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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Periodisation vs. Reverse Periodisation
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Alt 27.01.2017, 10:57   #74
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
Coach
 
Benutzerbild von Klugschnacker
 
Registriert seit: 16.09.2006
Ort: Freiburg
Beiträge: 24.854
Viele verstehen unter eine Periodisierung die Entwicklung der Trainingsinhalte von "langsam" zu "schnell" über die Monate hinweg. Eine Reverse Periodisation ist dann das Umgekehrte, nämlich eine Entwicklung von "schnell" zu "langsam". Darin steckt bereits das entscheidende Missverständnis.

1.
Die klassische Periodisierung geht nicht von "langsam" zu "schnell", sondern von unspezifisch zu spezifisch. Man versucht, mit unspezifischem Training so fit und so belastbar wie möglich zu werden, bevor dann in den letzten zwei Monaten das wettkampfspezifische Training an der Reihe ist. Weil die Reizwirksamkeit jeder Trainingsmethode nach dieser Zeitspanne nachlässt, setzt man erst ganz zuletzt, also in den Monaten vor dem Wettkampf, auf die wettkampfähnlichste Trainingsform.

2.
Man kann keine gute Form über einen längeren Zeitraum halten. Die sportliche Form ist ein Anpassungsgleichgewicht zwischen aufbauenden und abbauenden Prozessen. Je höher das relative Leistungsniveau, desto stärker sind die abbauenden Prozesse. Die aufbauenden Prozesse hingegen, also die Trainingsreize, verlieren nach 6-8 Wochen zunehmend ihre Reizwirksamkeit: Zu Beginn einer Trainingsphase steigert man sich stets ordentlich, während man sich nach 8 Wochen mit dem gleichen Training nur noch minimal verbessert. Dadurch gewinnen die abbauenden Prozesse zwangsläufig irgendwann die Oberhand und die Formkurve biegt sich nach unten.

Deswegen ist es nach klassischer Auffassung ungünstig, bereits im Winter eine sehr hohe Leistungsfähigkeit aufzubauen. Denn sie wird den abbauenden Prozessen zum Opfer fallen, die zwangsläufig bei nachlassender Reizwirksamkeit des Trainings die Oberhand gewinnen werden. Veranschaulichen kann man sich das gut über die kurze Lebensdauer der Mitochondrien in den Muskelzellen. Form ist stets vergänglich.

Stattdessen legt man einen Schwerpunkt auf Trainingseinheiten, die nicht direkt auf eine kurzfristig zu erreichende hohe aerobe Leistungsfähigkeit abzielen. Sondern auf Trainingsinhalte, die das Training und den Formaufbau in den späteren, wettkampfnahen Trainingsphasen unterstützen. Man steigert also die allgemeine Ausdauer und Belastbarkeit, Kraft, Technik und bereitet durch eher spielerisches Intervalltraining die kommenden Belastungen der BUILD-Phase vor.

Der Rest sind Feinheiten. Man muss beim Laufen etwas anders periodisieren als beim Schwimmen oder Radfahren. Selbstverständlich sind während des Winters im Schwimmbad oder auf der Rolle auch Intensitäten gefragt. Sie sind aber unspezifisch, siehe Punkt 1. Deshalb ist daran auch nichts "reverse".

"Reverse" wäre es, wenn jemand im Winter 4x 30 Minuten Wettkampftempo fahren würde und danach eine Koppellauf absolvierte. Dagegen ist ein abwechslungsreiches Grundlagentraining, das auch Intensitäten enthält, nicht "reverse" sondern normal.
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