Zitat:
Zitat von Duamax
Das Thema Gewicht ist nach wie vor absolut überbewertet. […]
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Das muss man meiner Meinung nach differenzieren.
Du gehst in Deinen Betrachtungen davon aus, dass ein leichteres Setup weniger aerodynamisch sei. Das muss aber nicht unbedingt der Fall sein.
Man kann bei vergleichbarer Aerodynamik ein leichteres oder ein schwereres Setup fahren. Manchmal sind Triathlonbikes, die 4 oder 5 Radflaschen mit sich führen, eine aerodynamische Katastrophe und schwer obendrein. Dasselbe Rad kann man sowohl leichter als auch aerodynamischer machen.
Dazu kommt ein weiterer Aspekt, beim dem sowohl die möglichst gute Aerodynamik als auch das Gewicht eine Rolle spielen. Viele Triathlonstrecken sind heute so voll, dass man nicht mehr ungestört von Start bis Ziel seine Wattzahl durchdrücken kann. Sondern man fährt in Gruppen, natürlich möglichst im legalen Rahmen (kein unerlaubtes Drafting!). Das taktische Ziel dabei ist, eine Gruppe zu finden, die etwas stärker ist als man selbst. Optimal wäre es, eine Gruppe zu haben, in der man dank guter Aerodynamik gerade so im Slipstream mitkommt, ohne sich zu übernehmen. Wenig Sinn hat es hingegen, in einer Gruppe zu bleiben, in der man der Stärkste ist (wie auch beim Schwimmen). Jeder Kilometer, auf dem man in einer Gruppe stärkerer Fahrer mitsegelt, ist ein taktischer Gewinn.
Schwierig sind die Anstiege. Weil die meisten Deiner Mitfahrer stärker sind als Du selbst, entsteht hier eine Lücke. Auf der Kuppe ist diese Lücke vielleicht gerade mal 50 Meter groß. Auf der Abfahrt verlierst Du dann aus aerodynamischen Gründen weitere 300 Meter gegen die Gruppe. Es ist harte Arbeit, diese Lücke wieder zu schließen. Ein paar mal schafft man das, bis schließlich der finale Hügel kommt, an dem Du es anschließend nicht mehr schaffst, die Lücke zuzufahren.
In diesem beispielhaften Szenario bleibt ein möglichst aerodynamisches Setup entscheidend, wie Du ganz richtig sagst. Aber das Gewicht ist nicht egal. Es bestimmt mit darüber, wie groß die Lücke wird, die Du anschließend wieder zufahren musst – und wie oft man das schafft.
Wie gesagt: Ich spreche hier nicht über unerlaubtes Draftig, sondern um taktische Spielräume in realen Rennen auf realen Strecken.
Simple Watt-Rechner im Internet gehen von stark vereinfachten Szenarien aus, nämlich einer vollkommen gleichmäßigen Fahrt mit soundsoviel Höhenmetern, fertig. Reale Wettkämpfe sind aber komplexer, wie ich oben versucht habe zu skizzieren.
