Zitat:
Zitat von Koschier_Marco
zu werden.
Deine Enkel können nichts dafür aber das wäre im Kriegsfall die Alternativen, kämpfen (mit allen verbunden Risiken) oder GULAG forever
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Der Umstand, dass wir hier so "mir nichts, dir nichts" gedankliche Strategiespiele spielen,
dabei über Tote und Individualschicksale offen nicht nachdenken, gleich gar nicht schreiben wollen, macht mich sehr betroffen.
Das erzeugt bei mir den Verdacht, dass die große räumliche Entfernung von der Realität des Krieges, des Fleischwolfes, uns anfängt zu enthemmen und das Grauen anonym zu machen.
Ich habe mal, in offizieller Funktion und innerer menschlicher Mission, in einer Rede zum Volkstrauertag einen Text von Wolfgang Borchert "Die Kegelbahn" gelesen.
Die anwesenden Mitglieder des örtlichen Wehramtes oder wie das heißt, haben danach gedroht, künftig solche "Entgleisungen" durch Verlassen des Ortes zu beantworten, das war lange vor dem hier diskutierten Krieg.
Borchert hat das Wesen des Krieges beschrieben, das kleine, individuelle, elende Sterben.
Und das geht mir durch den Kopf, wenn ich mir die Bilder meiner Enkel ansehe und über ihren Weg in das Leben, bei dem ich sie gern begleiten will, nachdenke.
Es fällt mir schwer, diese Abtrennung des persönlichen vom gesellschaftlichen Schicksal, wie wir es hier im Forum erleben, zu verstehen.
Wir dürfen ja nicht vergessen, kämpfen können Soldaten gemeinsam, sterben müssen sie einsam.
Das gilt schon immer und durch alle Zeiten, die Berichte über Brandwunden, Amputationen und Beerdigungen sind eben nicht so attraktiv, wie das Gegacker eines europäischen Gipfeltreffens, das BLABLA der selbsternannten europäischen Warlords und Warladies...
Natürlich kann versucht werden, den Konflikt in der Ukraine einzufrieren.
Wer das nicht will, muss es bestreiten, wer das bestreitet, will es nicht.
Und wenn es nicht hält, tja, dann geht das Töten weiter.
Natürlich ist es unstrittig, dass die Ukraine völkerrechtswidrig überfallen wurde und zwar durch Russland. Ohne wenn und aber, so ist es und es zunächst egal, warum das so ist.
Das würde Gegenstand von Verhandlungen sein müssen und man würde sehen, wer vom Tisch aufsteht und die Pistole durchlädt. Auf diesen und nur auf diesen Fall gilt es, sich vorzubereiten.
Aber einen Friedensversuch, einen möglichen Frieden, wie immer er auch zustande kommt, zu verweigern, weil wer wo wie was gesagt hat und niemand weiß Genaues, das will mir nicht in den alten Kopf.
Jaja, der Kant hat uns mit seinem kategorischen Imperativ eine ziemliche Nuss hinterlassen.