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Zitat von Flow
Wie rechtfertigst du dann moralische Vorstellungen allgemein ?
Machtverhältnisse und Funktionalität mögen zur Fest- und Durchsetzung von Gesetzen taugen, moralische Werte/Vorstellungen scheinen mir höheren Ansprüchen genügen zu müssen, um tatsächlich als solche anerkannt zu sein.
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Teils, teils. Teilweise spiegeln die moralischen Normen die Macht- und Produktionsverhältnisse wider. Nimm als Beispiel die Stellung der Frau in der Gesellschaft und die moralischen Überzeugungen, die sich daran knüpfen. Das ist stark im Wandel und hat beispielsweise mit der Industrialisierung zu tun. qbz schreibt gelegentlich sehr spannend darüber.
Teilweise sind es biologische Faktoren, die auf unser System moralischer Werte Einfluss nehmen. Beispielsweise wird häufig die sexuelle Untreue von Männern anders bewertet als die von Frauen. Ein Mann kann, im Unterschied zur Frau, nicht sicher wissen, ob das Kind, das er aufzieht, von ihm selbst stammt. Entsprechend sanktionieren patriarchalische Gesellschaften die sexuelle Untreue von Frauen sehr stark, vor allem durch soziale Ächtung, aber auch durch Kontrolle wie Verschleierung und Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Der Ehe wird eine Verlobungszeit vorgelagert und vorehelicher Sex tabuisiert. Das ist jetzt nur ein kurz skizziertes Beispiel.
Ich möchte damit ausdrücken, dass es für die Herausbildung moralischer Normen viele sachliche Ursachen gibt. Im Gegensatz zur oft behaupteten Willkür.
Moralische Bewertungen sind teilweise auch angeboren, mit anderen Worten, sie haben sich in der Evolution herausgebildet. Wir haben eine angeborene Bereitschaft zur Kooperation und damit die angeborene Fähigkeit, unsere Mitmenschen zumindest rudimentär gerecht zu behandeln.