Zitat:
Zitat von anlot
Dann wende Dich doch am besten direkt an Hr. Prof. Streeck. Er geht sehr offen mit seinen Erkenntnissen um und wahrscheinlich sind diese auch bereits publiziert. ...
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Nein, die Studienerkenntnisse sind noch nicht publiziert und noch nicht mal auf sog. Preprint-Servern zur Veröffentlichung eingereicht und die Studie ja auch noch längst nicht ausgewertet. Gerade mal die Hälfte der entnommenen Tests sind bisher analysiert. Das muss man Streeck durchaus zum Vorwurf machen, denn so darf man mit wissenschaftlichen Daten nicht umgehen.
Im gestrigen Podcast von Prof Kekule wurden die Studiendaten auch diskutiert: es war nach der Pressekonferenz vom Donnerstag nichtmal geklärt, ob sich die errechnete Fallsterblichkeit auf die vor der Studie per
Antigentest positiv getesteten Personen (das wäre eine vergleichbare Mortalität im Vergleich zu früheren Studien und den von der WHO publizierten Daten) oder die bei der Studie gefundenen
Antikörper-positiven Personen bezieht. Im letzteren Fall wäre die Mortalität überraschend hoch.
Auch die Frage der Kreuzreaktivität des genutzten Antikörpertests mit älteren (harmloseren) Coronaviren blieb Prof.Streeck auf Nachfrage schuldig. Er verlässt sich einfach auf die Spezifitätsangabe des Herstellers, ohne diese zu überprüfen oder kritisch zu hinterfragen. Dass ein Hersteller für einen Antikörpertest, mit dem sich aktuell enorm viel Geld verdienen lässt eine hohe Spezifität (hier von über 99%) behauptet, liegt ja auf der Hand, aber solange solche Zahlen nicht von unabhängiger Seite geprüft sind, sollte man sehr zurückhaltend mit interpretationen und erst Recht mit daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen sein.
In der Zeit wurden heute auch die offen gebliebenen Fragen der Vorabveröffentlichung thematisiert.. Gerade dass hinter der Veröffentlichung der Vorab-Zahlen (auch unter Nutzung sämtlicher social-media-Kanäle) eine PR-Agentur um einen Ex-Bild-Zeitungs-Chefredaktuer steckt, ist für eine wissenschaftliche Studie hochgradig ungewöhnlich macht die ganze Studie aus meiner Sicht hochproblematisch. Man weiß ja nicht, welche Zwecke die PR-Agentur verfolgt und von wem sie im Einzelnen finanziert wird.
Derartige Studien sind in den Details einfach zu komplex, um sie einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen und sie bedürfen stets der Interpretation von Experten. Wenn aber nur ein einziger Experte Zugang zum originalen Datenmaterial hat, während andere Experten nur den Zugriff auf Facebook, Twitter oder Instagram haben, um sich rudimentär eine Meinung zu bilden, kann hinten raus nichts Sinnvolles herauskommen.