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Zitat von Schwarzfahrer
"Fortschritt" ist m.M.n. ein Wieselwort, das schwer objektiv zu definieren ist, bzw. es liegt stark im Auge des Betrachters, ob eine Veränderung als Fort- oder Rückschritt zu bewerten ist. Wenn linke Politiker von "progressiv" sprechen, werden sie wohl kaum an Veränderungen denken, die ein konservativer Politiker sich überlegt. Trotzdem ist Fortschritt nicht ausschließlich für linke Visionen reserviert, finde ich.
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Konservativ bedeutet im Wort so etwas wie "erhalten" (konservieren). Das ist das Gegenteil einer Veränderung.
Konservativ zu sein bedeutet nicht einen speziellen politischen Standpunkt, sondern das Ablehnen einer Veränderung. Ein indischer, ein dänischer und ein türkischer Konservativer wollen ganz unterschiedliche Dinge; was ihnen gemeinsam ist, ist der Widerstand gegen gesellschaftliche Veränderungen.
Zu den Feinheiten: In Europa und den USA ist die konservative Haltung stark überprägt von den Interessen der fossilen Lobby, und, je nach Land, von religiösen Lobbys. Bei letzterem denke man an die USA und die dortige enge Verbindung zwischen den politisch Konservativen und den Christlich-Evangelikalen.
Beide, die fossile und die religiöse Lobby, benutzen das konservative Lager, um politische Macht zu entfalten. Dabei wird bewusst ein Kulturkampf angezettelt: Windräder und elektrisch betriebene Autos werden beispielsweise als "links" dargestellt, und daraufhin von konservativen Lager pauschal abgelehnt. Zweites Beispiel: Die Leugnung des menschengemachten Klimawandels findet man fast ausschließlich im konservativen Lager, weil sie durch die fossile Lobby in diesem Milieu massiv verbreitet wird.
In diesem Sinne umfasst der Begriff des Konservativen heute nicht nur den Unwilllen gegenüber Veränderungen, sondern außerdem ganz konkret die Interessen der fossilen Lobby, sowie je nach Land religiöse Überzeugungen, etwa die Stellung der Frau in der Gesellschaft oder die Intoleranz gegenüber sexuellen Minderheiten.