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Alt 22.12.2018, 12:29   #13199
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
Coach
 
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Registriert seit: 16.09.2006
Ort: Freiburg
Beiträge: 22.933
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer Beitrag anzeigen
Und in den aktuellen Beziehungen der Industrieländer zu den "Entwicklungsländern" ist nun mal oft genug auch ein wesentlicher Gewinn für die letzteren drin - auch wenn oft mehr Fairness und Gewinn für die schwächeren drin wäre. Daher wäre in meinen Augen eine differenzierte Haltung: "wie gehen wir jn bestimmten Punkten fairer miteinander um" deutlich sinnvoller, als die teilweise vermittelten moralisch aufgeladenen Schuldkomplexe, daß "die Industrieländer an allem Elend der anderen Schuld seien", und wir die "Ausbeutung" beenden müssten.
Ich verstehe, was Du meinst. Im Großen und Ganzen stimme ich Dir zu. Widersprechen möchte ich teilweise im Punkt der Moral. In vielen Fällen geht es um echte Schuld, nicht um ein mehr oder weniger eingebildetes Gefühl von Schuld ("Schuldkomplexe"). Die westliche Kultur, deren Menschen sich für Ebenbilder Gottes halten, haben anderen Völkern ihr Land gestohlen.

Die Bewohner Nord- und Südamerikas haben ihr Land nicht freiwillig gegeben. Die Menschen Afrikas haben sich nicht freiwillig in den von den Europäern betriebenen Sklavenhandel gefügt. Und so weiter.

Verbrechen dieser Dimension brauchen notwendigerweise eine Ideologie, welche zum Beispiel Völkermorde aus Sicht der Täter rechtfertigt. In unserer jüngeren Geschichte lassen sich dafür, wie Du natürlich weißt, viele Beispiele finden. Die jüdischen Menschen wurden zum Feind jedweder friedlichen Zivilisation ideologisch stigmatisiert; im Kalten Krieg wurde das jeweils gegnerische Lager zu einer großen Bedrohung überhöht, gegen die nur ein zigfacher Overkill an Atomwaffen schützen könne. In früheren Zeiten bildeten monotheistische Dünkel das ideologische Denkmäntelchen für den Raub ganzer Kontinente und die Auslöschung ihrer Völker: Dass man im Auftrag des einzig wahren Gottes handele, dessen Barmherzigkeit und Moral man verbreiten müsse.

Diese ideologischen Rechtfertigungen waren nötig, weil es um offen sichtbares Unrecht und konkrete Unmoral ging. Mir scheint es wichtig zu sein, dass wir das verstehen und einsehen sollten. Wir sind die Nutznießer dieser Bigotterie.

Ideologisch verzerrte Sichtweisen, mit denen Unrecht gerechtfertigt wird, haben wir natürlich auch heute, im Großen wie im Kleinen. Ein US-amerikanischer Soldat, der auf Menschen aus dem Irak schießt, muss sich gewiss sein, auf der Seite der Guten zu stehen, während sein Gegner zu den Bösen zählt. Er benötigt eine ideologische Rechtfertigung. Eine (miss-)brauchbare Ideologie muss stets eine Einteilung in "Gut" und "Böse" bieten.

Wo viel über Gut und Böse gesprochen wird, hat man es stets mit einer aggressiven, wenig kompromissbereiten und selbstgerechten Kultur zu tun. Insofern teile ich Deinen Vorschlag, Kategorien wie Gut und Böse nicht zu verwenden, sondern ohne moralische Aufladung nach fairem Interessensausgleich zu suchen.
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