|
Der FTP-Test wird in der Praxis so gut wie nicht genutzt. Wer fährt denn schon wirklich 60 Minuten all out? Und selbst wenn er es täte: Aus dem Training heraus absolviert, unterliegt dieser Test großen, verfälschenden Einflüssen. Beispielsweise der Tagesform oder der persönlichen mentalen Mobilisierungsfähigkeit.
Stattdessen wird auf dem Rad der CP20-Test gemacht. Der FTP-Wert ist eine spukhafte, theoretische Größe, obwohl er eigentlich als praxisnahe Alternative zu den Laktat-Schwellenkonzepten Karriere machte. Leider hat er aus meiner Sicht dazu geführt, dass heute meistens unklar ist, was in der Trainerliteratur mit dem FTP-Wert eigentlich gemeint ist:
a) ein über 60 Minuten gefahrener Test unter Wettkampfbedingungen.
b) eine aus viel kürzerer Testdauer rechnerisch ermittelte Größe.
Meistens ist letzteres der Fall, und meistens wird dadurch der tatsächliche FTP-Wert, also die reale Stundenleistung, um 5-10% überschätzt. Man könnte die beiden Testergebnisse als "realen" und "virtuellen" FTP-Wert bezeichnen. In der Literatur geht es damit leider munter durcheinander. In Vorträgen weise ich regelmäßig auf diese Doppelexistenz des FTP-Wertes hin.
In meinen Traningsplänen und in meinem Coaching verwende ich die CP6 bis CP20-Tests als Anhaltspunkte, die man anschließend im Training sehr konservativ überprüfen muss, wie der Captain bereits schrieb. Und zwar vor allem, wenn man diese Tests zur Ermittlung der Radleistung auf der Langdistanz heranziehen will. Auf dieser Distanz können bereits Fehler von 3-4% den Unterschied zwischen einem erfolgreichen Finish und einem Wandertag bedeuten.
|