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Alt 16.06.2022, 09:05   #3015
svmechow
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Registriert seit: 01.09.2021
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Zitat:
Zitat von CarstenK Beitrag anzeigen
Dann „trage“ ich mich auch mal in die Liste der Rekonvaleszenten ein .

Wie in einem anderen Beitrag geschrieben, bin ich im Rahmen des Ingolstadt Triathlons relativ schwer vom Rad gestürzt und hab mir neben den üblichen Prellungen, Schürfwunden und einer Gehirnerschütterung, das rechte Schlüsselbein, drei Rippen und zwei Lendenwirbel gebrochen.

Der die Straße querende Athlet der auf Höhe der Abfahrt zum Baggersee mich zu dem riskanten Bremsmanöver mit abschließenden Sturz gezwungen hatte, hat das ganze leider entweder nicht mitbekommen oder es vorgezogen das Feld unerkannt zu verlassen.

Vielleicht kann mir ja auch noch jemand aus dem Forum einen Hinweis zu diesen Teilnehmer geben. Anfrage über den Veranstalter und der dort stehenden Ordner läuft auch noch.

Ein Augenzeuge hier aus dem Forum hat mit berichtet, dass ich mir die schweren Verletzungen höchstwahrscheinlich beim Anprall gegen einen Ampelpfosten eingefangen habe. Ich war lt. GPS mit 46 km/h an dieser Stelle relativ schnell unterwegs und es sah wohl sehr böse aus.

Naja, nachdem ich knapp eine Wochen im Klinikum Ingolstsdt behandelt wurde ( eine sehr großes Dankeschön an dieser Stelle an die Ärzteschaft und das Pflegepersonal des Klinikums ) , bin ich nun wieder zuhause und es geht langsam aufwärts. Immerhin kann ich schon wieder ein paar Minuten spazieren gehen und die Schmerzen lassen nach.

Roth ist leider damit kein Thema mehr, aber ich sehe das Ganze trotzdem positiv.

Es hätte auch noch viel schlimmer ausgehen können.

Da ich mich infolge eines langen Aufenthalts auf dieser Station und durch berufliche Qualifikation selbst zum AvD des Triathlon Szene Lazaretts ernannt habe, hier ein paar warme Worte an den Rehabilitanten.

Was für ein Drama. Mit 46 km/h vom Bike geholt zu werden und unlängst nach einwöchigem stationärem Aufenthalt zu Hause anzukommen klingt nach wahrhaft harten Unfallfolgen.

Ich hoffe wie alle anderen hier so sehr, dass es Dir bald besser und dann wieder gut geht.
Ich kann mir beileibe nicht vorstellen, dass der*die Fußgänger*in diesen Anprall nicht wahrgenommen haben soll. Wenn keine aussagekräftigen Zeugen vorhanden sind, kann man nur darauf hoffen, dass der*die Unfallverursacher*in im Besitz eines funktionsfähigen Gewissens ist, welches ihn den Nachtschlaf raubend dazu zwingt, sich bei der Polizei oder dem Veranstalter zu melden.

Anzeige gegen Unbekannt hast Du bestimmt schon erstattet; ich frage mich allerdings auch, ob man nicht sogar den Veranstalter in die Verantwortung nehmen kann. Aber gut, ich bin Arzt und kein Jurist.

Worüber ich in den Lazarettbeiträgen immer wieder stolpere und was mich nach meinem eigenen Verkehrsunfall im Dezember immer so irritiert hat, war der Verweis auf „es hätte alles viel schlimmer ausgehen können.“
Ich habe mit das auch immer wieder gesagt, wenn ich nachts wachlag und immer wieder das Geräusch von berstendem Plastik beim Anprall des PKW in den Ohren hatte. Ein Glück, ich hätte ja auch mausetot sein können.

Sicher ist es sinnvoll, das ganze in einem größeren Kontext zu betrachten und, um nicht in tiefer Depression darüber zu versinken, was jetzt in Folge des Unfalls alles nicht mehr geht, sich gelegentlich vor Augen zu führen, dass alles noch viel schlimmer hätte kommen können.
Ich denke aber auch, dass man aufpassen sollte, damit die logischerweise auch aufkommende Wut und/oder Aggression zu unterdrücken. Ich unterstelle niemandem, dass er*sie das tut, ich beobachte nur allzu häufig bei meinen Patientinnen, dass so eine Art Pflicht zum Positivdenken zu bestehen scheint.

Sicher ist jeglicher Heilung zuträglich, wenn da positive Gedanken und Emotionen sind. Dennoch muss auch Raum sein, das alles einfach nur gottverdammt (sorry) scheisse zu finden.
Es ist ja auch einfach scheisse, so vom Bike geholt zu werden und anstelle lustiger Ausfahrten und flotter Wettkämpfe nun zu Hause das Siechenlager zu hüten und nachts nicht schlafen zu können, weil der Leib schmerzt.

Ich hätte, glaube ich, zuerst mal eine unfassliche Wut auf diese*n Passant*in, die mich zuerst umnietet und dann einfach abhaut. Was soll das, man kann es doch nicht nicht merken, dass man einen Radfahrer mit über 40 Sachen vom Bike holt und der sich danach um einen Laternenpfosten wickelt.

Es tut mir leid, Carsten, sollte ich Dir mit diesen Gedanken auf den Sack gehen. Ich stolpere eben sowohl privat als auch beruflich immer wieder darüber, wenn so schnell alles positiv gesehen werden kann und habe immer wieder die Erfahrung gemacht (jetzt nicht bei Dir, ich kenne Dich ja gar nicht), dass der Schritt, einfach das ganze scheisse zu finden, also: so richtig scheisse, dabei ausgelassen wird und ein zu frühes emotionales Arrangement mit der Situation dem Zweck der Aggressionsabwehr dient, wobei eine Phase der Wut und Hilflosigkeit eben zumeist auch durchschritten werden muss auf dem Weg der Aufarbeitung.

Bei mir selbst habe ich das daran bemerkt, dass es mir zunehmend auf die Nerven ging, wenn Freund*innen oder Kolleg*innen immer wieder sagten, ich könne froh sein, dass es nicht noch schlimmer gekommen sei. Natürlich war das alles gut gemeint von denen. Ich wollte aber nicht froh sein müssen, dass ich nicht tot oder im Pflegeheim bin - ich wollte einfach unversehrt sein so wie davor!

Insofern wünsche ich Dir ausser einer raschen Genesung und idealerweise restitutio ad integrum eine gute und effektive Verarbeitung des ganzen auch emotional. Für die juristische Aufarbeitung wünsche ich Dir, dass die betreffende Person erstens geschnappt wird und zweitens eine private Haftpflichtversicherung hat.
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