Der ranghöchste Katholik Australiens, ehemals drittmächtigster Mann des Vatikans, George Pell, wurde gestern wegen sexuellem Missbrauchs an Kindern zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt.
"Davon muss er mindestens drei Jahre und acht Monate verbüßen",
schreibt die FAZ. "Der Richter Peter Kidd wies darauf hin, dass der 77 Jahre alte Kardinal, der an Herzproblemen leidet, das Gefängnis womöglich nicht mehr lebend verlassen wird."
FAZ: "Die Basis für die Richterentscheidung war der zweite Anklagepunkt, demzufolge George Pell dem Hauptbelastungszeugen damals nach der Sonntagsmesse in der Sakristei der Kathedrale von St. Patrick seinen Penis in den Mund gesteckt hatte."
Hintergründe über George Pell, der stets als besonders konservativer Moralist aufgetreten war, bringt die
Süddeutsche Zeitung.
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Eine im vergangenen Herbst vorgestellte Studie, welche die deutschen Bischöfe in Auftrag gegeben hatten, beschäftigte sich mit der Zahl an Kindern, welche von katholischen Klerikern sexuell missbraucht worden sind. Die Durchsicht der Akten ergab mindestens 3677 Minderjährige, die von 1670 katholischen Klerikern in Deutschland während eines Zeitraums von 70 Jahren missbraucht waren. Das sind jedoch nur die aktenkundig gewordenen Fälle. Wie groß könnte die Zahl der nicht dokumentierten Fälle sein?
Die Universität Ulm hat nun versucht, mit einer repräsentativ angelegten Studie diese Zahl der insgesamt vorliegenden Missbrauchsfälle durch katholische Geistliche abzuschätzen. Die Wissenschaftler ermittelten eine um das Dreißigfache höheren Wert, also 114.000 Fälle. Dazu komme noch einmal die gleiche Zahl bei evangelischen Geistlichen.
Befragt wurden 2.500 repräsentative Personen. Für die Fragestellung sei das eine recht kleine Zahl. Das Ergebnis sei daher im Sinne einer Abschätzung zu verstehen. Statistisch ergäbe sich eine 95-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die tatsächliche Zahl zwischen 28.000 und 280.000 Betroffenen liegt. Weitere Details gibt es zum Beispiel in
Der Welt.