Mich erinnert Donald Trump an eine Parallele aus der Entwicklungsgeschichte des Homo sapiens. Der in früheren Zeiten vorherrschende Neandertaler war körperlich viel stärker als der Homo sapiens, welcher in physischer Hinsicht eigentlich eine Witzfigur ist.
Der Homo sapiens verfügt weder über ausreichend Körperkraft, um größere Tiere direkt anzugreifen, noch ist er auf der Flucht, als Läufer, eine große Nummer. Schwimmen kann er ebenfalls kaum. Eine seiner Stärken besteht darin, unter Verwendung eines Steins störrische Nüsse zu knacken. Das war’s dann auch schon fast.
Dass der Homo sapiens dennoch alle anderen Arten von Frühmenschen überflügelte, liegt an seiner herausragenden Fähigkeit zur Kooperation. Er hat die Gabe, mit Hunderten oder gar Tausenden seiner Artgenossen zu kooperieren. In Form miteinander kooperierender Verbände entwickelte der Homo sapiens eine Kraft als Krieger und Jäger, die nicht Ihresgleichen hatte.
Heute ist diese Fähigkeit zur Kooperation die Grundlage der Arbeitsteiligkeit unserer Gesellschaft. Jede Arbeit wird von Spezialisten ausgeführt. Die so geschaffenen Produkte werden untereinander ausgetauscht. Das ist die Grundlage unseres Wohlstandes. Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist die Kooperation untereinander der Schlüssel zum Erfolg – aber auch zum Misserfolg, wo sie fehlt oder gebremst wird.
Donald Trump ist für mich, metaphorisch gesprochen, ein Neandertaler. Er glaubt, durch schiere Kraft und Willen gegen eine miteinander kooperierende Welt anzukommen. Das mag kurzfristig Erfolge bringen, aber mittelfristig werden die miteinander kooperierenden Länder besser dastehen.
Nicht einmal fünf Prozent aller Menschen auf diesem Globus sind Nordamerikaner. Was werden die anderen 95% wohl tun, wenn der Austausch von Waren und Dienstleistungen mit den USA erschwert wird? Sie werden den Handel untereinander ausbauen und sich entlang dieses Pfades weiterentwickeln. Wie in einem Wald, in dem ein beliebter Trampelpfad plötzlich durch einen umgefallenen Baum versperrt wird: Es finden sich schnell Wege drumherum. Angebot und Nachfrage werden zueinander finden, und es stehen mehr Wege dafür bereit, als Donald Trump beeinflussen kann.
Wenn die wirtschaftliche Stärke der USA dazu führt, dass sie sich vom Rest der Welt zunehmend abschotten, wird diese aktuelle Stärke zu einer Schwäche für die Zukunft. Auch das stärkste Land kommt gegen die sich immer enger vernetzende Kooperation der anderen Länder nicht an.
Geschichte bleibt nicht stehen. Als meine Großmutter geboren wurde, war jeder vierte Erdenbürger ein Bewohner des Britischen Weltreiches. Dagegen sind die heutigen USA mit ihren 5% ein Zwergenstaat. Bereits eine Generation später, 1946, entging England nur knapp einem Staatsbankrott.
Niemand wird auf die Amerikaner warten, und es ist auch kein Naturgesetz, dass die Amerikaner bis in alle Zukunft stets sagen, wo’s lang geht. Vielleicht sind als nächstes die Chinesen dran, wer weiß?
