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Alt 01.12.2020, 12:38   #16299
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
Coach
 
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Registriert seit: 16.09.2006
Ort: Freiburg
Beiträge: 22.934
Zitat:
Zitat von waden Beitrag anzeigen
... andereseits erkannte der Anwalt die persönliche Argumentation des Theologen zum unbedingten Wert des Lebens auch als beeindruckend an.
Der Natur ist der unbedingte Wert des Lebens unbekannt. Tiere fressen sich gegenseitig bei lebendigem Leibe. Selbst hochentwickelte Pflanzenfresser wie bestimmte Primaten schlagen regelmäßig alle Kinder des Weibchens tot, das sie soeben durch den Mord des Vaters erobert haben. Die Natur ist gegenüber dem Wert des Lebens absolut gleichgültig, außer bei den eigenen Nachkommen eines Geschöpfes.

Aber bereits ein frisch geschlüpftes Vogelküken, das noch keine Federn hat und blind ist, kann das unausgebrütete Ei seines Geschwisterchens aus dem Nest schubsen, und tut das auch regelmäßig. Es erhöht damit die eigenen Überlebenschancen. Ein parasitärer Wurm, der sich durch den Augapfel eines noch ungeborenen menschlichen Babys frisst, ist genauso wie der Gorilla oder das Vögelchen ein Geschöpf Gottes.

Ein Theologe, der den "unbedingten Wert" des Lebens beruft, äußert lediglich seine eigene Meinung. Auf den christlichen Gott kann er sich dabei nicht berufen. Auch nicht auf die Bibel. Denn in ihren Erzählungen tötet Gott zahlreiche Menschen, und zwar überwiegend deshalb, weil sie an andere Götter glaubten. Gott tötete nach christlicher Vorstellung sogar seinen eigenen Sohn als Blutopfer.

Der Theologe kann sich auch nicht auf die katholische Kirche berufen. Diese war die meiste Zeit ihrer Geschichte für die Todesstrafe, und zwar bereits für rein geistige Vergehen. Die evangelikalen Kirchen sind weltweit am stärksten in den USA, wo es heute noch die Todesstrafe gibt.

Der "unbedingte Wert" des irdischen Lebens ist nicht nachvollziehbar für eine Religion, die im Tod den Übergang ins Himmelreich sieht. Der Mensch stirbt, bereut vorher seine Sünden und ist dann auf ewig im Paradies. Was könnte es besseres geben?

Mir scheint, diese Paradoxie hat folgende Erklärung:

Bei der Debatte um die Sterbehilfe geht es eigentlich um Abtreibungen. Selbst Zellklumpen mit wenigen hundert Zellen werden zu einem Menschen erklärt. Zum Vergleich: Das Gehirn einer Stubenfliege hat 100.000 Zellen. Der Hintergrund für diese strikte Haltung ist aus meiner Sicht die Sexualfeindlichkeit der Kirchen. Dazu passt die neurotische Ablehnung von Verhütungsmitteln, die einem sexuell normal entwickelten Menschen nicht mehr verständlich zu machen ist.

Die heute in modernen Gesellschaften sich entwickelnde Ethik ist wesentlich komplexer, als einfachste Regeln aus der Antike wie "Du sollst..." oder "Du sollst nicht...". Wir machen einen Unterschied zwischen einem Mord, einer Sterbehilfe und einer Abtreibung.
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