12.11.2023, 14:02
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#1196
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Arne Dyck triathlon-szene Coach
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Ort: Freiburg
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Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Andererseits stimmt es natürlich, die sich selbst gerne als hochprogressiv sehende Linke eine alte antisemitische Tradition hat.
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Antisemitismus ist keine Sache der politischen Linken, sondern leider in erster Linie eine Angelegenheit des Christentums. Er steht somit auf einem breiten Fundament quer durch alle politischen Lager.
Der Antisemitismus des Christentums wirkt paradox, da Jesus selbst Jude war, nichts anderes als Jude sein wollte und ausdrücklich nur zu Juden sprach. Die Ursache dieses Paradoxons liegt darin, dass das Christentum in seinen zentralen Inhalten nicht auf Jesus zurück geht, sondern auf Paulus.
Paulus hat, inspiriert durch die ihm mündlich überlieferte Lebensgeschichte Jesu, die mythologische Figur des Christus erfunden, welcher der Sohn Gottes sei – eine Vorstellung, die Jesus selbst völlig fremd war und die er als Jude als schlimme Gotteslästerung empfunden hätte. Jedoch waren im Umfeld von Paulus solche mythologischen Geschichten verbreitet. So schreib Paulus seine zwar vom Tod Jesu inspirierten, aber überwiegend frei erfundenen Geschichten über Jesus auf. Im Gegensatz dazu hat Jesus selbst keinerlei Schriften hinterlassen.
Paulus stieß mit seinen Geschichten jedoch auf Menschen, die Jesus noch persönlich gekannt hatten, sowie auf deren Anhänger. Es entbrannte ein Streit darüber, welche der beiden Parteien recht hätte und das Wirken Jesu korrekt wiedergäbe. Paulus, der Jesus nie begegnet ist, gewann diese Auseinandersetzung.
In der Folge dieses Streits entwickelten sich die Standpunkte beider Parteien weiter auseinander; die christliche Urgemeinde wurde von den Anhängern Paulus' zu Ketzern und Feinden erklärt. So kam es, dass das Christentum in zahlreichen Punkten das Gegenteil dessen vertritt, was Jesus ursprünglich wollte. Der historische Jesus und der später daraus erfundene Christus haben nur wenig miteinander zu tun. Besonders absurd ist die Judenfeindlichkeit der christlichen Kirchen und des Neuen Testaments, die sich gleichwohl auf den Juden Jesus als den Messias berufen.
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