Die Bilder in meinem letzten Posting habe ich nicht selbst geschossen. Ich habe sie aus dem Netz gezogen. Mir ging es darum, Euch die Situation in der Nähe von Kona zu verdeutlichen.
Zum Local Cycling Club: Sicher gibt es den. Ich habe hier aber noch keinen einzigen Local auf einem Rennrad gesehen. Entweder sind es bei den Locals so wenige, dass sie mir nicht auffallen, oder sie fahren auf anderen Strecken als die Touristen (was ich vermute). Auf dem Highway sieht man nur Triathleten m/w.
Radfahren ist hier insgesamt kein Thema. Niemand von den Einheimischen bewegt sich mit eigener Kraft auf zwei Rädern vorwärts. Vor den Supermärkten gibt es riesige Parkplätze, aber man sieht kein einziges Fahrrad vor der Tür stehen. Kein Wunder übrigens: Die Straßen sind hier teilweise einfach in der Falllinie asphaltiert. Um innerhalb von Kona von A nach B zu kommen, müsste man als Alltags-Radler ständig Steigungen von 10% überwinden. Für die Autos kein Problem, aber als Alltags-Radler wird man da schieben müssen. "Da" bedeutet: In der Grasnarbe neben der Straße. Die Stadt ist schlicht und einfach nicht für Radfahrer gebaut, und darum gibt es auch keine.
Selbst für Fußgänger gibt es nur unten am Ufer des Meeres Bürgersteige, sowie an den direkt angrenzenden Straßenecken. 300m davon entfernt gehen nur noch Asoziale zu Fuß. Jeder fährt Auto.
Eine halbe Autostunde von Kona entfernt, ab Waikaloha, kann man es auf dem Standstreifen des Highways ganz gut aushalten. Der Verkehr lässt dort etwas nach und der Dreck unter den Rennradreifen wird etwas weniger. Don’t get me wrong: Um die Straße zu überqueren, braucht man trotzdem eine bis mehrere Minuten, bis man eine freie Lücke zwischen den Autos hat.
Wir fuhren heute von Waikaloha auf der Wettkampfstrecke, dem Highway, nach Norden Richtung Hawi. Das fand ich ganz gut. Der Gegen- und Seitenwind war allerdings so stark, dass wir nach ca. 20 Minuten aufgaben, weil uns eine Weiterfahrt gefährlich zu sein schien. Man hat da schon ordentlich Winddruck auf dem Vorderrad. Also fuhren Peter, Alex und ich wieder zurück zu den Autos. We will be back. Christian und Kai-Uwe entschieden sich, es noch ein Stück zu versuchen. Da Peter das Rennen bereits 4x und Alex 24x (!) gemacht haben, hielt ich mich an die beiden.
Es hilft bei den Böen, einen Radfahrer in Sichtweite vor sich zu haben. Wenn es den um einen Meter nach links oder rechts versetzt, ist man gewarnt und nimmt die Böe etwas leichter.
Wir fühlten uns wie Gummibärchen auf Fahrrädern im Gebläse eines Backofens. In Deutschland ist es bei Hitze so: Man kann es durch den Fahrtwind gut aushalten, nur beim Anhalten schwitzt man wie ein Ochse. Hier ist es anders: Der Fahrtwind selbst heizt einem ein. Man fährt gegen einen Fön. Wenn das beim Marathon so bleibt und nicht durch etwas Bewölkung abgemildert wird, dann Prost Mahlzeit! Ich habe großen Respekt davor. Wenn mich bisher jemand nach meinen sportlichen Ambitionen in diesem Rennen gefragt hatte, sagte ich, ich wolle nur finishen. Das empfinde ich noch jetzt so, halte aber das Wörtchen "nur" für den Beweis, als absolutes Hawaii-Greenhorn gesprochen zu haben.
Mal sehen, was der morgige Tag bringt. Bis jetzt habe ich an jedem Tag ordentlich Lehrgeld bezahlt und bin dankbar für diese Erfahrung. Neuer Tag, neues Glück.
Lasst es Euch gut gehen und fallt Euch nicht mehr als nötig gegenseitig auf die Nerven.
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