Zitat:
Zitat von Helmut S
Ich habe aber arge Bedenken, dass der Fortschritt ein Fortschritt „der Moral“ (Welcher denn?) ist und die Errungenschaften eben solche der Moral sind.
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Ich sage nicht, dass die Fortschritte durch die Moral motiviert waren. Vielleicht waren sie durch etwas anderes motiviert, zum Beispiel durch die Produktionsverhältnisse, wie qbz sagt, oder etwas anderes.
Moral ist der Anspruch an uns selbst, gute Menschen zu sein. Er kann vom realen Leben stark verschieden sein. Oft sieht man das besonders deutlich bei religiösen Gesellschaften. In der westlichen Welt sind die US-Amerikaner besonders christlich. In der islamischen Welt ist der "Islamische Staat" besonders muslimisch. Wir halten aber beide nicht für moralischer als andere Gesellschaften, eher im Gegenteil.
Ich meine folgendes:
1. Ein moralisches System, welches sich rational nachvollziehbar, kritisierbar und verhandelbar zeigt, ist moralischen Standpunkten überlegen, die sich aus dem Jenseits begründen. Die Gründe für diese Behauptung habe ich oben ausgeführt.
2. Ein moralisches System muss nicht über eine Letztbegründung verfügen. Es muss nur beweisen oder plausibel machen, dass es besser ist als ein konkurrierendes System.
Das Christentum, das Judentum, der Islam usw. können nicht überzeugend darlegen, warum deren moralische Standpunkte beliebigen anderen Standpunkten überlegen sein sollen. Obwohl sie sich im Besitz einer Letztbegründung wähnen ("die Moral kommt von Gott"), können sie ihre Vorteile gegenüber anderen moralischen Systemen nicht plausibel machen.