Zitat:
Zitat von TriVet
Hinter jedem großen Vermögen steckt ein Verbrechen.
Direkt oder indirekt.
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Das ist für mich reine Neid-Polemik mit der Moral-Keule. Da kann ich Arnes Argumenten eher folgen (wenn auch nicht allem zustimmen):
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Wenn man es auf eine ganz einfache Formel bringen will, geht es aus meiner Sicht um das Vermeiden oder Verringern von Leid. Das ist die grundsätzliche ethische Richtschnur ein einer aufgeklärten, modernen Gesellschaft. Sie ist für alle ethischen Fragen maßgeblich.
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Grundsätzlich kann ich da folgen, wenn ich es auch nicht so allein maßgeblich finde. Neben Verringern von Leid sollte auch ein Mehren von Wohlstand, Gesundheit, Sicherheit für möglichst viele gleich wichtig sein.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Wenn wir beispielsweise entscheiden wollen, ob das Geld einer Stadt in eine größeres Schwimmbad oder in ein Kinderkrankenhaus investiert werden soll, wägen wir das Vergnügen der einen gegen das Leid der anderen ab. Im Zweifel geht das Kinderkrankenhaus vor.
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Schön überspitztes Beispiel, besonders durch die Einfügung der moralischen Dimension "Vergnügen gegen Leid". Reale Optionen sind nie so klar nur gut und böse. (ist evtl. neues Bad günstiger als Sanieren?, muß ein extra Kinderkrankenhaus her, oder kann es eine Erweiterung des vorhandenen Krankenhauses effektiver sein? Wieviele ertrinken weil sie keine Chance hatten, Schwimmen zu lernen? u.a.m.).
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Das gilt nicht nur für ein Schwimmbad, sondern auch für Privatjets und Luxusyachten. Auch sie können gegen ein Kinderkrankenhaus abgewogen werden. Selbst dann, wenn es sich hierbei um privates Geld handelt, statt – wie im obigen Beispiel – um öffentliches Geld. Maßgeblich ist allein, ob wir als Gesellschaft grundsätzlich in der Lage wären, auf die Verwendung dieses Geldes Einfluss zu nehmen. Falls wir das können, sind wir mit der ethischen Frage nach der bestmöglichen Verwendung dieses Geldes konfrontiert. Mit anderen Worten: Was wollen wir als Gesellschaft – Luxusyachten in Palm Beach oder Schulen und Krankenhäuser für alle?
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Hier gehst Du über mein Verständnis einer freien Gesellschaft hinaus; aber das ist der alte Konflikt zwischen Deiner eher kollektivistischen Sicht auf die Gesellschaft gegenüber meiner Sicht, die dem Individuum höhere Bedeutung zumißt. Ich sehe die Gefahr, daß die zu hohe Betonung der kollektivistische Sicht auf Dauer zu Gesellschaften führt, wie die, in denen ich aufgewachsen bin (wo die Motivation, der Ehrgeiz des Individuums, zu wachsen, sich zu steigern, gedämpft wird oder abstirbt), und das halte ich nicht für erstrebenswert.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Gesellschaften können das beeinflussen. Der Spitzensteuersatz in den USA lag im Jahr 1960 bei 91%. Unter Reagan sank er auf 30%, heute liegt er bei knapp 40%. Diese Zahlen zeigen, dass Gesellschaften hier Gestaltungsmöglichkeiten haben. Die gegenwärtigen Regeln des Wirtschaftens sind keine Naturgesetze, sondern einfach Politik.
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Natürlich gibt es Gestaltungsspielräume; der Mensch gestaltet die Welt und die Regeln. Die Diskussion geht wohl primär darum, wie weit diese Gestaltung das Kolletktivistische oder das Individuelle höher gewichtet - und dahinter ist m.M.n. auch ein unterschiedliches Menschenbild: traue ich jedem zu, sein Leben eigenverantwortlich zu gestalten, oder muß ihm der Staat unter die Arme greifen, halte ich besonders reiche/erfolgreiche Menschen für eine Deviation vom Soll, oder für einen normalen Teil der Gauss-Verteilung, das sogar als Motivationshilfe für den Ehrgeiz eines jeden herhalten kann?