Abschließend wiederhole ich mich :
Wenn wir uns hier Fragen widmen nach der "Existenz Gottes", seinen vermeintlichen "Eigenschaften", dem "Ursprung des Universums", auch dem "Leib-Seele-Problem", dann betreiben wir ganz klar Metaphysik.
Mein persönliches Interesse gilt halt eher den Autoren, die an Religions- und Metaphysikkritik arbeiteten.
Dazu ist es essentiell sich auf ein gemeinsames Verständnis der Begriffe zu einigen. Sprich, sich gemeinsam der Frage zu stellen "Was ist Gott ?" und zumindest sich zu einigen "Was wollen wir in unserem Diskurs unter Gott verstehen?"
Hier würde ich für die Mitleser gerne eine wichtige Stelle der Debatte markieren, die man sonst vielleicht allzu schnell überliest.
Die Definition von Begriffen ist ein guter Startpunkt für die Debatte. Also könnte man zuerst definieren, was man unter dem Begriff "Gott" versteht.
Man kann aber Definitionen auch falsch angehen oder gar missbrauchen. Religiöse Debatten sind oft von Zirkelschlüssen geprägt. Darunter versteht man, dass man das gewünschte Ergebnis bereits in die Grundannahmen einbaut. Man definiert die Ausgangslage so, dass am Ende das gewünschte Ergebnis herauskommt. Dies wird gerne durch einen Haufen Latein verschleiert.
Was könnte das gewünschte Ergebnis sein? Ich behaupte nicht, dass ich das Ergebnis bereits wüsste, schließlich warten wir noch gespannt auf die Definition und den weiteren Verlauf zwischen Flow und Arne. Aber ich würde doch anregen, darauf zu achten, ob am Ende eins dieser beiden Dinge herauskommt:
- Alles bleibt nebulös und unerreichbar (Ziel: Immunisierung)
- Die Wissenschaft oder jede andere Art der Prüfung wird von vornherein ausgeschlossen (Ziel: Luftschlösser bleiben intakt).
Falls eins dieser beiden Ergebnisse herauskommt, rege ich an, zu prüfen, ob es bereits in der Definition steckte. Etwa, dass Gott "jenseits von allem" oder "übersinnlich" oder "übernatürlich" oder "nicht greifbar" oder "nicht physikalisch" oder "nicht materiell" definiert wurde.
Dass die Definition vor allem eine strategische Funktion innerhalb der Debatte hat (und nicht etwa, etwas herauszufinden), kann ich gerne an einem Beispiel demonstrieren. Und zwar schlage ich vor, dass wir uns als Definition von "Gott" auf Poseidon einigen. Dieser Vorschlag wird vermutlich nicht weiter ein Betracht gezogen. Warum nicht? Poseidon ist so gut wie Jahwe, oder nicht? Aber es führt vermutlich nicht zum erwünschten Ergebnis. Und genau das ist mein Punkt.
Ich würde vorschlagen, "die Physik" als Teil des Universums zu betrachten. Die "Schöpfung" des Universums wäre damit ein nicht-physikalischer Akt, sämtliche Physik spielte sich nur "innerhalb" des Universums ab.
Auch hier steckt ein Zirkelschluss. Das, was am Ende herauskommen soll, wird schon als Voraussetzung eingeschmuggelt.
Dass die Schöpfung sich "außerhalb des Universums" abgespielt hat, ist eine atemberaubende These. Dabei würde ich vermuten, dass Du exakt Null über die "Schöpfung außerhalb des Universums" weißt, oder irre ich mich? Könntest Du uns noch andere Erkenntnisse über die Schöpfung mitteilen? Ich brauche noch Material für meinen Nobelpreis.
Du sagst, außerhalb des Universums würde keine Physik gelten (oder, um Dich nicht absichtlich misszuverstehen, zumindest nicht die uns bekannten Gesetze). Woher weißt Du, welche physikalischen Gesetze "außerhalb des Universums" gelten? Vielleicht sind es dieselben? Woher möchtest Du das wissen? Wenn Du meinst, dass sie sich unterscheiden: Könntest Du ein Beispiel für einen solchen Unterschied geben?
Wo genau befindet sich dieses "außerhalb"? Es gibt eine Menge Leute, die das gerne wissen würden und schon ein paar hundert Milliarden Dollar an Forschungsgeldern verschleudert haben, um die Antwort zu finden. Diese Leute werden sicherlich erleichtert sein, wenn sie die Antwort in einem Forum lesen.
Der einzige Zweck dieser Argumentation ist, jede wissenschaftlich-rationale Argumentation von vornherein auszuhebeln, bevor die Debatte überhaupt begann. Die Physik ist eben innerhalb, aber die Schöpfung ist außerhalb, ätsch!
Du definierst einfach von vornherein, dass die Wissenschaft nichts beitragen kann. Gleichzeitig stecken in Deiner Definition eine Menge Deiner Thesen drin, für die Du keinen Beleg hast. Eben weil Du keinen Beleg hast, "nehmen wir das einfach mal an". Das, was Du als Ergebnis haben möchtest, packst Du einfach in Deine Voraussetzungen.
Das finde ich auch interessant. Hast du Empfehlungen von Philosophen für mich, was Arbeiten der letzten 10-20 Jahre betreffen? Danke
Oh, da bin ich jetzt überfragt, etwas aus der sog. "Postmoderne" des 21. Jahrhunderts zu empfehlen. Es stehen auch noch ein paar ungelesene Bücher bei mir rum.
(Ubrigens: Das Buch der Unruhe, von Pessoa las ich gerne, Lissabon, Portugal, interessante Reflektionen. )
mal unter Kollegen und Profis: selbstverständlich ist die atheistische Position zu tolerieren.
Was ich als studierter Psychologe (Univ.) und daher Wissenschaftler ebenso nicht so sehr toleriere, ja geradezu anmaßend finde ist, wenn Spezialisten den Gegenstand einer Disziplin (Metaphsyik z.B.) zu dem Gegenstand einer anderen, ja ihrer eigenen Disziplin machen (z.B. Physik).
Maßt sich ein Biologe z.B. an einen Physiker z.B. zu korrigieren? Ich denke nein. Das liegt in der Natur der Sache, der Wissenschaft selbst begründet, insofern, dass die Gegenstandsdefinitionen der jeweiligen Disziplinen gültig sind. Natürlich würde ich niemals jemanden die freie Meinungsäußerung oder religiöse Weltanschauung absprechen. Wir sind ja auch dahingehend ausgebildet worden. Aber darum geht es nicht.
Daher möchte ich an dieser Stelle sehr gerne auf Folgendes hinweisen: den Gegenstand einer Disziplin zum Gegenstand einer anderen Disziplin zu erklären ist unprofessionell und unwissenschaftlich. Tut mir leid, so funktioniert Wissenschaft nun mal nicht.