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Mich beschäftigt die Rolle Europas bei der Bewältigung der Corona-Krise. Immerhin handelt es sich um ein grenzüberschreitendes Problem – genau dafür haben wir die EU, oder?
Deutschland verfügt im Moment über mehr als genug Intensivbetten und Beatmungsgeräte. In Italien fehlen sie, und deshalb stapeln sich dort die Särge. Wäre es nicht möglich und moralisch geboten, die benötigten Kapazitäten innerhalb der EU bedarfsgerecht zu verteilen?
Ein paar große Zelte im Oktoberfest-Format haben wir doch schnell aufgetrieben und in Norditalien aufgestellt. Beatmungsgeräte, Betten und Personal bekommen wir auch zusammen, wenn wir nur wollen. Wenn in Italien das Schlimmste vorbei ist, nehmen wir die Ausrüstung wieder mit und machen in England weiter, wo sie anschließend gebraucht wird.
Auch wenn das gewiss nicht leicht ist und es viele Hürden gibt: Müssten wir das nicht wenigstens versuchen? Die Italiener sind ebenso wie die Spanier unsere Nachbarn.
Ich komme schwer damit zurecht, dass wir in unseren Nachbarländern die Menschen sterben lassen, weil wir nicht willens sind, vorübergehend unser Equipment auszuleihen. Ich meine damit nicht allein unser deutsches Equipment, sondern unsere gemeinsamen Ressourcen als Europäische Union.
Abgesehen vom humanitären Effekt gäbe es vielleicht auch einen politischen: Denn die EU ist in der Krise. Die Engländer sind raus, und die Osteuropäer kochen längst ihr eigenes Süppchen. Da wäre eine gemeinsame humanitäre Hilfsaktion, die von Land zu Land geht (Italien, Spanien usw.), sicher eine überzeugende Sache.
Wie denkt Ihr darüber?
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