|
Nehmen wir einmal – rein fiktiv – an, die Lizenzgebühr für eine Langdistanz betrüge rund 40.000 Euro pro Jahr. Die vertraglich festgelegten Preisgelder für Profis liegen bei 50.000 Euro pro Jahr. Das würde zusammen 90.000 Euro an jährlichen Fixkosten aus dem Challenge-Vertrag ergeben.
Rechnet man diesen fiktiv angenommen Betrag auf 300 Teilnehmer um, ergeben sich 300 Euro pro Teilnehmer, die an die Challenge Family und an die Profis abfließen. Hier die Finisherzahlen von Challenge-Langdistanzen 2017:
269 Regensburg
549 Almere (Europameisterschaft)
345 Venedig
292 Poznan
214 Madrid
Das Startgeld in Regensburg betrug für Frühbucher 395,- Euro. Falls eine Umsatzsteuer abzuführen ist, ergäben sich netto 320 Euro für den Veranstalter, wovon rund neun Zehntel an Challenge Family und Profis gehen. Ob eine Umsatzsteuer zu entrichten ist, weiß ich nicht.
In dieser fiktiven Rechnung wäre eine Challenge-Langistanz allein nicht lebensfähig. Es käme entscheidend darauf an, weitere Teilnehmer über alternative Formate zu gewinnen. Außerdem auf Sponsorengelder und Zuschüsse. Von den sechs Challenge-Langdistanzen außer Roth haben vier eine Mitteldistanz. Lediglich die Neuzugänge Venedig und Madrid haben keine Mitteldistanz (2017), bei 345 und 214 Finishern in diesem Jahr im Hauptrennen ohne Staffeln etc. Venedig hat im Hauptrennen einen Finisherrückgang um rund 40% vom letzten auf dieses Jahr hingelegt. Setzt sich der Trend fort, darf man für 2018 mit rund 200 Finishern im Hauptrennen rechnen.
Ich will mit dieser fiktiven Betrachtung nicht darauf hinaus, ob vonseiten der Challenge Family eine Gegenleistung erbracht wird, welche die Lizenz-Kosten rechtfertig. Sofern man das an den Teilnehmerzahlen festmacht, ist die Challenge-Lizenz nach meinem unmaßgeblichen Urteil nicht viel wert. Man kann das aber auch anders sehen, etwa, indem man Zuschüsse aus der öffentlichen Hand zugrunde legt. Ohne Challenge-Label hätte die Stadt Regensburg wohl kaum 70.000 Euro zugeschossen. Doch das ist eine andere Debatte.
Hier ist mein Argument: Es ist nach meiner Einschätzung äußerst schwer, ohne eine parallel stattfindende Mitteldistanz eine wirtschaftlich lebensfähige Langdistanz mit Challenge-Lizenz auf die Beine zu stellen. Die Zugkraft des Challenge-Labels reicht dafür nicht aus. Das zeigt meiner Meinung nach der Absturz der Teilnehmerzahlen vom Ironman Regensburg zur Challenge Regensburg auf praktisch identischer Strecke im ersten Jahr.
Da helfen offensichtlich auch Staffelformate nicht weiter. Der Lebensnerv scheint die parallel laufende Mitteldistanz zu sein. Wird sie vom Lizenzgeber verunmöglicht, sitzt der Lizenznehmer offenbar in der Patsche. Kosten wie die angenommenen 90.000 Euro für Lizenzgebühr plus Preisgelder sind einfach nicht drin. Nicht weil der Veranstalter bockig wäre, sondern weil die Zugkraft des Challenge-Labels das nicht her gibt. Nur Langdistanz plus "Sideevents" wie ein Frauenlauf am Vortag funktionieren wirtschaftlich offenbar nicht.
Die großen Schwierigkeiten, die Kosten zu erwirtschaften, liegen nicht nur beim Veranstalter, sondern auch beim Lizenzgeber. Sind wir nicht alle überrascht, wie gering die Finisherzahlen in tollen Städten wie Regensburg, Venedig und Madrid auf der Langdistanz sind? Sind das allesamt miserable Veranstalter? Ich kann das nicht beurteilen, aber mir scheint wahrscheinlich, dass das Problem tiefer liegt.
Vielleicht hätte man der Challenge Regensburg die Lizenzgebühr auch mal für ein Jahr erlassen oder halbieren können, damit das Rennen wachsen kann. Zusätzliche Anstrengungen bei der Vermarktung auf beiden Seiten hätten sicherlich auch nicht geschadet.
Wie auch immer. Nicht ganz fair finde ich die Sichtweise, dass ausgerechnet der hoch verschuldete Veranstalter es sei, der mit Eurer Kohle Skifahren geht.
|