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Zitat von qbz
Ein Beispiel wie Großindustrielle sogar faschistische Parteien fördern: …
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Solche Beispiele haben meiner Ansicht nach eine geringe Beweiskraft für die These, dass "die Eliten" erstens die politische Macht ausüben, und zweitens zum Nachteil "des Volkes".
Denn diese Beispiele unterschlagen die ebenso zahlreichen Gegenbeispiele. In Deinem Beispiel wären das jene Firmen in der Nazizeit, die nicht oder nicht freiwillig die Politik Hitlers unterstützten. Davon gab es ebenfalls eine ganze Menge. Es ist also schwer, allein mit Beispielen irgend etwas zu beweisen.
Aber nehmen wir einmal an, dass die Interessen "der Eliten" tatsächlich die Politik entscheidend steuerten. Selbst wenn das bewiesen wäre, müsste man außerdem beweisen, dass diese Machtausübung zum Nachteil "des Volkes" geschieht. Dieser zweite Beweis ist nicht zuletzt deshalb erforderlich, weil es den Menschen in den hier kritisierten Systemen, also Deutschland, Frankreich, USA etc. besser geht, als fast überall sonst auf der Welt.
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Gesellschaften sind hochkomplex. Deshalb kann niemand gesellschaftliche Entwicklungen lang- oder mittelfristig voraussagen. Das letzte Jahrhundert in Deutschland hat eine ganze Reihe von Umstürzen und Wendungen erlebt: Das Kaiserreich, die erste Demokratie, die Abschaffung der Demokratie im Faschismus und Nationalismus, dann wieder die totale Abkehr davon nach verlorenem Krieg, die 68er-Revolution, Ende des Kampfes gegen den Kommunismus, Wiedervereinigung, Europa, Internet, facebook, die digitale Revolution.
Ein Tsunami in Japan hat genügt, um Deutschland aus der Kernenergie aussteigen zu lassen. Eine aufgeflogene Schummelsoftware in unseren Autos führt aktuell zum politischen Untergang des Verbrennungsmotors.
Angesichts dieser Komplexität ist es so verlockend wie falsch, die vielschichtige Interessenlage gesellschaftlicher Prozesse auf nur zwei Gegenspieler zu reduzieren, nämlich "die Eliten" und "das Volk". Beides sind Abstraktionen und Vereinfachungen, die außerhalb von Populismus und Verschwörungstheorien nicht existieren. Es ist aus meiner Sicht ein zu einfaches Weltbild, einzelne gesellschaftliche Kräfte könnten über 50 oder mehr Jahre hinweg einem bestimmten Plan folgen und umsetzen. Beispielsweise die von "der Elite" gesteuerte "Umvolkung Europas", um eine aktuell populäre Verschwörungstheorie zu nennen. Oder die geplante Schaffung einer globalen Einheitskultur, welche den Warenabsatz "der Eliten" vereinfache.
Wenn man folgende drei Merkmale findet, hat man es häufig mit einer Verschwörungstheorie zu tun:
- Nichts geschieht zufällig, sondern alles ist Teil eines großen Plans
- Uns wird etwas vorgemacht – man muss hinter die Kulissen schauen
- Wenn man eingeweiht ist, erkennt man, dass sehr viele Vorgänge miteinander verbunden sind. Der große Durchblick.