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Zitat von Adept
Ein Kernpunkt dieses ganzen Kriegs ist ja die NATO Ost-Erweiterung.
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Ich halte das höchstens für einen der am häufigsten genannten Vorwände, mit der Russland seine imperialen Bestrebungen propagandistisch "verpackt".
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Zitat von Adept
Vielleicht wäre es besser gewesen zu vereinbaren, dass sich auch die NATO auflöst als sich der Warschauer Pakt aufgelöst hat. Beides wurde ja gegründet, um ein Gleichgewicht der Macht zu erhalten. Durch die Auflösung des WP hat sich ein Ungleichgewicht ergeben und wurde durch die Ost-Erweiterung immer grösser.
Naja, hätte, hätte...
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Die NATO aufzulösen angesichts einer sich auflösenden Großmacht mit Atomwaffen, dessen Zukunft und zukünftige Einstellung kaum absehbar war, wäre unverantwortlich gewesen, finde ich. Verteidigungsfähigkeit ist keine Frage des Gleichgewichts, sondern eine absolute Größe.
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Zitat von Adept
Ich frage mich, was Russland da in den anderen Ländern falsch gemacht hat, dass die sich Schritt-für-Schritt durch die NATO Beitritte sogar militärisch gegen sie gestellt haben.
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Sie haben sie jahrzehntelang unterdrückt, ausgebeutet und ins sozialistische System gezwungen. Kein Land hegt Sympathien für Besatzer, die auch noch die Diktatoren des Landes ausbilden und ggf. sogar militärisch stützen. Sowas bleibt über Generationen erhalten. Dazu wurden besonders den baltischen Staaten durch starke russische Siedlungspolitik (die zugezogenen Russen haben sich nie gut integriert) ein Destabilisierungs-Risiko eingepflanzt.
Kleine Länder können nie sicher sein, daß ihre Beziehungen zu einer Großmacht stabil freundschaftlich bleiben, sie können nie sicher mit Unterstützung rechnen - dafür sind sie für diese Großmächte zu unwichtig. Kleine Länder müssen schauen, daß sie zwischen Großmächten (jeweils größeren Mächten) nicht zerrieben werden.
Wenn ich die ungarische Geschichte anschaue, die ist voll von Hoffnungen, bei Bedrohung von Außen von vermeintlich befreundeten Mächten Hilfe zu bekommen (Als die Mongolen kamen, Hilfe aus Österreich, als die Türken kamen, wurde Hilfe aus ganz Westeuropa erbeten, im Freiheitskampf gegen Habsburg 1702 glaubte man, Frankreich hinter sich zu haben, 1956 glaube man an Unterstützung aus USA, ...) - Die Realität war ähnlich wie jetzt für die Ukraine: die Hilfe reicht, um eine Zeit lang durchzuhalten, aber nicht zum siegen, und irgendwann gehen andere Interessen vor, und man steht allein und geht unter. Europa ist in diesem Spiel keine Großmacht, bestenfalls (nach Schröder) eine Mittelmacht, aber de facto ist Europa ein Bündel von kleinen bis mittleren Staaten mit divergierenden Prioritäten, ohne großen Hebel, die wirklich großen zu beeinflussen. Alles andere ist Hybris. Insofern hat Trump recht: Europa muß sich um seine Sicherheit selbst kümmern, und was mit Stärke nicht geht, muß mit Diplomatie gehen - was leider u.U. das Schlucken von sehr dicken Kröten bedeuten kann, statt die Großmächte belehren zu wollen.