Minuten war der Spuk auch dieses Mal wieder vorbei. Zurück zu Pocklington: im an der Decke montierten Fernseher läuft passenderweise „Einer flog über das Kuckucksnest“ ob Absicht oder nicht, keine Ahnung. Jedenfalls passt Mancinis „Ich bin müde“ wie der Arsch auf den Eimer, was mir trotz aller Müdigkeit ein Schmunzeln abnötigt. Wir vereinbaren, ca. 3h zu schlafen und gegen 5 Uhr abzufahren. Noch rechnen wir damit, bis Mitternacht im Ziel zu sein, was für 350 km durchaus realistisch zu sein scheint.

Auf also nach Market Rasen (km 1153). Als wir ankommen, herrschen ähnliche Verhältnisse wie auf dem Hinweg. Nix zu essen da. 3 Croissants sind noch übrig, die streng rationiert werden. Dann erlebe ich die einzige unfreundliche Person der gesamten Veranstaltung: der ca. 1,60m große Küchenchef pöbelt Fahrer und Mitarbeiter im Akkord an. Er fragt mich, ob ich eine Suppe möchte. Ich bejahe dies. Er sagt mir: „Fünf Minuten“. Nach 20 Sekunden kommt er: „Fertig“. Ich entgegne: „Oh, schön, das waren die schnellsten 5 Minuten meines Lebens“. Er pflaumt mich an „Willst du die Suppe jetzt oder nicht? Ich habe nicht ewig Zeit, mit dir rumzustreiten“...Nun ja. Ich dachte, dass es vielleicht meine Müdigkeit ist, aber dann schimpft er wahllos zwei oder drei Mitarbeiter wegen nichtiger Vergehen bei der Küchenarbeit aus, um später nochmals zu mir zurückkommen und meinen Nachschlag mit ein paar Frechheiten zu kommentieren. Das englische Radsport-Forum ist voll mit negativen Bemerkungen über diese eine Kanaille.

Suboptimal gestärkt setzen wir, inzwischen zum Trio Thomas, Henning und ich dezimiert, die Fahrt nach Kirton (km 1219) fort. Wir liegen seit geraumer Zeit ca. an Position 120 von 1000 Startern und zu diesem Zeitpunkt verschiebt sich nicht mehr viel. Es kommt eine lange Fahrt an einem Kanal entlang, eine Mischung aus Elbdeich und Loiretal, und erstmals regnet es 2h am Stück, bzw. fast, denn meine Begleiter ziehen mehrmals die Regenjacken an und aus. Ich habe noch nie den Sinn von Regenjacken verstanden, somit verschwende ich damit auch keine Zeit. Nass wird man ohnehin, wenn's warm ist, macht mir die Nässe nix aus. Bei Kälte ist's was anderes, schon klar. Die Fahrt plätschert vergleichsweise ereignislos durch den langweiligsten, komplett flachen Streckenabschnitt vor sich hin. Mir ist das so trotzdem Recht, ich bin zu diesem Zeitpunkt an Steigungen und sonstigen vermeintlichen Highlights nicht sonderlich interessiert.


Deutsche Kollegin in ihrem Velomobil am Kanal

In der Nähe sehen wir einen französischen Fahrer, der gerade unbeabsichtigt dabei ist, seine Regenjacke im Hinterrad zu häckseln. In letzter Sekunde bemerkt er dies und kann Schlimmeres verhindern. Dieser Radfahrer wird einige Stunden später mit neuen Radschuhen und Pedalen an der Kontrollstelle St.Ives auftauchen. Warum? Ihm war während der Fahrt ein Speedplay-Pedal in eine Wiese am Wegesrand davon geflogen. Sehr kleines Teil und recht speziell. Da war der örtliche Radhändler nicht drauf eingerichtet. Aber gerne verkaufte er ihm neue Schuhe & Pedale. Über den Preis wollte der Geschädigte sich auf gar keinen Fall äußern.

In Kirton sitzen sehr wenige Fahrer in der Kantine, Wartezeiten gibt es keine. Wir essen wieder und erfahren von einem Helfer, dass es in England jährlich nur 3 Tage mit 24h Dauerregen gibt. Er will das Thema noch deutlich vertiefen, aber Henning, Thomas und ich wollen weiter nach St.Ives, der letzten großen Kontrollstelle. Ein Blick auf die Uhr sagt uns, dass es bis ins Ziel wohl eher 1 Uhr als Mitternacht werden wird. Das denken wir jedenfalls, bevor wir den Abschnitt angehen. Es herrscht auf diesen 81 km ein mörderischer Gegenwind, recht warm ist es auch und plötzlich auch wieder deutlich hügeliger. Bei einer der Umziehaktionen der beiden fahre ich schon mal voraus und werde bis St. Ives (km 1300) nicht mehr eingeholt. Jetzt sind es nur noch 120 km, eine mittlere RTF.

Als wir nach dem obligatorischen Essen & Trinken St. Ives verlassen, herrscht schönstes Wetter und wir freuen uns auf Great Easton (km 1373), eine reine Stempelstelle mit lediglich ein paar Tischen und minimalen Verpflegungsmöglichkeiten. Die ersten 30-40 km sind sehr schön. Nicht leicht, aber gut zu fahren, durch schöne Ortschaften, macht Spaß. Dann aber wird es dunkel und just in diesem Augenblick werden wir auf einen m.M. unverschämten Weg geschickt, der auch bei vielen Engländern berüchtigt ist: eine völlig sinnfreie Aneinanderreihung von Anstiegen und Abfahrten, die sich allesamt durch katastrophale Straßenverhältnisse auszeichnen. Keine Abfahrt kann schnell gefahren werden, überall gibt es tellergroße, tiefe Schlaglöcher. In der Dunkelheit ein Wahnsinn. Ich fluche wie 24h zuvor vor Pocklington permanent, nur reicht dieses Mal eine halbe Stunde nicht, vielmehr sind es eher 1,5h. Wir hatten auf einen Schnitt von 22 km/h gehofft, aber daraus wird bei weitem nichts. Zudem schleift irgendwas an meinem Hinterrad, allerdings finde ich nicht heraus, was es sein könnte. Thomas verabschiedet sich bei der kurzen Untersuchung meines Rads nach vorne, denn er hofft, unter 90h bleiben zu können. Henning bleibt an meiner Seite, was ich ihm hoch anrechne, denn meine Laune war unter aller Sau und außerdem war kurz darauf der Akku am Garmin leer. Das wären schön letzte 48 km geworden.

In Great Easton wird uns klar, dass wir wohl bis 2.30 Uhr brauchen werden. Uns wird eine recht einfache Strecke bis ins Ziel versprochen, worüber wir erleichtert sind. Fakt ist dann aber: es geht unentwegt bergauf und bergab, immerhin auf jetzt guten Straßen. Plötzlich sehen wir die Flieger im Anflug auf London Stansted, was ein sehr gutes Zeichen ist, denn jetzt kommt schon bald Epping und dahinter liegt Loughton. In unserer Müdigkeit drehen wir trotz Navi noch so manche Extraschleife, aber um 3.05 Uhr sind Henning und ich im Ziel - geschafft. Wir freuen uns auf ein Bierchen im Zielbereich und lassen die Karten abstempeln. Wir sind ca. als 120te im Ziel von letztendlich 800 Finishern (bei 1000 Startern).

Die Ankunft ist eine Antiklimax der heftigeren Sorte: kein Bier, kein Sekt, kein garnix, nur der auf Deutsch gesagt gleiche Scheißdreck, den es schon unterwegs überall gab. Das kann's doch nicht sein, liebe Veranstalter. Ich erkundige mich, was das soll. Man sagt mir, dass sie keinen Alkohol verkaufen dürfen. Das hätte ich auch gar nicht gewollt, vielmehr hatte ich mir erhofft, dass jeder Teilnehmer im Ziel ein Bierchen bekommt, so wie dies selbst im Weinland Frankreich bei PBP der Fall ist. Derweil marschieren sechs polnische Randonneure in den Speisesaal, unter dem Arm eine Flasche Schampus. Die haben es richtig gemacht. Egal, die Müdigkeit siegt letztendlich über den Ärger. Ich melde mich zu einem 6-stündigen Schönheitsschlaf in der Turnhalle ab, allerdings nicht, ohne vorher geduscht zu haben.

Dass mich das Orga-Team am nächsten Morgen eine Stunde zu früh weckt, ärgert mich wirklich nur kurz, denn schon bald sitzen ca. 10 deutsche Randonneure beim Frühstück und verarschen sich mit diesen und jenen Anekdoten gegenseitig. Sehr kurzweilig, leider muss ich schon um 10.30 Uhr zusammengepackt haben, denn mein Taxi kommt pünktlich für den Rückflug nach D. Etwas leichtsinnig, den Rückflug für Donnerstag zu buchen, aber im Hinblick auf das etwas maue Begleitprogramm des Veranstalters im Nachhinein eine goldrichtige Entscheidung.

Fazit: Heutzutage lesen ja viele nur noch das Fazit, zum Beispiel bei allen Tests von elektronischen Geräten blättert man direkt von Seite 1 auf Seite 5, um die Zusammenfassung zu erfahren. Ich möchte den Leser jedoch zur Lektüre dieses hochinteressanten Beitrags zwingen, und ziehe nur das Fazit, dass es eine erstklassige Veranstaltung war, die man jedem bedenkenlos weiter empfehlen kann. In vier Jahren werde ich voraussichtlich wieder mitfahren. Ganz vergessen habe ich jetzt jedoch, auf das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis einzugehen: 250 Euro all inclusive, ich habe unterwegs nur 1 Radler, 2 Cola und 1 Eis gekauft (zusammen weniger als 10 Euro). Verpflegung, Schlafmöglichkeiten, Duschen, technische Betreuung und sonstige Unterstützung durch Freiwillige: alles im Preis enthalten, und zwar wohlgemerkt über einen Zeitraum von maximal 5 Tagen und Nächten (der Sieger brauchte ca. 65h). Müsste die Hälfte eines Ironman-Startgelds sein.

Ein riesiges Dankeschön an alle Helfer, die bis zu 20h Tag und Nacht schufteten und diese Fahrt zu etwas wirklich Besonderem gemacht haben.

PS. Wer gar nichts zu tun hat, kann sich hier weitere Bilder ansehen:

https://picasaweb.google.com/1067113...EL2013Prologue
https://picasaweb.google.com/1067113...8LEL2013DayOne
https://picasaweb.google.com/1067113...13HumberBridge
http://fotoalbum.dds.nl/ivo_m/lel2013short/1
http://www.flickr.com/photos/2469302...7634921755265/
http://fotos.rennrad-news.de/s/14277
pioto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2013, 18:14   #222
fitschigogeler
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Benutzerbild von fitschigogeler
 
Registriert seit: 01.07.2009
Ort: Reutlingen
Beiträge: 1.756
Super! Alter Grantler.

Seufz...
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Andipositas
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Heavy Rotation: Suicide is painless
fitschigogeler ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2013, 18:21   #223
bellamartha
Szenekenner
 
Benutzerbild von bellamartha
 
Registriert seit: 30.05.2010
Beiträge: 6.126
Lieber pioto,

vielen, vielen Dank für diesen herrlichen Bericht! Ich liebe deine Beschreibungen der Irrsinnigkeiten, mit denen du deine Freizeit füllst und immer, wenn ich deine Berichte lese, denke ich, dass es schön wäre, so was zu tun. Leider müsste man sich dazu auf ein Fahrrad setzen... geht also nicht.

Danke!
J.
bellamartha ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2013, 18:30   #224
Kiwi03
Szenekenner
 
Benutzerbild von Kiwi03
 
Registriert seit: 09.03.2009
Ort: Münster
Beiträge: 4.922
Hi Pioto, geiler Bericht, vielen Dank.

Beim Lesen könnt ich mich manchmal echt krümeln. Der Fitschi hat wohl genauso gelitten daheim am Rechner.

Alles gute und bleib heile.

Peter
__________________
on Tri since 1986..
Kiwi03 ist offline   Mit Zitat antworten
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