Highlights bei mir: Einmal Freiburg - Tübingen mit dem Rad und an einem anderen Tag wieder zurück.
Auf der Rückfahrt musste ich bereits um 4 Uhr morgens los. Sommerklamotten, Armlinge, Windjacke waren leider etwas wenig für die 3°C, die es nachts hatte (100 Tölpelpunkte). Richtig derb gefroren habe ich in den schwäbischen Tälern, in denen ein nasser Nebel lag, dessen Tröpfchen ich im Schein meiner Akkulampe sehen konnte. Ohne Handschuhe – den Rest des Tages hatte ich taube Fingerkuppen.
Ich hatte großen Zeitdruck: Pünktlich um 10 Uhr wollte ich wieder in Freiburg sein. Mein Sohn (18) nahm an einem Freiburger Laufwettbewerb teil und hatte aus meiner Sicht gute Chancen, das Rennen als Gesamtsieger zu gewinnen. Bei dieser Premiere (erster Gesamtsieg) wollte ich auf jeden Fall dabei sein.
Ich habe es nicht geschafft. Obwohl ich schnell fuhr und ausreichend zeitlichen Puffer eingeplant hatte. Der Fehler: Mein Garmin-Navi lotste mich weg von der ursprünglich von mir geplanten Strecke und führte mich auf eine deutlich längere Route mit 1.000 Höhenmetern zusätzlich!
Das kam so: Mein Navi fragte mich auf den ersten Kilometern scheinheilig: "Sie haben die Route verlassen. Soll ich sie neu berechnen?". Tatsächlich war ich nachts auf leerer Straße direkt durch ein verschlafenes Dorf gefahren, anstatt auf dem Radweg hintenrum durch die Schrebergärten. Drückt man am Navi auf "Ja", wird man nicht einfach auf die ursprüngliche Strecke gelotst, sondern das dumme Ding berechnet den Track zwischen Start und Ziel komplett neu.
Um mich herum war es außerhalb der Ortschaften tiefschwarze Nacht. Im Kartenbild des Navis sah ich nur einen kleinen Ausschnitt der Strecke (50m-Maßstab), um das ständige rechts-links-rauf-runter der verdammten Radwege im Lichtkegel der Akkulampe mitzubekommen. Darum bemerkte ich zunächst nicht, dass ich mittlerweile auf einer komplett anderen Route fuhr als auf dem Hinweg.
Straßenbegleitende Radwege sind super. Radwege jedoch, die von der Straße jäh abbiegen, einen steilen Anstieg erklimmen und dann im Wald verschwinden, sind für Fernradler, die es eilig haben, extrem nervig. Oft sieht man die einsame Landstraße neben sich, muss aber auf dem Radweg über einen steilen Hügel (300 Watt mit 30er Ritzel, um hoch zu kommen), dann auf der anderen Seite wieder in einer Schussfahrt hinab, wo sich der Radweg auf der anderen Straßenseite fortsetzt und man sich durch ein Sicherheitsgatter durchschlängeln muss, das in der Dunkelheit plötzlich vor einem auftaucht. Ein paar hundert Meter weiter dasselbe Spiel auf die andere Straßenseite. Ihr kennt das ja alle.
Ich kam einfach nicht recht voran. Als es nach 120 Kilometern endlich über den Schwarzwald ging, die Sonne am Himmel stand und die Kälte nachließ, die mir sehr zugesetzt hatte, war ich schon ziemlich platt. Ich kletterte auf 1.100 Meter Höhe, beschimpfte währenddessen meinen immer schwerer wirkenden Rucksack auf dem Rücken, dessen Inhalt ich für das Wochenende benötigt hatte, und bohrte mich vorwärts, den Blick auf dem Uhrzeiger.
Am Ende kam ich völlig abgekämpft 40 Minuten zu spät zum Laufwettkampf. Mein Sohn hatte den Gesamtsieg errungen – mit Streckenrekord. Immerhin war ich zur Siegerehrung da, konnte einige Fotos machen und den Helden in meine Arme schließen.
Was will man mehr?
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