Zitat:
Zitat von Siebenschwein
Es gibt sicher nicht DIE unabänderliche Moral im Christentum, aber zu jeder Zeit und an jedem Ort eine christlich begründete Moral.
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Mir scheint, dass es auch zum jetzigen Zeitpunkt und zu wesentlichen moralischen Fragen unterschiedliche Haltungen gibt, die sich jeweils auf dieselbe Überlieferung, die Bibel, berufen.
Darf eine Frau Pfarrer werden? Dürfen gleichgeschlechtliche Paare heiraten? Dürfen geschiedene Menschen sich scheiden und erneut heiraten? Ist Sex vor der Ehe erlaubt? Ist der Gebrauch von Verhütungsmitteln eine Sünde? Und so weiter.
Zu solchen und vielen anderen "Fragen" gibt es im historischen wie im aktuellen Christentum ganz unterschiedliche Haltungen. Jede davon beruft sich auf die Autorität göttlicher Offenbarung.
Edmüller spricht weniger von einzelnen moralischen Standpunkten, als vielmehr von einem moralischen System: Im Christentum gibt es jede Menge moralischer Standpunkte zu einzelnen Fragen. Es gibt aber kein zusammenhängendes moralisches System, das es erlauben würde, auch künftige moralische Fragestellungen zu entscheiden.
In unserer modernen Gesellschaft haben wir solche Leitgedanken (Menschenwürde) zu einem moralischen System ausgearbeitet, welches uns ermöglicht, neue Fragestellungen zu bewerten und beantworten. Beispielsweise ist es uns möglich, Sklaverei, Sterbehilfe, Gleichstellung der Geschlechter oder Tierquälerei aufgrund unseres moralischen Systems zu bewerten. Im Christentum gelingt das nicht auf einheitliche Weise. Sklaverei war für die christliche Welt für die meiste Zeit eine Selbstverständlichkeit, ebenso wie die Geringstellung der Frau.
