So ähnlich argumentierten alle (Westen wie iranische Liberale), als sie Khomeini in den Iran zurückholten. Auf Grund aller Prognosen hätte er seine genau vorformulierten, allseits bekannten Pläne vom Gottesstaat ja nicht verwirklichen können. Was danach kam, stand dem Terror des Schahs in nichts nach - und alle wunderten sich. Dabei hat Khomeini alles lange zuvor angekündigt. Soviel zu der Glaubhaftigkeit von Prognosen in der Politik. Irrationales menschliches Verhalten (dazu gehört jede Ideologie) läßt sich nicht in Prognosen fassen.
Du machst ja selbst Prognosen, wenn Du davon ausgehst, der Islam könnte die Weltherrschaft anstreben und erreichen (wegen einer angeblichen Appeasement Politik des Westens oder wenn Du mit solchen Ängsten argumentierst.) Darauf antworte ich: "Alle Fakten über die wirtschaftliche und politische Stärke der Blöcke sowie die Prognosen über deren Entwicklung widersprechen Deinem Gefühl,..." Was ist damit gemeint?
In den 60zigern beschäftigte ich mich mit Literatur über die Berechnung der wirtschaftlichen und politischen Stärke von Staaten und wie sich diese bis in die Mitte des 21. Jahrhunderts verändern wird (Langzeitprognosen) am Beispiel von hauptsächlich China, USA, Japan, westeuropäische Staaten, Sowjetunion, anhand von multifaktoriellen Modellen, die Bevölkerungszahl, Rohstoffressourcen, Landwirtschaft, Industrie, Energie, Stahlproduktion, Wissenschaften berücksichtigen. Ob nun China staatskapitalistisch oder neoliberal funktioniert, spielt für solche Modelle bei so langen Zeiträumen keine Rolle.
Bezogen auf China / USA / Japan / Westeuropa / Russland erwiesen sich die Berechnungen als sehr zuverlässig (selbstverständlich unter der Bedingung: kein Welt-/Atomkrieg.). Solche Modelle, mit dem Datenmaterial von heute angewendet auf die Staaten mit mehrheitlich islamischer Religionszugehörigkeit ergeben, dass diese nie zu einer Weltmacht werden können. Diejenigen von ihnen, welche hauptsächlich vom Öl leben (Golfstaaten), werden an Einfluss im Vergleich zu heute einbüssen, andere bleiben als regionale Macht begrenzt (Indonesien, Malaysia, Pakistan).
Angesichts dessen erscheinen mir Warnungen vür der faschistischen Weltherrschaft des fundamentalistischen Islams als paranoid. Man schafft irrationale Ängste, um selbst als Staat mehr Kontrolle und Herrschaft und Überprüfungen ausüben zu können.
Geändert von Klugschnacker (08.07.2016 um 08:28 Uhr).
Grund: Drei Zeilenumbrüche eingefügt, um dieses sehr interessante Posting lesbarer zu machen. :-)
Die Antworten auf diese Fragen dürften ein paar Dissertationen füllen. Ich kann hier nur einen Auszug aus meiner Sichtweise geben.
Wesentlichen Anteil am ersteren hatten m.M.n. alle die, die z.B. bereits in den 20-ern die braunen Hemden haben gewähren lassen, im Namen einer falsch verstandenen Toleranz; all die, die meinten, "sie spinnen zwar, aber hie und da haben sie ja doch Recht, lassen wir sie gewähren"; alle, die später gemeint haben, "ich trage eben das Hakenkreuz, auch wenn ich es für Unsinn halte"; alle, die meinten, Hitler würde sich mit der Tschechei begnügen, mit Österreich begnügen, was gehen uns die kleinen Länder an... So wurde schleichend eine kranke Ideologie zur akzeptierten Normalität, Schritt für Schriitt.
.......
Ein Hauptgrund für den Zulauf zur NSDAP und SA Ende der 20ziger Jahre war die Weltwirtschaftskrise und die Arbeitslosigkeit. Ähnliches gilt für den Zulauf zum IS aus den Maghreb Staaten.
Will man Faschismus verhindern, muss man neben der Ordnungspolitik in erster Linie vernünftige Sozialpolitik betreiben. Ersteres reicht nie aus.
Falls nicht längst schon geschehen: Ich kann euch ausdrücklich Todenhöfers "Inside IS" empfehlen. Dazu vielleicht noch Scholl-Latours "Der Fluch der bösen Tat."
Für Einbruch wirst Du auch nicht bis zu Deinem Tode eingesperrt, nur um zu verhindern, dass Du irgendwo wieder einbrechen kannst.
Du ziehst durchaus richtige Paralellen zwischen den strafrechtlich zu ahndenden Verbrechen. Allerdings kann ich nicht erkennen inwiefern du die Sch(w)ere der Schuld berücksichtigst. Allgemein würde ich davon ausgehen wollen, dass du den Bereich nationaler Rechtsprechungen verlassen hast und wir uns somit auf internationalen Parkett begeben, insofern was die Rechtsprechung anbelangt, freilich.
Zitat:
Zitat von TRIPI
Falls nicht längst schon geschehen: Ich kann euch ausdrücklich Todenhöfers "Inside IS" empfehlen. Dazu vielleicht noch Scholl-Latours "Der Fluch der bösen Tat."
Kann dich glaub ich auch gut leiden. Allerdings verstehe ich nicht warum du Werbung für so einen Schmöker machst. Da muss man ja viel lesen! Oder?
Dennoch halte auch ich Scholl-Latour für einen seriösen und guten Autor.
Du machst ja selbst Prognosen, wenn Du davon ausgehst, der Islam könnte die Weltherrschaft anstreben und erreichen (wegen einer angeblichen Appeasement Politik des Westens oder wenn Du mit solchen Ängsten argumentierst.) Darauf antworte ich: "Alle Fakten über die wirtschaftliche und politische Stärke der Blöcke sowie die Prognosen über deren Entwicklung widersprechen Deinem Gefühl,..." Was ist damit gemeint?
Mein Beispiel Iran und Khomeini ist keine Prognose, es ist der Beweis, daß Prognosen schwer daneben liegen können und es häufig tun. Und daß fundamentalistische Interpretationen des Islam eine Weltherrschaft anstreben ist kein "könnte", sondern mehrfach dokumentiert seit Mohammed.
Zitat:
Zitat von qbz
In den 60zigern beschäftigte ich mich mit Literatur über die Berechnung der wirtschaftlichen und politischen Stärke von Staaten und wie sich diese bis in die Mitte des 21. Jahrhunderts verändern wird (Langzeitprognosen) am Beispiel von hauptsächlich China, USA, Japan, westeuropäische Staaten, Sowjetunion, anhand von multifaktoriellen Modellen, die Bevölkerungszahl, Rohstoffressourcen, Landwirtschaft, Industrie, Energie, Stahlproduktion, Wissenschaften berücksichtigen. .... Angesichts dessen erscheinen mir Warnungen vür der faschistischen Weltherrschaft des fundamentalistischen Islams als paranoid. Man schafft irrationale Ängste, um selbst als Staat mehr Kontrolle und Herrschaft und Überprüfungen ausüben zu können.
Deine Modelle berücksichtigen keinerlei menschliche Faktoren, die Macht von Glaube, Religion und Ideologien - diese sind in solchen Modellen schwierig vorherzusagen. Und die Weltherrschafts-Vision des fundamentalistischen Islam baut nicht auf wirtschaftliche Vorherrschaft - sondern auf pure Gewalt, das sich diesen rationalen Analysen entzieht. Und ich habe sehr wohl mehr Angst vor einer gewaltbereiten Ideologie als vor Überprüfung und Kontrolle durch einen Staat, mit dem ich mich immer noch weitgehend identifizieren kann, trotz aller Kritik im Detail.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ein Hauptgrund für den Zulauf zur NSDAP und SA Ende der 20ziger Jahre war die Weltwirtschaftskrise und die Arbeitslosigkeit. Ähnliches gilt für den Zulauf zum IS aus den Maghreb Staaten.
Will man Faschismus verhindern, muss man neben der Ordnungspolitik in erster Linie vernünftige Sozialpolitik betreiben. Ersteres reicht nie aus.
Gerade faschistische Organisationen punkteten schon immer beim "kleinen Mann" mit Sozialprogrammen. Hitler hat die hohe Arbeitslosigkeit beendet (wurde auf jeden Fall so wahrgenommen), und die Hamas oder die Muslimbrüder finden ihre Unterstützer durch plakative Sozialprogramme. Beide haben dazu ihre Ideologien toll in "Jugendprogramme" verpackt früh an die Leute gebracht. Dem ist es gar nicht so einfach mit Sozialprogrammen gegenzuhalten. Aber gewaltbereite, aggressive Ideologien werden nie ohne entschiedene, klare Gegenmaßnahmen eingedämmt.
In diesem Zusammenhang halte ich es auch für merkwürdig, daß man in Westeuropa eher den Dialog mit traditionsreichen Terrororganisationen wie die PLO pflegt, als daß man versuchen würde, z.B. die AfD-Anhänger durch Toleranz und Entgegenkommen zu entwaffnen und bekehren. Welche von beiden Gruppen steht unseren Werten tatsächlich näher?
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ein Hauptgrund für den Zulauf zur NSDAP und SA Ende der 20ziger Jahre war die Weltwirtschaftskrise und die Arbeitslosigkeit. Ähnliches gilt für den Zulauf zum IS aus den Maghreb Staaten.
Will man Faschismus verhindern, muss man neben der Ordnungspolitik in erster Linie vernünftige Sozialpolitik betreiben. Ersteres reicht nie aus.
Da hast Du völlig recht. Sozial-und Bildungspolitik sind extrem wichtig. Das ändert aber nichts daran, dass Schwarzfahrer auch völlig recht mit seiner Analyse hat.
Es ist ein Fehler, religiöse Gebräuche gewähren zu lassen, die im Gegensatz zu unseren Gesetzen oder weiter gefasst auch Werten stehen (Beispiel Gleichberechtigung, v.a. gleichberechtigter Zugang zu Bildung).
Wir können uns glücklich schätzen, in dieser freiheitlichen Gesellschaft zu leben. Ich halte es für verkehrt, unter Rücksichtnahme auf religiöse Befindlichkeiten Verhaltensweisen zu tolerieren, die im Gegensatz zu unseren Gesetzen/Werten stehen.
In diesem Zusammenhang halte ich es auch für merkwürdig, daß man in Westeuropa eher den Dialog mit traditionsreichen Terrororganisationen wie die PLO pflegt, als daß man versuchen würde, z.B. die AfD-Anhänger durch Toleranz und Entgegenkommen zu entwaffnen und bekehren. Welche von beiden Gruppen steht unseren Werten tatsächlich näher?
Immerhin erhielt der Vorsitzende dieser Organisation, Arafat, mal zusammen mit Rabbin den Friedensnobelpreis für ein Abkommen, das staatliche Fragen zwischen Israel und den Palästinensern regelt. Du darft gerne, um die Anhänger der AFD zu bekehren, Frauke Petry und die AFD für den Friedensnobelpreis vorschlagen, die Du hier mit einer Organisation vergleichst (seltsamer Vergleich), welche ein Volk ohne einen unabhängigen Staat und zerstückeltem Land repräsentiert.