Zitat:
Zitat von Kurt D.
Die Marathonleute melden sich in Scharen auch dann an, wenn Joe Dunkelbraun aus Nirwana als Topmann angekündigt wird...., denn die Leute wollen einfach etwas "erleben" und dabei sein....und Joe Dunkelbraun ist denen zwar nett das er auch dabei ist, aber am Ende würden sie auch kommen ohne ihn.
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Muss es denn wirklich ein "Leistungssport Vorbild mit Namen" sein, um Menschen wie dich und mich ("Modell Karl-Heinz Mittelmaß") zufrieden zu machen?
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Die Altersklassenathleten melden sich nicht vorrangig deshalb an, weil Superstar XY auch am Start ist. Der Zusammenhang ist etwas indirekter, und er lässt sich auch an der Geschichte des Ironman Germany gut verdeutlichen:
Mit großen Namen kann man bedeutende Medien wie überregionale Zeitungen und Fernsehanstalten beeindrucken, man kommt dadurch besser an große Sponsoren und das Rennen ist in der Szene im Gespräch. In Frankfurt hat man bewusst auf diesen Effekt gesetzt und einen Hawaii-Sieger nach dem anderen verpflichtet und sich um die interessantesten deutschen Starter bemüht. Das war sicher teuer, doch es war offensichtlich gut investiertes Geld.
In der Folge wurde der Ironman auch bei den Altersklassenathleten als großes, herausragendes Event wahrgenommen, und die Leute rannten Euch die Bude ein. Freilich auch wegen des allgemein hohen Organisationsniveaus dieses Rennens, doch die Profis und ihre sportliche Klasse haben positiv auf das Event abgefärbt.
Möglicherweise wären in Frankfurt künftig auch ohne große Namen die Startlisten gut gefüllt, denn das Rennen ist etabliert. Sicher ist das aber nicht, denn ich kenne auch Gegenbeispiele.
Der Freiburg-Marathon gehört zu den zehn größten Marathons in Deutschland. Der Veranstalter hat jahrelang konsequent das Konzept verfolgt, keine Preisgelder auszuschütten, und zwar Nullkommanull. Entsprechend waren stets unsere regionalen Topläufer vorne, die um die Ehre stritten. Eigentlich keine schlechte Sache, doch sie entwickelte sich für den Veranstalter zum Bumerang.
Denn er ist bei Läufern aller Leistungsklassen in unserer Gegend als Geizkragen verschrien, der nur an seinen Profit denkt und dabei die Grenzen des Anstands überschreitet. Durch diese Brille wird von der Laufszene nun die ganze Veranstaltung betrachtet. Das Startgeld sei zu hoch, die Nudeln minderwertig, die Siegerehrung lieblos, der Kuchen zu trocken, und überhaupt! Die vielen guten Dinge dieses Marathons kommen wenig zur Sprache – einem Geizkragen gönnt man nichts.
Um die Story abzuschließen: Dieses Jahr hat ein Sponsor doch einen Afrikaner einfliegen lassen. Der Mann kam aus Turin, hatte eine 2:13 drauf und lief in ungefähr 2:25 der regionalen Spitze ganz knapp und souverän davon. Die Zuschauer mochten ihn nicht und die Presse schrieb schlecht über ihn, weil seinetwegen unsere Jungs nicht gewonnen hatten. Der arme Kerl war sicher froh, als der nach der Siegerehrung wieder im Flieger saß. Wie man es auch macht, das Kind ist in den Brunnen gefallen. Die Teilnehmerzahlen bei diesem Marathon sind auch rückläufig.
Grüße,
Arne