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Alt 05.03.2020, 18:46   #1485
schnodo
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Meet Lionel's Coach – David Tilbury-Davis – Teil 2

Weiter geht es. Dieser Part war etwas zäh, denn es geht hauptsächlich mal wieder um den Sinn und Umfang der Tests auf Kona, deswegen habe ich das eher lustlos runtergeschrieben...

Talbot: Ich glaube, die am häufigsten gestellte Frage ist, ob du Lionels Lauftechnik umstellen willst.
David: «Lacht» Es gibt eine wichtige Sache, die man verstehen muss: Man kann anatomische Fehlfunktionen nicht auf Zuruf beheben. Was ich meine, ist, dass man niemandem ein Bewegungsmuster angewöhnen kann, das derjenige anatomisch begründet nicht ausführen kann. Lionel läuft so seit er 9 Jahre alt ist. Ist das etwas, das behoben werden muss? Ich glaube, die Frage, die man stellen muss: Ist Lionels Art zu laufen wirklich biomechanisch ineffizient? Ich habe Erfahrung in Laufstilanalyse und ich sage "nein". Es gibt definitiv Asymmetrien, aber es gab schon Weltklasse-Sportler mit Asymmetrien. Beispiel: Haile Gebrselassie, 10-km-Weltrekordler und Olympiasieger, der immer einen Arm höher hielt als den anderen. Das kommt daher, dass er als Kind immer mit Büchern unter dem Arm zur Schule rannte. Man muss den Kontext beachten. An Lionels Laufstil ist nichts zu drehen. Sollten wir an Lionels Fähigkeit arbeiten, die für ihn bestmögliche Lauftechnik möglichst lange zu halten? Absolut.

Talbot: Was ist die eine Sache, an der du wirklich mit Lionel arbeiten wolltest? Hast du im Prinzip bei Null angefangen als du ihn wieder unter deine Fittiche genommen hast? Wolltest du alles ändern oder die Dinge geradebiegen, bei denen du dachtest, dass er Hilfe braucht?
David: Es stand nie zur Debatte, dass er alles über Bord wirft und tut, was ich ihm sage. Ich habe nicht alle Antworten parat. Lionel ist nicht derselbe Sportler, der er war, als ich mit ihm in 2017 gearbeitet habe. Wir haben den Kontext hergestellt: Was funktioniert gut, was könnte besser funktionieren, und wo arbeiten wir hin? Wenn Lionel gesagt hätte, "okay, wir müssen herausfinden, wie ich in Kona 2:38 laufen kann", hätte das einen sehr anderen Ansatz fürs Lauftraining gebraucht. Aber das wäre nicht notwendigerweise der richtige Weg, die Dinge anzugehen.

Talbot: Erzähl uns etwas darüber, wie es ablief als du und Lionel darüber gesprochen habt, nach Kona zu kommen. Was ist dein Ziel hier? Wann habt ihr angefangen darüber zu reden?
David: Wir haben fast sofort angefangen über Kona zu reden. Das war eine Diskussion, die wir in 2017 geführt hatten. Es war absehbar, dass es geschieht, die Frage war eher, wann tun wir es und was erwarten wir uns davon? Es ging immer darum, hierhier zu kommen und so viel zu testen wie möglich und so viel quantitative Information zu bekommen wie möglich. Das mit dem Ziel, bessere Fragen stellen zu können. Es könnte dabei herauskommen, das wir nach der Woche feststellen, dass manche Daten nicht wirklich hilfreich sind und andere sehr nützlich, die uns dann die Möglichkeit geben, das Training in der Zukunft zu formen.

Talbot: Führst du uns durch Lionels Ernährungsplan bevor uns mit den Tests beschäftigen? Wie siehst du Lionels momentanen Ernährungsplan und ist das einer der zentralen Punkte während eures Aufenthaltes?
David: Es ging eher darum, herauszufinden, was der effektivste Weg ist, dafür zu sorgen, dass er hydriert und mit Treibstoff versorgt ist. Nachdem wir diese Tests beendet haben und Gatorade sie analysiert hat und uns erklärt hat, was die Zahlen bedeuten, schnappen wir uns Bleistift und Papier und bestimmen, was zu geschehen hat; das ist, was am Renntag geschehen muss. Das haben wir in 2017 gemacht, uns zusammengesetzt und eine Trink- und Ernährungsstrategie erstellt. Rückblickend findet man immer Details, die man anders hätte machen können. Dieses Jahr gehen wir nach Kona und wissen genau, wie viel Flüssigkeit, wie viel Elektroylte und wie viel Kalorien notwendig sind. Und dann geht es nur darum, dass Lionel das am Renntag umsetzt.

Talbot: Worauf freust du dich am meisten in eurer Zusammenarbeit?
David: Uff... Ehmm... Einfach das Beste aus Lionel rauszuholen. Ich weiß, dass er mehr kann. Ich weiß, was unter der Motorhaube steckt und ich weiß, dass wir noch nicht Lionels Bestes gesehen haben. Was wir bis jetzt gesehen haben und viele werden sagen, das ist offensichtlich, bei vielen professionellen Sportlern wie Lionel, ist, dass das kardiovaskuläre System nicht den Limiter beim Schwimmen darstellt. Es ist die Fähigkeit, diese Fitness aufs Schwimmen zu übertragen. Mit Lionel wurde das noch klarer während der Tests, mit den Videoaufnahmen und den Daten welche die Kraftentwicklung, Bewegungsmuster, Handbwegung, Timing und Zugfrequenz dokumentieren. Das sagt uns, dass man sich um Lionels schwimmspezifische Fitness an sich keine Sorgen machen muss. Wir müssen nur sicherstellen, dass er in der Lage ist, so viel Kraftentwicklung wie möglich aufrecht zu erhalten, die Technik unter Belastung zu halten so lange es nur irgendwie geht.

Talbot: Habt ihr etwas herausgefunden, das sich sofort umsetzen lässt?
David: Absolut. Beim Schwimmen haben wir einige Signale gefunden ("external cues"?), auf die Lionel achten kann, einiges an Technikarbeit, die er im Pool verrichten kann, um seine Körperhaltung und Wasserlage zu verbessern. Die Schweiß-Tests – zum Glück haben wir Gatorade, die uns mit den Test-Kits versorgt haben – da schauen wir auf den Schwitzrate, die Rate des Elektrolytverlusts. Das war der erste Teil der Tests. Und wir haben das mit einer Belastung gemacht, die der im Rennen entspricht. Und der zweite Teil, da wollte ich sehen, was sich in Sachen Stoffwechsel tut. Baut Lionel Laktat auf obwohl das nicht der Fall sein sollte, weil der unterhalb der Schwelle arbeitet? Der letzte Teil war der Blick auf Bewegungsmuster. Jeder erkennt, dass Lionel nicht der geschmeidigste Radfahrer ist aber wir wollten herausfinden, wie viel Bewegung da ist. Und wir können dann daran arbeiten, das zu verbessern.

Talbot: Beeinflusst seine Bewegung auf dem Rad ihn negativ? Willst Du das ändern oder lässt du es?
David: Es ist mit einem aerodynamisch zu zahlenden Preis verbunden. Wenn wir es etwas verbessern können, dann hat das nur Vorteile. Wir werden das als Teil des Puzzles berücksichtigen, aber es hat keine dramatischen Auswirkungen auf das Training. Der Lauftest ähnelte dem auf dem Rad, wieder der Blick auf Laktat und die Schwitzrate. Das Wichtigste, das wir daraus ziehen werden, ist, zu erfahren, wie viel er trinken muss. Ausgehend davon müssen wir herausfinden, inwieweit sich das trainieren lässt. Die menschliche Flüssigkeitsaufnahme und Absonderung aus dem Verdauungstrakt ist begrenzt. Wir müssen herausfinden, was der Kipppunkt hinsichtlich Lionels Flüssigkeitszufuhr ist und wie viel Kalorien er aufnehmen kann, ohne dass es negative Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt hat.

Talbot: Habt ihr das erfasst?
David: Ja, wir haben viele Informationen gewonnen, die wir uns vorgenommen hatten: Schweiß, Laktat, Sauerstoffaufnahme, Aerodynamik. Es gibt vieles, das wir nun aufarbeiten müssen. Ich glaube, wir haben nichts ausgelassen.

Talbot: Letzte Frage, wie war es bis jetzt, mit Lionel zu arbeiten? Hat er sich gewehrt oder ist er an einem Punkt seiner Karriere, wo er tatsächlich auf dich hört?
David: Es geht nicht darum, ob er auf mich hört. Er hat immer auf mich gehört. Unsere Zusammenarbeit funktioniert so gut, weil wir uns auf gleicher Höhe gegenüberstehen. Es ist keine Diktatur. Und dementsprechend, wenn es unterschiedliche Auffassungen darüber gab, was wir tun sollten, dann haben wir das diskutiert. Wir haben nicht darum gekämpft. Es ist keine Angelegenheit von Schwarz und Weiß, keine Drohung, dass er etwas tun muss oder ich arbeite nicht mehr mit ihm. Ob wir Erfolg hatten, stellen wir im Oktober nächsten Jahres (bin überrascht, vielleicht hat er sich versprochen) fest. Erfolg ist, wenn Lionel sein Rennen so ausführt, wie wir es geplant haben, die Flüssigkeit, Kalorien und Elektrolyte aufnimmt wie berechnet, und wenn er als Endresultat das beste Rennen abliefert zu dem er jemals in der Lage war.

Talbot: Wie können wir mehr über Herrn David Tilbury-Davis herausfinden?
David: Ihr könnt euch meine Website anschauen oder mein Instagram.

Talbot: Danke! Ich hoffe, ihr habt diesen Regenbogen genossen und die Kona-Serie. Das ist das Ende davon. Die nächsten Videos gibt es wieder im normalen Stil in Tucson, Arizona. Vielen danke euch allen, dass ihr dabei wart. Wir sehen uns in Tucson und bald darauf in St. George. Mahalo!
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Geändert von schnodo (06.03.2020 um 09:06 Uhr). Grund: Rechtschreibung
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