Die hohen staatlichen Transferleistungen an die Kirche haben - m.E. berechtigterweise - heute hier Wellen geschlagen. Mein Petitum war (vor einer Beurteilung), auch den Nutzen zu betrachten.
Ökonomisch ist die relevante Größe für eine solche Betrachtung die Bruttowertschöpfung, also der Wert der Produkte und Dienstleistungen abzüglich der Vorleistungen. Unseren österreichischen Nachbarn verdanken wir eine Studie über die ökonomischen Effekte der rk Kirche in Österreich, die eine Bruttowertschöpfung von 6,65 Mrd. Euro feststellt: http://irihs.ihs.ac.at/3611/1/Kirche_40692.pdf
Das ist sicher nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar, ist aber ein Indikator dafür, dass wir vor einem Urteil Aufwand und Nutzen in ein Verhältnis stellen müssen, bevor wir nur die hohe Aufwandsseite sehen.
Was in der Studie nicht betrachtet wird, sind "weiche" Wohlfahrtseffekte. Dazu habe ich noch nichts gefunden.
Das ist schon erstaunlich. Die Herkunft der Gelder für einen Kindergarten kann die Kirche nicht erklären, weil es zu viele unterschiedliche Töpfe sind. Aber den Nutzen für eine ganze Vokswirtschaft kann die Kirche ausrechnen?
Es scheint sich hier um offenbartes Wissen zu handeln. Man muss es halt glauben.
Das ist schon erstaunlich. Die Herkunft der Gelder für einen Kindergarten kann die Kirche nicht erklären, weil es zu viele unterschiedliche Töpfe sind. Aber den Nutzen für eine ganze Vokswirtschaft kann die Kirche ausrechnen?
Es scheint sich hier um offenbartes Wissen zu handeln. Man muss es halt glauben.
Ich denke, da bringst Du jetzt einiges durcheinander:
Bestimmt kann der konkrete Kindergarten Einnahmen und Ausgaben eindeutig gegenüberstellen. Das dürfte auch für die meisten anderen konkreten Einrichtungen gelten. Ich schrieb, auf die Frage von anlot, dass ich ihm das nicht beantworten kann, ich habe ja keinen Einblick in deren Buchhaltung. Sofern es sich um publizitätspflichtige Einrichtungen handelt, könnte übrigens ein Blick in den Bundesanzeiger helfen.
Die Kirche hat den volkswirtschaftlichen Nutzen gar nicht ausgerechnet, sondern die Forscher vom Joanneum Research in Graz.
Wenn es so sein sollte, dass 100 Euro durch religiös gebundene Kanäle mehr allgemein gemeinwohlnutzenstiftende Wirkung entfalten sollte als durch weltliche, wüsste ich gerne den Grund.Wenn es einen gibt, befürchte ich, ist es kein legitimer.
Damit die Mitleser es besser einordnen können: Ein Kardinal bezeichnet den höchsten Rang innerhalb der katholischen Kirche. Darüber gibt es nur noch den Papst. Der Papst wird gewählt aus den Reihen der Kardinäle. Ein Kardinal ist deswegen immer auch „Papst-Kandidat“. Aus diesem Grund werden Kardinäle nur vom Papst ernannt.
Ein vom Papst ernannter Kardinal ist also mit der höchst möglichen Autorität und der größten Legitimierung ausgestattet, um für die Kirche zu sprechen und den Diskurs zu gestalten.
Wenn daher ein Kardinal auf irgendeiner Webseite publiziert (und sei es auf kath.net), dann ist das zitierfähig. Es stellt nicht unbedingt die offizielle Position der Kirche dar, aber es ist eine gewichtige Stimme. Etwa so, als wenn Ministerpräsident Seehofer sich äußert, obwohl er nicht Kanzler ist. Es hat Gewicht.
Deswegen ist der Einwand nicht statthaft, man müsse es nicht ernst nehmen.
Das hab ich auch nicht geschrieben. Anlass meines ersten Postings zu dem konkreten Thema "Kath.net" war dieser Text von Dir (Hervorhebungen von mir):
"Diese skandalösen Zustände sind das Ergebnis einer breiten Zustimmung innerhalb der Katholiken. Es sind keineswegs einsame Verirrungen überalterter Amtsträger, sondern sie sind gelebter Konsens, die von den Gläubigen getragen und eingefordert werden.
Wann immer eine solche Geschichte durch die Medien schwappt, kann man sich auf kath.net überzeugen, dass sowohl die Kirchenfürsten als auch das Fußvolk felsenfest dazu stehen. Es erscheinen entsprechende Artikel, Durchhalteparolen und Leserkommentare. Bischöfe werden von den Lesern aufgefordert, keinen Jota an den Satan preiszugeben."
Daraufhin habe ich geantwortet:
"Du glaubst aber nicht wirklich, dass kath.net in irgendeiner Form repräsentativ für die Meinung von Gläubigen ist?"
Und darauf antwortest Du wiederum mit dem oben zitierten Text, in dem Du sagt, man müsse Kardinäle ernst nehmen, wenn sie auf kath.net publizieren. Ich habe zu Kardinälen, die auf Kath.net schreiben, aber überhaupt nichts geschrieben, auch nicht, dass man sie nicht ernst nehmen müsse.
Ich will überhaupt nicht darüber urteilen, ob und wann man Kardinäle ernst nehmen muss. Ich sage nur, dass kath.net nicht dafür taugt, die Meinung der Mehrheit der Gläubigen herauszufinden. Umso mehr als ja auch bekannt ist, dass die Forumsbeiträge sehr oft von den Betreibern von kath.net selbst verfasst werden und nicht von "Lesern". Kath.net ist also keine seriöse Quelle um Dein Anfangsargument zu stützen, wonach diese skandalösen Zustände das Ergebnis einer breiten Zustimmung der Katholiken wären.
Ich halte das für eine Scheindebatte, weil die wirtschaftlichen Aspekte überhaupt kein Kriterium sind. Weder sind die Kirchen zur Effizienz verpflichtet, noch trachtet der Staat dabei nach Gewinn. Wenn ein Gewinn herausspränge, änderte sich nichts, und wenn ein Verlust entstünde, änderte sich auch nichts.
Studien wie diese sind zahlreich. Wir hatten bereits eine solche Studie debattiert, wobei herauskam, dass sie von der Kirche aufgrund eines bestimmten Feiertags in Auftrag gegeben wurde; und die Texte bestanden vorwiegend aus Eigenlob. Die Untersuchungsmethode bestand darin, dass man Kirchen-Mitarbeiter in Interviews um ihre Meinung bat.
Wenn es so sein sollte dass 100 Euro durch religiös gebundene Kanäle mehr allgemeinen gemeinwohlnutzenstiftende Wirkung entfalten sollte als durch weltliche, wüsste ich gerne den Grund - wenn es einen gibt, befürchte ich es - ist kein legitimer
m.
Das kann ich nicht beantworten. Solche Benchmarks gibt es meines Wissens auch nicht. Ist aber die richtige Fragestellung. Sollte sich mal einer drum kümmern :-)
Was man aber aber sagen kann ist, z.B. im Vergleich der Träger von Krankenhäusern, dass bei staatlichen und kirchlichen Trägern im Vergleich zu privaten Trägern, die Gewinnerzielungsabsicht und das Abfließen von Gewinnen an Shareholder fehlt. Insofern ist, bei sonst gleichen Bedingungen, der ökonomische Druck ein stückweit geringer.