Zitat:
Zitat von dickermichel
Ich zitiere Dein Post nur stellvertretend für all die anderen Posts, die mich aufgrund der moralischen "Radikalität" doch ziemlich erschrecken.
Was insofern bemerkenswert ist, als mir in diesem Forum schon das eine und andere Mal vorgehalten wurde, zu moralisch zu denken/handeln.
Aber die Aussage, wer dopt, ist auch generell ein Betrüger, ist für mich nicht akzeptabel - eine solche Behauptung können und dürfen wir uns NIE anmaßen (ich schrieb dazu schon ein Post in diesem Thread).
Dazu ein Beispiel:
Ich habe Nina Kraft im Mai 2004 in Lanzarote getroffen, wo sie ein TL abhielt, während ich den IM gemacht habe.
Natürlich habe ich sie nicht wirklich kennengelernt, aber den Eindruck, den ich von ihr aus dem Gespräch hatte, war, daß sie ein sehr zurückhaltender, eher ängstlicher Mensch war.
Diesen Eindruck hatte ich auch ein paar Monate später in Hawaii, wo sie dann ja gewann, um gleich darauf wg. Dopings aufzufliegen.
Sie war in meinen Augen nicht der gern im Zusammenhang mit Doping zitierte "rücksichtslose Typ, der für seinen persönlichen Erfolg über Leichen geht", sondern ein Mensch, der EINEN schwerwiegenden Fehler gemacht hat.
Damit nicht wieder die üblichen Schnellschüsse kommen:
Natürlich hat sie dafür die richtige Strafe erhalten, meine Meinung zur harten Doperbestrafung habe ich auch in zahlreichen anderen Beiträgen hier im Forum immer kundgetan (siehe auch bzgl. Ullis Artikel zu Michi Weiss) - aber ich würde mich nie hinstellen und einen Menschen aufgrund eines Vergehens in EINEM Bereich für alle anderen Bereiche seines Lebens be- und verurteilen.
Ich habe das Gefühl, daß hier einige einen moralischen Anspruch definieren, der weder realistisch ist (in dem Sinne, daß er nicht der Vielschichtigkeit des Menschen entspricht) noch von ihnen selbst eingehalten werden könnte.
|
+1
Ich glaube auch, unabhängig davon, dass ich Doping, wie alle hier, verurteile, dass es viele Gründe und Motive gibt, zu dopen, wobei keiner davon entschuldbar oder für mich in irgendeiner Weise tolerierbar ist.
Bei Profis mag die Existenzangst dazu führen, beim AK-Athleten die Frustration darüber irgendein Ziel nach x Versuchen immer wieder knapp verpasst zu haben oder dass die anderen schneller werden man selbst aber stagniert etc. Motive gibt es sicher viele. Jeden Doper als Universalbetrüger abzustempelt greift IMHO zu kurz.
Wie geschrieben, keiner der Motive ist entschuldbar oder relativiert das eigentliche Vergehen und ich hätte auch ungern mit so jemand zu tun. Ich kam zum Glück noch nicht in die Lage, eine solche Entscheidung treffen zu müssen. wie sieht das eigentlich bei anderne betrügerischen Vergehen im Triatlhon aus?
Fahrt ihr auch nicht mehr mit jemand Rad, der wegen Drafting disqualifiziert wurde? Und ja, ich weiß, das ist eine andere Hausnummer als Doping, aber auch hier ist das Ziel das gleiche, nämlich sich einen unfairen Vorteil zu verschaffen.
Matthias