Bin frustriert und will nicht mehr trainieren. Hat jemand eine Motivationshilfe?
Hallo zusammen,
ich hatte mir für dieses Jahr vorgenommen, eines meiner eher bescheidenen Lebensziele zu erreichen: Marathon sub 4.
Meine Bestzeit ist von 2010 um die 4:13. Meiner letzter Marathon war im September 2014; knapp unter 5 Stunden, mit unterirdischer Vorbereitung, aber dennoch großem Spaß (naja, hinterher).
Ich bin von Natur aus, was den Sport angeht, eher faul und triebgesteuert, hatte aber nach dem letzten Marathon begonnen, gewissenhaft auf mein Jahresziel für 2015 hinzuarbeiten. Ich habe also den Winter ziemlich konsequent durchtrainiert, bin bei jedem Wetter tatsächlich raus, habe zugunsten des Laufens das Schwimmen vernachlässigt und als "versteckter Fetter" mein Gewicht um 5 kg oder so reduziert. Meine Umfänge habe ich von ca. 40 Wochenkilometer im Oktober bis Mai auf 80 km gesteigert.
Der erste Dämpfer kam im Februar, wo mich einen Monat vor dem Bienwald-Marathon eine Grippe erwischt hat. Im Bienwald wollte ich zu dem Zeitpunkt 4:20 gut draufhaben. Ich habe mich dann wieder etwas erholt, aber nicht so, dass ich mich getraut hätte, den ganzen Marathon zu laufen. Ich habe also auf Halbmarathon verkürzt und bin ganz überraschend Bestzeit gelaufen, unter 1:55 (alte Bestzeit von 2008, 1:56:23). Das hat mir trotz der Enttäuschung ausreichend Auftrieb verschafft und so habe ich frohgemut weitertrainiert.
Als Ersatz für den Marathon-Test hatte ich mir dann den Donautal-Marathon im Juni ausgesucht. Bis Mai lief alles wunderbar und dann hat mich eine Woche vor dem Lauf eine Erkältung erwischt. Ich bin trotzdem angetreten, aber nach 24 km ausgestiegen, weil ich mich völlig kaputt fühlte, es mir zu heiß war, ich gar nicht genug trinken konnte und mein Durchhaltewille gebrochen war.
An der Erkältung hatte ich dann noch einige Wochen zu knabbern, fühlte mich oft erschöpft und so als wäre der ganze Körper entzündet. Dementsprechend habe ich das Training oft ausfallen lassen.
Mittlerweile ist das wieder okay, aber nun habe ich überhaupt keine Lust mehr. Ich habe das Gefühl, dass sobald ich mich an ein halbwegs brauchbares Fitnesslevel herangearbeitet habe, ich mich entweder verletze oder krank werde. Das ist wahrscheinlich Unfug, aber ich kriege nun einfach den Arsch nicht mehr hoch, weil in meinen Augen für dieses Jahr (Baden-Marathon in Karlsruhe im September) die Felle davongeschwommen sind und ich nun wieder einen Winter durchackern muss, damit es in Kandel vielleicht klappt.
Wie habt ihr Euch aus der Bocklosigkeit herausmotiviert? Ich will eigentlich immer noch, aber der Schweinehund ist momentan riesengroß.
Wenn jemand einen Rat hat, der über "du musst dich halt zwingen" und "schau dir mal andere an, denen geht es richtig schlecht und die trainieren trotzdem" hinausgeht, dann her damit!
Hast Du Lust auf Laufen oder empfindest Du es als Muss?
Ich freue mich unheimlich beim Laufen in der Natur. Der Kopf wird frei, die Gedanken fließen, der Stress von der Firma bleibt auf der Strecke.
Ich würde Dir als erstes raten, Spaß beim laufen zu haben. Der Rest kommt dann von allein.
Ein zweiter heikler Punkt ist die Fixierung auf einen Wettkampf. Da bin ich auch nicht ganz so locker und hatte in der Vergangenheit auch den einen oder anderen Wettkampf versemmelt.
Ganz wichtig ist auch hier locker zu bleiben und besonders in den letzten Wochen lieber etwas weniger als nur einen Hauch zu viel zu trainieren.
Mit einem Schnupfen oder ähnlichen würde ich auf keinen Fall starten. Abgesehen von dem Risiko einer Herzmuskelentzündung kommt dabei nichts brauchbares heraus. Im Gegenteil, Du hast eine gute Chance auf Wochen platt zu bleiben.
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Laufen und ich bin überzeugt, dann wirst Du auch eine tolle Zeit erzielen
Ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, weshalb viele immer auf etwas Großes hintrainieren müssen. Sich ein Ziel stecken, kann mit Sicherheit motivieren - es kann aber auch einfach nur stressen.
Genieße doch einfach das Laufen oder die Sportarten, die du sonst noch betreibst. Wenn es dann aufgrund einer guten Vorbereitung für ein Sportevent reicht, ist das toll und wenn nicht, hast du einfach "nur" etwas für dich getan (was dir hoffentlich Freude bereitet).
Wie wäre es, ganz von den beiden genannten Events abzurücken und einen Marathon weiter weg rauszusuchen? Und dann nicht hin, Kleiderbeutel abgeben, Warmlaufen, Wettkampf, Zielverpflegung, Duschen, nach Hause. Sondern das ganze mit Urlaub verbinden.
Ggfs. das ganze also als Art Belohnungssystem aufziehen. Den bevorstehenden Urlaub als Mantra, als Motivation nutzen. Dann am Tag X-1 anreisen, Tag X laufen und an den Tagen X+1 ff. die Regeneration da genießen wo es wirklich schön ist.
Und für das regelmäßige Training zwischendurch auch mit kleinen Belohnungen arbeiten. Sauna, Massage, oder was auch immer nach harten Einheiten.
Wie habt ihr Euch aus der Bocklosigkeit herausmotiviert?
Gar nicht.
Ein Leben ohne Trainings- und Wettkampfplan ist absolut möglich.
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
Ein Leben ohne Trainings- und Wettkampfplan ist absolut möglich.
Ich weiß, aber hinterher bitte.
Es geht nicht darum, auf etwas "Großes" hinzutrainieren und "immer nur Marathon". Mal unter uns - über einen 4-Stunden Marathon außerhalb einer Langdistanz können viele hier sowieso nur müde lächeln.
Es geht darum, dass ich den dringenden Wunsch verspüre, etwas zu tun, das für mich relevant ist, auch wenn es dem Rest der Menschheit komplett am Allerwertesten vorbeigeht.
Auf dem Weg dahin ist mir die Motivation zeitweise verloren gegangen. Ich halte aber an meinem Ziel fest, weil ich mir innere Genugtuung davon verspreche und suche nach Rat, wie ich mir selbst dabei helfen kann.
Es ist doch dabei völlig nebensächlich, ob es ein Marathon in einer bestimmten Zeit oder die Zubereitung perfekter Spätzle ist. Was ist nicht brauche, sind noch mehr Gründe es nicht zu tun!
Zitat:
Zitat von FMMT
Hast Du Lust auf Laufen oder empfindest Du es als Muss?
Wenn ich Lust hätte, gäbe es diesen Thread nicht.
Spaß beiseite: Das Laufen an sich ist eine wunderbare Sache und ich genieße es. Allerdings muss ich halt eben auch eine gewisse Konstanz und Intensität reinbekommen wenn ich mein Ziel erreichen will. Und genau da hängt es; wenn ich Rückschläge erleide und der Form hinterherrennen muss, dann tue ich mir sehr schwer und bin wehleidig und träge.
Zitat:
Zitat von FMMT
Ich wünsche Dir viel Spaß beim Laufen und ich bin überzeugt, dann wirst Du auch eine tolle Zeit erzielen
Danke!
Zitat:
Zitat von Walfanggegner
Wie wäre es, ganz von den beiden genannten Events abzurücken und einen Marathon weiter weg rauszusuchen? Und dann nicht hin, Kleiderbeutel abgeben, Warmlaufen, Wettkampf, Zielverpflegung, Duschen, nach Hause. Sondern das ganze mit Urlaub verbinden.
Ggfs. das ganze also als Art Belohnungssystem aufziehen. Den bevorstehenden Urlaub als Mantra, als Motivation nutzen. Dann am Tag X-1 anreisen, Tag X laufen und an den Tagen X+1 ff. die Regeneration da genießen wo es wirklich schön ist.
Und für das regelmäßige Training zwischendurch auch mit kleinen Belohnungen arbeiten. Sauna, Massage, oder was auch immer nach harten Einheiten.
Die Events sind nicht wirklich das Entscheidende, sondern das unbestimmte Gefühl, dass es sowieso nichts wird.
Ich finde die Austragungsorte und die Stimmung an sich so einladend, dass ich dafür nicht in Urlaub muss. Und ich bin auch generell lieber daheim als weit weg.
Das Laufen an sich ist ja schon ein Belohnungssystem. Wenn es mal läuft dann will mann auch mehr davon. Da braucht es dann keine Sauna oder Massage, sondern das Laufen ist Lohn genug. Schwierig sind die Phasen, wo es eben nicht klappt und da kann mir dann auch die Massage gestohlen bleiben.
Der Wettkampf an sich ist mir auch nicht so wichtig. Es ist schwer zu erklären; ich glaube, ich möchte einfach nur mal erleben, mit einer durchschnittlichen Pace von 5:40 Pace 42 Kilometer durchzulaufen. Leichter ist es natürlich, wenn auch noch andere mitlaufen und es lustig zugeht und man nicht in der Pampa verdursten muss.
Ich bin mir nicht sicher, was ich mir von dieser Erfahrung verspreche, aber ich möchte sie machen.