Ein Mysterium ist zu klären. Ich radelte bei leichtem Schneefall aus der Stadt raus. Nur ein kleiner Schauer. Der Blick über den weiten Horizont zeigte, dass hier und da Schneeschauer niedergingen. Zack, war ich wieder in einem drin. Dazu blies ein strammer Wind. Es wurde im Radio vor Schneestürmen gewarnt, aber so schlimm war es zum Glück nicht.
Ich hatte die Möglichkeit, meine Tour genau
gegen den Wind zu beginnen, um nach der Hälfte der Strecke umzudrehen und mit Rückenwind nach Hause zu metern. Oder umgekehrt: Zuerst Rückenwind, dann Gegenwind.
Da ich gerade in einem Schneeschauer steckte, wählte ich die Variante, mit der ersten Hälfte gegen den Wind. So trachtete ich, schnell den Schauer zu durchqueren und an seinem hinteren Ende wieder in trockenes Wetter zu gelangen. Ich bin ja nicht blöd: Denn wäre ich jetzt
mit dem Wind geradelt, wäre die schauernde Wolke mit treu wie ein Hund gefolgt.
Also bohrte ich mich im leichten Schneetreiben bei -1°C durch den Wind. Ein zähes Geschäft! Die Route war bretteben, kein Anstieg und keine Abfahrt sorgen für Kurzweil. Zu sehen gab es auch nicht viel, von ein paar nassen Äckern abgesehen. Ein Bauarbeiter zeigte mir in seinem Lastwagen einen "Daumen hoch" oder einen Vogel, das konnte ich nicht genau erkennen, und es macht auch keinen Unterschied, wenn man es genau durchdenkt, wozu ich ausreichend Zeit hatte, wobei mich allerdings der Gedanke, dass mein von Schnee nasses Gesicht abfrieren könnte, gelegentlich störte, aber so strampelte ich dahin, und ich könnte nicht wirklich beschwören, dass ich überhaupt etwas dachte.
Nach etwas mehr als anderthalb Stunden erreichte ich meinen Wendepunkt und stellte fest, dass ich immer noch in dem Schneeschauer steckte. Egal, ich wendete um 180 Grad und fuhr denselben Weg nach Hause. Endlich Rückenwind!
Nach 10 Minuten: Trockenes Wetter, trockene Straßen. Hallo?! Exakt auf dieser Straße hatte ich mich soeben noch durch leichten Schneefall gekämpft, und meine Kette knirschte noch vom Spritzwasser. Bin ich bescheuert? Wie kann das sein? Ich schaue mich in alle Himmelsrichtungen um: alles trocken, nirgends ein Schauer in Sicht. Gott der Herr treibt grausame Scherze mit mir.
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In vollem Rennrad-Ornat mit Radhose, Rennradtrikot, Überschuhen und Helm stehe ich mit meiner Trainingsfeile an der letzten Ampel und warte darauf, dass sie auf Grün schaltet. Kennt Ihr das? Während ich warte, kommt von hinten ein Radfahrer und stellt sich ebenfalls wartend an die Ampel – direkt vor mich. Ne Frau mit Winterjacke (Kapuze auf) und Stadtrad. Ich schaue unwillkürlich an mir runter. Sehe ich so unsportlich und schlapp aus, dass sie annehmen musste, ich sei ihr beim Antritt im Weg?!
Die Ampel schaltet auf grün. Weit nach rechts und links mäandrierend nimmt sie langsam Fahrt auf. Ich setze gerade an, sie zu überholen, als sie meine Fahrlinie schneidet. Ums Haar hätte ich mich über ihr Hinterrad abgerollt.
Frauen dürfen seit 1958 in Deutschland ein Bankkonto eröffnen und den Autoführerschein machen, ohne ihren Mann zu fragen.
https://www.youtube.com/watch?v=zwp40wOIXaM