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Alt 09.05.2017, 07:04   #393
ThomasG
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Beiträge: 4.786
Zitat:
Zitat von feinkost Beitrag anzeigen
Stimmt, Thema Mindestlohn.
Zumindest teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Sozialabgaben bei unselbständigen Beschäftigungsverhältnissen wenigstens von der Theorie her, denn es ist ja wahrscheinlich, dass diese unvermeidbaren Abgaben die Höhe der Löhne mehr oder weniger stark beeinflusst.
Es ist auch für einen Großteil der Arbeitnehmer völlig normal, dass im Krankheits- und Urlaubsfall der Lohn weitergezahlt wird und nicht einfach wegfällt.
Außerdem lässt sich normalerweise niemand einfach so an einem normalen Arbeitstag um 15:30 Uhr nach Hause schicken, weil ein Kunde nicht gekommen ist.
Nachhilfelehrer haben lediglich einen Honoraranspruch auf gehaltene Nachhilfestunden.
Meist werden Kleingruppen von einem Lehrer betreut.
Da kommt es selten vor, dass niemand kommt.
Das passiert aber auch manchmal, wenn etwa am Montag die Ferien beginnen und am Freitag zuvor noch Nachhilfe ist.
Es gibt auch Einzelnachhilfe und da kommt es nicht oft, aber manchmal schon vor, dass ein Schüler nicht zur Nachhilfe kommt oder so kurzfristig absagt, dass der Nachhilfelehrer vergeblich auf der Matte steht.
Der hat dann oft noch Nachhilfestunden danach und es bleibt ihm nicht viel mehr übrig als die Zeit irgendwie zu überbrücken.
Aus diesem Grund gebe ich nur noch vor Ort Nachhilfe.
Da habe ich es zumindest nicht weit nach Hause bzw. die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass ich noch so früh davon erfahre, dass etwas ausfällt, dass ich die Zeit relativ gut nutzen kann.
Es ist auch schon vorgekommen, dass ich mich beeilt habe etwa eine Stunde vor Beginn der Nachhilfe zu Hause zu sein und dann ist da eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter, hätte ich davon früher gewusst, wäre ich aber wahrscheinlich noch eine ganze Weile recht entspannt mit dem Rad durch die Gegend gefahren o.ä..
Dass Nachhilfelehrer mit einem Teil ihres Honorars Altersvorsorge in irgendeiner Form betreiben, dürfte eine absolute Ausnahme sein.
Das kann man sich evt. leisten, wenn man einen oder mehrere Jobs morgens zusätzlich hat im Rahmen von Integrationskursen etwa (die wesentlich besser bezahlt werden als übliche Nachhilfe an einer Nachhilfeschule).
Das weißt Du alles wahrscheinlich sowieso, aber nur der Vollständigkeit halber ;-) konnte ich es doch nicht lassen, dazu was zu schreiben.
https://www.youtube.com/watch?v=-0kcet4aPpQ
http://www.songtexte.com/uebersetzun...-13d68595.html

Geändert von ThomasG (09.05.2017 um 07:49 Uhr).
ThomasG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.05.2017, 07:56   #394
Stefan
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von ThomasG Beitrag anzeigen
..........
Dein Einkommen im Krankheitsfall könntest Du über Versicherungen absichern.
Das Du in einem Bereich tätig bist, für den es quasi keine Einstiegshürden gibt, ist natürlich nicht förderlich für die Chance auf ein hohes Einkommen.
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Alt 09.05.2017, 19:35   #395
ThomasG
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Registriert seit: 23.01.2012
Beiträge: 4.786
Zitat:
Zitat von Stefan Beitrag anzeigen
Dein Einkommen im Krankheitsfall könntest Du über Versicherungen absichern.
Das Du in einem Bereich tätig bist, für den es quasi keine Einstiegshürden gibt, ist natürlich nicht förderlich für die Chance auf ein hohes Einkommen.
Zum Glück bin ich normalerweise sehr selten krank.
Viele Jahre gab es aus gesundheitlichen Gründen überhaupt keinen Ausfall.
Dieses Jahr hat es mich nach langer Zeit mal wieder so erwischt, dass ich gut eine Woche nicht arbeiten könnte.
Würde ich öfter krankheitsbedingt oder aus anderen Gründen Nachhilfestunden absagen, wäre ich nie in die Position gekommen, in der ich aktuell bin.
Ich arbeite für zwei Nachhilfeschulen vor Ort und aktuell habe ich fast 100 % aller möglichen Termine zwischen 14 und 18:30 Uhr (das sind die üblichen Zeiten) abgedeckt.
Zweimal 45 min wären noch drin.
Das lässt sich aber schlecht machen, weil ich da momentan Einzelschüler habe und es da keinen direkten zeitlichen Anschluss gibt an den nächstmöglichen Kursbeginn.
1997 habe ich angefangen für eine der Nachhilfeschulen zu arbeiten.
Da gab es 30 DM für 1,5 Stunden.
20 Jahre später bekomme ich 18 € bzw. rund 36 DM dafür.*
Heute habe ich einiges drauf, was ich damals nicht drauf hatte.
Ich bin eindeutlich ein gutes Stück besser geworden.
Manches habe ich in meiner Schul- und Studienzeit nie so gelernt, wie man es in der Oberstufe an Gymnasien lernt.
Über die Jahre habe ich da schon ganz schön dazugelernt.
Meist auf sehr ineffektive Art und Weise nämlich während der Nachhilfe.
Ich weiß, dass meine Arbeit zumindest zeitweise intellektuell durchaus recht anspruchsvoll ist und ich von daher rein von den geistigen Fähigkeiten sicher mit einigen Akademikern aus dem ersten Arbeitsmarkt locker mithalten kann oder könnte.
Allein schon mal das gibt mir ein gutes Gefühl.
Fachlich (ich bin eigentlich Dipl.-Ing. (FH)) kann ich natürlich nicht mithalten, da mir da die Berufserfahrung fehlt, aber begreifen tue ich denke ich ziemlich schnell und dazulernen könnte ich wohl auch recht schnell.
Es dürfte natürlich einige Menschen geben, die lächeln leicht zumindest innerlich, wenn sie hören da ist einer Nachhilfelehrer.
Nur weil das einige Schüler und Studenten nebenbei machen, heißt das aber noch lange nicht, dass sie es gut können oder gut machen.
Sie machen es auf jeden Fall oft nur sporadisch und eher so nebenbei und haben eher wenige Schüler und so auch eher eine relativ engen Wissensbereich abzudecken.
Bei mir ist das anders.

*Nachtrag: Ich habe mal einen Inflationstrechner bemüht und die Preissteigerung zwischen 1997 und 2017 berechnet (http://www.finanz-tools.de/inflation...steigerung.php).
Der Einfachheit halber habe ich 10 € vorgegeben (1997 habe ich 20 DM/Stunde verdient).
Heute müsste ich die Stunde 13,17 € verdienen, damit der inflationsbedingte Kaufkraftverlust ausgeglichen wäre.

Geändert von ThomasG (10.05.2017 um 07:18 Uhr).
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Alt 10.05.2017, 19:38   #396
qbz
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Benutzerbild von qbz
 
Registriert seit: 24.03.2008
Beiträge: 12.396
Andrea Nahles zum bedingungslosen Grundeinkommen. Die Debatte kommt in der Politik an, wenigstens vor den Wahlen

http://video.tagesspiegel.de/nahles-...ese-nicht.html
qbz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.05.2017, 19:58   #397
Necon
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Beiträge: 7.744
Schön wenn Politiker sich so gewählt ausdrücken!

"Ich glaube Ihre verkackte Grundthese nicht!"

"Ich will kein Geld von meinem Mann, ich will kein Geld von meinem Staat!"
Eine gewagte Aussage von einer Poltikerin die pro Monat sicher 10-15.000 Euro vom Steuergeld finanziert bekommt!
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Alt 10.05.2017, 20:16   #398
ThomasG
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Beiträge: 4.786
Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Andrea Nahles zum bedingungslosen Grundeinkommen. Die Debatte kommt in der Politik an, wenigstens vor den Wahlen

http://video.tagesspiegel.de/nahles-...ese-nicht.html
Hier der ganze Spaß ein wenig länger: https://www.youtube.com/watch?v=D7nJzREbyAg (Das ziehe ich mir jetzt mal komplett rein.)
ThomasG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2017, 07:12   #399
ThomasG
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Beiträge: 4.786
Zitat:
Zitat von ThomasG Beitrag anzeigen
Hier der ganze Spaß ein wenig länger: https://www.youtube.com/watch?v=D7nJzREbyAg
Zitat:

DLF entstellt Andrea Nahles’ Position zum Grundeinkommen
10. Mai 2017

Warum ist Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles gegen das bedingungslose Grundeinkommen? Auf der Re-Publica-Konferenz in Berlin begründete sie ihre Ablehnung gestern in einem kurzen Vortrag, und der Deutschlandfunk (DLF) verbreitete ein zentrales Zitat daraus auf Facebook und Twitter praktischerweise gleich, wie man das heute macht, in Form eines Schaubildes:

Es war ein großer Erfolg. Über 3300-mal ist der Beitrag von der Facebook-Seite des DLF bis jetzt geteilt, fast 1000-mal kommentiert worden. Antrieb für die große Verbreitung ist vor allem Empörung: In der Art, wie der DLF Nahles‘ Zitat verbreitet, muss es so wirken, als sei es ein Argument der Arbeitsministerin für ihre Ablehnung des bedingungslosen Grundeinkommens, etwa: Man könne das nicht einführen, weil dann niemand mehr schlecht bezahlte Arbeit leisten würde.

Entsprechend wurde es zum Beispiel auf Facebook so kommentiert:

Mit anderen Worten: Wir brauchen Leute, die für zu wenig Geld Scheissarbeit machen.

Wie schrecklich wäre es, wenn Leute anständig davon leben können, wenn sie miese Jobs machen. Wenn schon Demütigung dann bitte doppelt!. Danke Frau Nahles.

Der DLF hat das Zitat inzwischen in zwei kleineren Punkten korrigiert. Wörtlich gesagt hatte Nahles:

„Das Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht.“

So stimmt das Zitat – und doch ist es extrem irreführend, es in dieser Form zu verbreiten. Es gibt nämlich gerade nicht Nahles‘ Position wieder. Sie zitiert diesen Satz, den Befürworter als Argument für ein Grundeinkommen nennen, und fügt dann hinzu, dass sie nicht glaubt, dass er stimmt.

„‚Das Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht.‘ – Leute, wenn das stimmen würde, dann käme ich ins Schwanken.“

Dadurch, dass er ihn seines Kontextes beraubt hat, hat der DLF die Bedeutung dieses Satzes völlig entstellt. Und man hätte, um das zu erkennen, nicht einmal den ganzen – und stellenweise verwirrend vorgetragenen – Text der Arbeitsministerin kennen müssen. Der nächste Satz hätte gereicht.

Sie sagt nicht, dass es schlecht wäre, wenn das Grundeinkommen dazu führte, dass niemand mehr schlecht entlohnte Arbeit macht. Im Gegenteil: Sie teilt dieses Ziel. Wörtlich: „Daran arbeite ich jetzt schon seit Jahren: Bessere Löhne, gerechte Löhne, gute Löhne.“ Wenn das Grundeinkommen dieses Ziel erreichen könnte, wäre sie vielleicht dafür, sagt sie. Sie glaubt nur nicht, dass es diesen Effekt haben werde:

„Anständige Löhne zu zahlen, weil man ein Grundeinkommen hat, das könnte genau den gegenteiligen Effekt haben und den Druck rausnehmen: Man hat ja ein Grundeinkommen, deshalb zahlt man nur noch, was man braucht fürs Leben drauf.“

Wie gesagt: Es ist wegen der Art ihres Vortrags nicht immer ganz einfach, jeden Halbsatz sofort richtig einzuordnen. Aber daran, was sie meinte, besteht gar kein Zweifel: Sie fürchtet, dass ein Grundeinkommen nicht dazu führt, dass Menschen gut bezahlt werden, weil die Menschen ja ohnehin schon bezahlt werden und Löhne entsprechend niedriger ausfallen. Es laufe somit eher auf eine allgemeine Mindestbezahlung hinaus als auf eine gute Bezahlung.

Zitatende

Quelle: http://uebermedien.de/15483/dlf-ents...rundeinkommen/

Nachfolgend zwei Nachrichten veröffentlicht auf der Facebookseite des Deutschlandfunks (die erste vor etwa 15 Stunden, die zweite gestern um 16:58 Uhr):

Zitat:

In einem Facebook-Post vom 9. Mai 2017 haben wir Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) mit folgenden Worten zitiert: "Das bedingungslose Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht."

Ohne den darauf folgenden Satz wird Frau Nahles' Gesamtaussage leider ins Gegenteil verkehrt. Vollständig lautet das Zitat: "Das Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht. Leute, wenn das stimmen würde, dann käme ich ins Schwanken."

Das Zitat ohne seinen direkten Zusammenhang zu veröffentlichen, war ein Fehler. Wir bedauern diesen Fehler.

Unter folgendem Link kann die entsprechende Stelle in einer Videoaufzeichnung nachvollzogen werden (ab Timecode: 2:17:48): https://www.youtube.com/watch?v=3r9r...p;t=2h1 7m48s
Zitatende

Quelle: https://www.facebook.com/deutschlandfunk/?fref=ts

Zitat:

Bei diesem Facebook-Beitrag haben wir einen Fehler gemacht. Es geht nicht um den Text:

"Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) ist gegen die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens - stattdessen will sie ein Startguthaben für jeden Bürger zum 18. Geburtstag, sagte sie auf der re:publica in Berlin. #rp17 "

Es geht um die "Zitat-Kachel", also das Bild. Wir zitieren Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) mit den Worten: "Das bedingungslose Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig bezahlte Arbeit machen möchte."

Ohne den darauf folgenden Satz wird Frau Nahles' Gesamtaussage leider ins Gegenteil verkehrt. Vollständig lautet das Zitat: "Das Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht. Leute, wenn das stimmen würde, dann käme ich ins Schwanken."

Das Zitat verkürzt zu veröffentlichen, war ein Fehler. Wir bedauern diesen Fehler. Unter folgendem Link kann die entsprechende Stelle in einer Videoaufzeichnung nachvollzogen werden (ab Timecode: 2:17:48): https://www.youtube.com/watch?v=3r9r...p;t=2h1 7m48s

Zitatende

Quelle: https://www.facebook.com/deutschlandfunk/?fref=ts

Geändert von ThomasG (11.05.2017 um 07:33 Uhr).
ThomasG ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2017, 06:33   #400
ThomasG
Gesperrt
 
Registriert seit: 23.01.2012
Beiträge: 4.786
Vor zwölf Stunden hat der Deutschlandfunk einen weiteren Beitrag auf seine Facebook-Seite gestellt in Bezug auf die Kritik wegen des Nahles-Zitats.
Sie lautet wie folgt:

„Am 9. Mai um 16:58 Uhr haben wir ein verkürztes Zitat von Bundesministerin Andrea Nahles gepostet und damit ihre Aussage in das Gegenteil verkehrt. Dafür haben wir bei der Ministerin um Entschuldigung gebeten. Der Deutschlandfunk löscht diesen Facebook-Beitrag. Damit löschen wir auch die Kommentare, was leider technisch nicht anders geht. Das höhere Gut ist, die Möglichkeit der Verbreitung einer Falschaussage zu beenden. Wir fühlen uns dazu auch durch viele Nutzer-Kommentare ermutigt. Wie es zu dem Fehler kommen konnte, darüber haben wir in dem hier verlinkten Gespräch in unserem Medienmagazin @mediasres berichtet.“

Quelle: https://www.facebook.com/deutschlandfunk/?fref=ts

Ausführlicher wird in einem Artikel darauf eingegangen, wie es überhaupt dazu kommen konnte:

Fehler auf der DLF-Facebook-Seite
"Wir wollen die Glaubwürdigkeit zurückgewinnen"

In einem Facebook-Beitrag zitiert der Deutschlandfunk aus einem Vortrag von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles und hat dabei einen Fehler gemacht. Ein verkürztes und damit falsches Zitat wurde bei Facebook tausendfach geteilt und kommentiert. Wie konnte es dazu kommen?

Antje Allroggen im Gespräch mit Marco Bertolaso

[...]

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hat sich auf der re:publica in Berlin gegen die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens ausgesprochen. In einem Facebook-Beitrag zitiert der Deutschlandfunk aus dem Vortrag der Arbeitsministerin und hat dabei einen Fehler gemacht.

In einer "Zitat-Kachel" in einem Facebook-Post zitiert der Deutschlandfunk die Bundesarbeitsministerin mit den Worten: "Das bedingungslose Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlechte oder niedrig bezahlte Arbeit machen möchte."

Richtig lautet das Zitat: "Das Grundeinkommen führt dazu, dass keiner mehr schlecht oder niedrig entlohnte Arbeit macht. Leute, wenn das stimmen würde, dann käme ich ins Schwanken."

Ohne den zweiten Satz wird Frau Nahles' Gesamtaussage ins Gegenteil verkehrt. Auch sprach Nahles nicht von "schlechter" Arbeit, sondern von "schlecht bezahlter".

Wie konnte es dazu kommen?

"Ein gravierender Fehler, den wir sehr bedauern"

Antje Allroggen:
Diese Mediensendung wurde auch deshalb ins Leben gerufen, um über solche Fehler in der Berichterstattung zu reden, auch, wenn es das eigene Haus betrifft. Und das wollen wir jetzt aus gegebenem Anlass tun. Ich habe vor der Sendung mit Marco Bertolaso gesprochen. Er ist Deutschlandfunk-Nachrichtenchef und stellvertretender Leiter der Online-Redaktion. An ihn ging die Frage: Wie ist es zu dem Fehler gekommen, was ist genau passiert?

Marco Bertolaso: Zunächst einmal möchte ich ohne jeden Zweifel klarstellen, es ist ein Fehler, es ist ein gravierender Fehler, den wir sehr bedauern. Was aber nicht reicht, dass wir ihn bedauern, sondern wir müssen gucken, wie ist es dazu gekommen, und wie können wir es hinbekommen, dass so etwas nie wieder passiert. Das muss mal als erster Satz stehen, und da mache ich mal eine Atempause, damit alle merken, dass das der Leitsatz ist. Jetzt fragen Sie, wie ist es dazu gekommen. Die Frage haben wir uns auch gestellt, als wir gestern gemerkt haben, was da passiert war. Ich möchte das mal so kurz zusammenfassen: Wir haben, wie andere Medien auch, die re:publica auch in diesem Jahr sehr ernst genommen und dachten, dass wir dort auch neben der Radioberichterstattung eine Social-Media-Begleitung wahrnehmen. Die Kolleginnen, die dort gearbeitet haben, haben in einer Verkettung von Problemen, wo auch technische Dinge eine Rolle spielten, diesen einen Satz von Andrea Nahles aus dem Zusammenhang genommen, für bare Münze gehalten und haben dann die Verbreitung über Facebook vorgenommen. Zunächst hat es auch noch über unser Schwesterprogramm DLF Kultur einen Tweet gegeben, und wir sind jetzt damit beschäftigt, rauszufinden, warum dort Sicherungen nicht funktioniert haben.

Allroggen: Warum dauert diese Prüfung anscheinend so lange. Frau Nahles war am Dienstag auf der re:publica, und jetzt ist Donnerstag. Warum braucht das so lange, um das jetzt zu prüfen?

Bertolaso:
Dieser Post ist nicht unmittelbar nach dem Auftritt von Andrea Nahles in Berlin bei Facebook geschaltet worden. Das hat noch eine Weile gedauert, wurde also eigentlich vorgestern erst abends gemacht. Dann entwickelte sich das sehr schnell, und wir haben dann eine sehr freundliche Anfrage bekommen vom Social-Media-Team des Bundesarbeitsministeriums, das uns sagte, da ist was falsch zitiert worden. Hier habt ihr einen Link zum Video mit dem Original. Macht damit, was ihr wollt, aber beim nächsten Mal arbeitet gründlicher. Da muss man also wirklich den Hut ziehen vor der Großmütigkeit der Kolleginnen und Kollegen. In der Redaktion ist diese Mail erst mal so verstanden worden, dass wir das eigentliche Kurzzitat, dass das falsch sei. Und in der Tat, wir hatten aus einem "schlechter" ein "schlecht" gemacht, also Adverb wurde zum Adjektiv, sodass die Redaktion erst mal gedacht hat, dass da der monierte Fehler lag. Sodass wir da noch mal ein bisschen länger gebraucht haben, was wirklich passiert war.

"Das ist kein normaler Fall gewesen"

Allroggen: So eine Prüfung kann dauern. Frau Nahles hat ja auch zehn Minuten gesprochen zu einem komplizierten Thema. Sie hat auch nicht unbedingt nur Zuspruch gefunden im Publikum. Wie sind denn die Abläufe normalerweise, wenn der Deutschlandfunk auf seinem Facebook-Account etwas postet? Wer darf da wann was posten?

Bertolaso: Sie sagen das schon sehr richtig. Das ist kein normaler Fall gewesen. Normalerweise ist es so, dass wir in der Onlineredaktion ganz klare Zuständigkeiten haben. Wir haben Online-CVDs, so nennen wir das, und wir haben auch Leute zum Teil, die für die sozialen Medien dann in ihrer Schicht hauptamtlich zuständig sind. Das alles läuft nach einem mindestens Vier-Augen-Prinzip. Aus technischen Gründen war es jetzt so, dass die Berichterstattung von der re:publica sozusagen direkt vom Laptop von der Veranstaltung ins Netz gegangen ist. Und das ist dann –

Allroggen: Ohne das Vier-Augen-Prinzip zu berücksichtigen?

Bertolaso: Doch, es hat schon natürlich ein Vier-Augen-Prinzip gegeben, weil dort ja insgesamt drei Kolleginnen im Einsatz waren. Allerdings stelle ich mir jetzt die Frage und glaube auch schon zu wissen, wie ich die beantworten werde, dass in so einer hektischen Situation es möglicherweise doch nicht ausreicht, wenn die drei Kolleginnen unter Stress sich dann austauschen. Und ich denke auch, in diesem Ausnahmefall, Außenberichterstattung für soziale Medien, ist eine Rückkopplung an die Zentrale geboten, sodass da noch mal jemand drüberguckt. Das hätte möglicherweise in diesem Fall den Fehler vermeiden können. Wobei, noch mal ganz klar, ich möchte mich nicht rausreden – der Fehler ist passiert.

"Wir wollen alles tun, um diese Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen"

Allroggen: Wie geht der Deutschlandfunk nun mit diesem Fehler um, der ja ein gravierender ist?

Bertolaso: Als wir die Tragweite des Fehlers erkannt hatten, haben wir Kontakt aufgenommen sowohl zum Social-Media-Team des Arbeitsministeriums, die uns ja so nett angeschrieben hatten. Wir haben uns auch bei der Ministerin selbst entschuldigt beziehungsweise um Entschuldigung gebeten. Wir haben dann eingeleitet die Richtigstellung in den sozialen Medien. Wir führen heute dieses Gespräch, und wir werden auch heute den Tag über in den sozialen Medien alles machen, was wir können, damit klar wird, wir haben hier einen Fehler gemacht, das ist sehr bedauerlich. Wir haben ein Stück Glaubwürdigkeit verloren, und wir wollen alles tun, um diese Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen in der Art und Weise, wie wir mit dem Fehler umgehen.

"Genauigkeit geht immer vor Schnelligkeit"

Allroggen: Wie wollen Sie künftig mit diesen Fehlern umgehen? Sie haben gerade gesagt, es handelte sich um eine Außenveranstaltung, da ist dieser Push-Druck natürlich besonders groß. Sie haben auch geschildert, was sich da in Zukunft vielleicht noch ändern müsste. Aber wie will man wirklich sicherstellen, dass die journalistische Sorgfalt in Zeiten von Social Media und Digitalisierung gewährleistet bleiben?

Bertolaso: Ich glaube, dass diese Frage eigentlich alle Medien bewegt. Wir müssen die für uns gut beantworten. Für uns ist klar, Genauigkeit geht immer vor Schnelligkeit, das sage ich Ihnen auch, obwohl mein Hauptberuf Nachrichtenredakteur ist. Trotzdem ist es auch so, dass wir sicherlich keine höhere Quote von Fehleranfälligkeit im Bereich online oder soziale Medien haben. Was dieser Fall nur noch mal so eindrücklich zeigt, ist, dass die Reichweite bei Facebook zum Beispiel, wenn das denn auch noch im Zusammenhang steht mit einem klassischen Netzthema wie dem Grundeinkommen, einfach alles andere in den Schatten stellt, was man als überregionale Zeitung oder als überregionales Rundfunkmedium sonst so erreichen kann. Noch einmal: Ich möchte mich damit nicht rausreden. Wir haben hier in den sozialen Medien einen gravierenden Fehler gemacht. Aber es ist kein Spezifikum unserer journalistischen Arbeit in den sozialen Medien. Dieser Fehler hätte uns woanders auch passieren können – sehr selten beim Haus Deutschlandfunk. Wir werden dafür sorgen hoffentlich, dass er immer seltener passiert. Wenn so etwas in den sozialen Medien passiert, dann bekommt es eine riesige Reichweite, und ich frage mich unter anderem, ob wir nicht auch noch schneller dieses Fehlers hätten gewahr werden können.

Allroggen: Wie? Haben Sie eine Vorstellung, wie das hätte passieren können?

Bertolaso: Ich kann Ihnen – das ist noch zu früh. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich muss mit allen Beteiligten noch mal reden. Aber letztlich geht es ja um zwei Güter: Es geht darum, dass demjenigen, dem wir einen Schaden zufügen – in dem Fall war es Frau Nahles, es hätte aber auch irgendjemand anderes sein können, über den wir berichten –, dass wir diesen Fehler reduzieren und sofort klarstellen. Und es geht natürlich auch um unsere Glaubwürdigkeit. Es sind diese beiden Güter, die uns bewegen. Und soziale Medien sind nicht erst seit gestern da, aber sie verändern sich rasant. Und wir müssen uns immer neu anpassen, und das werden wir weiter machen, und nach diesem Vorfall umso dringlicher.

In @mediasres lief am 11.05.2017 eine gekürzte Fassung dieses Interviews.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/fehler...icle_id=385953

Man kann sich das Gespräch von Antje Allroggen mit Marco Bertolaso auch anhören (rechts unter dem rechten Bild ziemlich weit oben anklicken):

http://www.deutschlandfunk.de/fehler...icle_id=385953

Geändert von ThomasG (12.05.2017 um 07:18 Uhr).
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