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Zitat von Klugschnacker
Mal grundsätzlich: Der Klimawandel gefährdet nicht das Leben auf diesem Planeten. ... Auch der Mensch wird nicht aussterben. Vielleicht wird es in Zukunft weniger Menschen geben, vielleicht werden sie sich aus kaum bewohnbaren Gebieten zurückziehen usw.
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Soweit vollkommen einverstanden.
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Zitat von Klugschnacker
Was vom Klimawandel wirklich gefährdet wird, ist die liberale Demokratie.
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Nein, hier möchte ich widersprechen. Nicht der Klimawandel gefährdet die Demokratie, sondern die Reaktion bestimmter Menschen darauf, ihre Umgangsweise damit. (Ebenso wie nicht das Corona-Virus schuld an psychisch kranken Kindern oder einer polarisierten, gegeneinander hetzenden Gesellschaft war, sondern die politischen Entscheidungen und medialen Ergüsse von konkreten Menschen). Es gibt viele Bedrohungen für die Demokratie; ich halte das Postulat von praktisch "alternativlosen" Vorgehen und Weltbildern (wie Du sie hier andeutest) für eine der gefährlichsten, da sie sehr leicht für den Aufbau einer totalitären Weltsicht mißbraucht werden kann.
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Zitat von Klugschnacker
Eine große Krise nach der anderen wird unsere Gesellschaften in die Zange nehmen und sie spalten. Krisenzeiten sind Zeiten der Spaltung und des Populismus.
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Ja, leider, aber nicht wegen der Krise selbst, sondern meist wegen einiger, die glauben, die alleinige Wahrheit gepachtet zu haben, und diese den anderen aufzwingen zu müssen. Demokratie lebt nur so lange, wie unterschiedliche Ansichten und Lösungen in Konkurrenz bestehen dürfen.
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Zitat von Klugschnacker
Ohne Krisen keine AfD. Bankenkrise, Flüchtlingskrise, Corona-Krise haben unseren Zusammenhalt bereits strapaziert und europaweit rechte Parteien nach vorne gebracht.
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Mag sein; aber die Stärke der AfD basiert auf dem Alleinherrschaftsanspruch der Gegenmeinungen, Polarisierung gibt es nur, wenn beide Pole besetzt sind, und die Mitte sich zunehmend leert, weil beide Pole darauf bestehen, daß es nur ein für oder gegen sie geben darf, nichts dazwischen.
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Zitat von Klugschnacker
Warum gefährdet das die liberale Demokratie? Weil jede dieser Krisen die politischen Entscheidungsspielräume verkleinert. Demokratie lebt davon, dass es mehrere Handlungsoptionen gibt, zwischen denen man wählen kann. Beispielsweise hatten wir vor dreißig Jahren die Wahl, wie wir unsere Energieversorgung gestalten: Mehr oder weniger Kohle, mehr oder weniger Atom, mehr oder weniger Öko, Veränderungen in diesem oder jenem Tempo: Die Parteien vertraten unterschiedliche Konzepte, der Bürger hatte die Wahl.
Heute haben wir diese Wahl kaum noch. Es gibt nur noch einen einzigen Weg...
Sachzwänge nehmen der Demokratie die politischen Optionen weitgehend aus der Hand.
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Doch, wir haben objektiv immer die Wahl. Die Wahlfreiheit wird nicht durch die Krise ausgelöscht, sondern durch diejenigen, die ihren Weg als den einzig richtigen ansehen, und nicht nur als einen etwas besseren als manche anderen. So kommt kein Diskurs, und keine demokratische Entscheidung mehr zustande. Natürlich können falsche Entscheidungen der Vergangenheit den aktuellen Spielraum verschieben, Optionen schlechter/teurer machen. Aber sie nehmen nicht "politische Optionen weigehend aus der Hand", und es sind immer konkrete, angreifbare Menschen, die dies bewirken, nicht die gesichtslosen und somit unangreifbaren "Krisen" oder "Sachzwänge".
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Zitat von Klugschnacker
Heizungen: Auch hier bleibt fast nur die Wärmepumpe als künftige Option, quer über alle liberal-demokratischen Parteien. Wem das nicht passt, wählt AfD.
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Genau letzterer Satz darf so nicht sein: nur weil man die Wärmepumpe nicht für die Lösung für alle Altbauten für sinnvoll hält, sollte man nicht nur bei der AfD Unterstützung finden. Diese Denkweise fördert gerade den Zulauf zur AfD - weil sie Menschen der AfD zuweist, die eigentlich nichts mit der Truppe am Hut haben.
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Zitat von Klugschnacker
Wenn wir dabei nicht einfach zuschauen wollen, wie die Feinde der Demokratie immer mehr Zulauf bekommen (wie beispielsweise in den USA mit Donald Trump), muss sich meiner Meinung nach an der Demokratie etwas ändern. ...
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Nein, nicht an der Demokratie, sondern am Umgangston mit anderen Meinungen, finde ich.
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Zitat von Klugschnacker
Wir sollten offen sein für Veränderungen. Was sich vom Neuen bewährt, wird beibehalten, der Rest verworfen. Warum denn nicht?
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Einverstanden - aber dann auch offen sein für unterschiedliche mögliche Veränderungen, und keine Option von vornherein aus dem Rennen werfen, bevor demokratische Entscheidungen gefällt wurden.