Zitat:
Zitat von Rälph
Was sagt uns das? Dass sich viele Religionen im Grunde darum bemühen, ein gutes Miteinander der Menschen zu ermöglichen? Die Wirklichkeit zeichnet allerdings teilweise ein anderes Bild - man denke bloß an das unsägliche Kastensystem des Hinduismus, auch heute noch. Ich finde, dagegen kommt das Christentum der heutigen Zeit nicht soo schlecht weg.
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Wenn rund um den Globus praktisch alle Religionen die "Goldene Regel" anführen, dann bedeutet das für mein Verständnis, dass der Ursprung dieser Regel nicht in den Religionen liegen kann.
Vielmehr scheint es so zu sein, dass sich die Goldene Regel global ausbreitet, weil sie in allen Gesellschaften gut funktioniert. Ganz unabhängig von den Religionen.
In gleicher Weise kann ein australischer Hirnchirurg ohne Probleme in einem kanadischen Ärzteteam operieren, da die aufgeklärten Gesellschaften alle auf dieselben Naturgesetze und dieselbe wissenschaftliche Medizin gestoßen sind – weil sie funktionieren. Hingegen versteht ein Maori in einer katholischen Fronleichnahmsfeier nur Bahnhof.
Die Kooperation von Menschen untereinander bildet sich durch die biologische und kulturelle (!) Evolution von selbst heraus. Ganz einfach deshalb, weil kooperierende Menschen und kooperative Gruppen erfolgreicher sind als solche, die sich fortwährend gegenseitig die Köpfe einschlagen. Die Goldene Regel funktioniert und ist in der Evolution erfolgreich. Daher breitet sie sich in allen Gesellschaften aus. Auch in den Religionen. Letztere sind aber nicht die Urheber sondern ein Echo einer Entwicklung, die weit über die Religionen hinausgeht.
Letztlich ist es genau diese Goldene Regel, welche die aufgeklärten Gesellschaften auf Distanz zu den Religionen bringt: Behandle Deinen Nächsten nicht schlecht, nur weil er anderen Glaubens ist.
