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Zitat von DocTom
Meiner Meinung (!) nach trotzdem eine legitime Frage. Wie würdest du sie beantworten?
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Warum Europa gegenüber den Menschen Palästinas Entwicklungshilfe leistet?
Dazu muss man sich klar machen, aus welchen Gründen reiche Länder Entwicklungshilfe an arme Länder bezahlen. Nach Fleischauer-Logik könnten sie das ja auch einfach sein lassen. Er fragt ja selbst sehr anschaulich, was kümmern uns die Aborigines in Australien? Heißt übersetzt: Ihn persönlich kümmern sie nicht. Es sind aber nicht alle so wie er.
Wirklich ungebildet ist Fleischauers Feststellung, bei Palästina handele es sich um einen Staat, "mit dem uns Europäer nichts aber auch gar nichts verbindet". Es ist wirklich das mit Abstand Dümmste, was ich in den letzten Wochen zu diesem Thema gelesen habe.
Die ständigen Unruhen in Nahost beruhen zum einem großen Teil auf Fehlern der Europäer in der jüngeren Geschichte. Nach dem ersten Weltkrieg haben England und Frankreich die Gebiete des damaligen Osmanischen Reiches unter sich aufgeteilt (
Info): Heute sind das Jordanien, Irak, Südost-Türkei, Syrien und der Libanon.
Weil dabei auf die Interessen dieser Länder und die unterschiedlichen Kulturen keine Rücksicht genommen wurde, akzeptieren diese Länder die willkürlich festgelegten Grenzen nicht. Seit die Engländer und Franzosen sich zurückzogen, gibt es dort ständige territoriale und kulturelle Auseinandersetzungen (Nahostkonflikt).
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Verstrickungen, die Europa mit dieser Gegend verbindet. Auf die besondere Rolle Deutschlands in der Besiedlungsgeschichte Israels und Palästinas muss man Herrn Fleischauer hoffentlich nicht hinweisen – seine Feststellung, dass uns "nichts, aber auch gar nichts" mit der Situation dort verbindet, ist Blödsinn.
Last not least kann man neben einem Blick auf die Vergangenheit auch mal einen Blick in die Zukunft werfen: Wohin gehen denn die Menschen, die vor Krieg flüchten?
Viele Menschen aus dem Nachbarland Syrien haben 2015 bei uns Zuflucht gefunden. Dazu kamen und kommen die Menschen aus der Ukraine. Vom Gaza-Streifen bis in die EU (Zypern) sind es 200 Kilometer. Ich bin gespannt, welche Kolumnen Herr Fleischauer schreibt, wenn die Bürgerinnen und Bürger aus Gaza in den Booten sitzen. Wir haben ein Interesse daran, dass die Menschen sich nicht aus Not und Perspektivlosigkeit radikalisieren und letztlich ein Pulverfass zum Explodieren bringen.
P.S.: Sorry, dass ich mich beim Fleischauer so aufrege. Es ist nicht irgendwie persönlicjh in Deine Richtung gemeint.