zweitens, daß Religion keine wissenschaftliche oder historische Theorie im modernen Sinne ist und auch nicht daran gemessen werden muß
Es spielt eigentlich keine Rolle, ob die Religion sich selbst als "wissenschaftliche oder historische Theorie im modernen Sinne" versteht. Sie muss sich dennoch an diesem Maßstab messen lassen. Religion kann nicht einfach per Dekret festlegen, dass alle wissenschaftlichen oder historischen Nachprüfungen zu unterlassen seien.
Es gibt übrigens keine "christliche Historie" oder "christliche Wissenschaft", sondern es gibt nur "Historie" und "Wissenschaft". Entweder Jericho existierte zum Zeitpunkt X, oder nicht. Keine Argumentation wird daran etwas ändern.
Zitat:
drittens, daß die Religion wesentlich eine praktisch ethische Lehre und von da aus zu beurteilen ist
Du meinst vermutlich die christliche Religion? Gehört dazu auch die Sklaverei, oder die Geringschätzung der Frau, oder die Todesstrafe, oder die Steinigung bei Ehebruch, oder das Abhacken von Händen, oder das Verbrennen von Hexen und Wahrsagern?
Wie würdest Du die "praktisch ethische Lehre" beurteilen, man solle zur Besänftigung des Gottes den Altar mit Stierblut einschmieren?
Wie nützlich ist nach Deiner Meinung das Gebot, man solle bei einem unaufgeklärten Mord in das nächstgelegene Dorf gehen und dort einer Kuh das Genick brechen, um weiteres Unheil abzuwenden?
Wieder der Fehler, den wir schon vor 200 Seiten diskutiert habe: Glaube wird mit der Institution bzw. Mit den Aufzeichnungen, die sich die Institution zu eigen gemacht hat, gleichgesetzt.
Wieder der Fehler, den wir schon vor 200 Seiten diskutiert habe: Glaube wird mit der Institution bzw. Mit den Aufzeichnungen, die sich die Institution zu eigen gemacht hat, gleichgesetzt.
M.
Ja, das ist eine faire Kritik. Nicht jeder Glaube ist gleichzusetzen mit dem, was eine bestimmte Amtskirche aufgeschrieben hat. Vermutlich hat jeder Gläubige einen leicht abgewandelten Glauben.
Andererseits ist es aber auch nicht unredlich, wenn ich mich ganz konkret auf einen bestimmten, schriftlich festgelegten Glauben beziehe. Dann weiß man wenigstens, worüber man debattiert.
Aber viele Konzepte lassen sich auch verallgemeinern, beispielsweise der Umstand, ohne Beweise an etwas zu glauben (oder sogar trotz eines Berges an Gegenbeweisen).
Die Tatsache, dass jeder Gläubige eine individuelle Form des Glaubens für wahr hält, beweist übrigens, dass es keine zuverlässige Methode ist, die Wahrheit tatsächlich zu finden. Es ist eher ein Hinweis darauf, dass es sich um einen Selbstbetrug handelt, weil man sich eine Wahrheit einredet für Dinge, die man sich lediglich als wahr wünscht.
Das waren eher Hinweise, in welche Richtung Du Deine Betrachtungsweise zum besseren Verständnis ändern könntest, keine begründungsbedürftigen Thesen.
Hier ist noch einer: Soziale Phänomene, wie die Religion, bedürfen um verstanden zu werden einer Teilnehmerperspektive, d. h. ein Bemühen darum die Motive, Interessen, Ziele usw., die dahinter stehen zu begreifen.
Das waren eher Hinweise, in welche Richtung Du Deine Betrachtungsweise zum besseren Verständnis ändern könntest, keine begründungsbedürftigen Thesen.
Deine Thesen bedürfen nicht der Begründung?
Das ist ein verblüffend einfacher Standpunkt.
Wie sich schon sagte: Religiöse Leute sind immer weniger ein Teil der Debatte, weil sie bestimmte Dinge einfach per Dekret festlegen oder die Untersuchung für nicht notwendig erklären. Ich halte das für eine Sackgasse, gerade wenn religiöse Leute bei ethischen Fragen mitreden und Einfluss nehmen wollen.
Die sich, wie wir bereits festgestellt haben, auf die Institution bzw. deren Aufzeichnungen beziehen....
M.
Dann werde bitte konkret und teile mit, welcher Glaube, der nicht durch Institutionen festgelegt wurde, Deiner Meinung nach wahr sein soll und gegen den keine Berge an Beweisen angeführt werden können.