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Mal ein kleiner Exkurs:
Warum dopen Breitensportler?
Die Frage ging mir auf der gestrigen Heimfahrt nicht aus dem Kopf. Ebenso wie die Frage, ob ich dopen würde und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen. Vielleicht interessiert es auch keinen, daher in meinem Trainingsblog.
Vorab: Sorry, ich schreibe im Brett Sutton Stil. Alles etwas durcheinander und evtl. missverständlich. Halt grad so wie’s mir in Kopp kommt.
Gäbe es ein Mittel, das mir ermöglichen würde, verletzungsfrei zu bleiben und hätte dieses Mittel keine Nebenwirkungen, würde aber auf der NADA-Liste stehen, würde ich zumindest ernsthaft darüber nachdenken.
Warum? Relativ hohes Frustlevel dank vieler kleiner Verletzungen oder Unfälle. Geringes Risiko, erwischt zu werden und wenn doch, keine ernsthaften Folgen.
Vom Kopf her hätte ich auch nicht das Gefühl zu dopen sondern vielmehr das Gefühl, Chancengleichheit herzustellen.
Diese gefühlte Ungerechtigkeit in Verbindung mit einem gewissen Maß an Ehrgeiz, ist aus meiner (subjektiven) Sicht für viele eine Begründung, selbst die Fairness zu vergessen.
Wenn man z.B. einen Job hat, bei dem man 50-60 Stunden arbeitet, dann noch 15-20 Stunden/Woche trainiert und der Nachbar scheinbar immer daheim ist, 3-4 mal pro Woche trainiert und doch immer vor einem ist, dann kommt man vielleicht schon in Versuchung, irgendwie nachzuhelfen. Wer lässt schon gerne gelten, dass der faule Nachbar vielleicht einfach mehr Talent hat? Passt im Groben auch zur Herstellung von Chancengleichheit zwischen Jan Ullrich und Lance Armstrong, aber da ging es ja auch um reichlich Kohle und eigentlich interessieren mich die Breitensportler mehr.
Schweifen wir mal vom Doping zum Drafting ab. Ich glaube nicht, dass die Mehrheit schon vor dem Start den Gedanken hat, sich ein passendes Hinterrad zu suchen und auf diese Weise mit ordentlich Tempo über die Radstrecke zu kommen. Ist es nicht ungerecht, wenn man von einem Pulk nach dem andern überholt wird und ist sich sicher, alleine wären die meisten langsamer als man selbst? Kann man das nicht viel mehr vor sich selbst verantworten, wenn man hier einfach Chancengleichheit herstellt und nicht andere Einzelfahrer betrügt? Was man natürlich tut.
Mir fällt es offen gesagt schwer zu glauben, dass es in diesem Forum nur Saubermänner und –Frauen gibt, aber ich habe höchsten Respekt vor den Leuten, die jeder derartigen Versuchung widerstehen können. Ich persönlich würde die Hand nicht für mich ins Feuer legen, wenn ich nach 20 km einer 180 km Radstrecke vom fünften Pulk überholt werde, dass ich nicht plötzlich doch hinten dranhänge.
Ob jetzt ein Breitensportler dopt oder nicht, ist mir eigentlich egal. Zum einen nimmt der mir nichts weg, zum anderen haben andere einen ähnlichen Vorteil, durch mehr Etat für das Material, Trainingslager etc. Wenn mich ein Pulk auf der Radstrecke überholt, sieht das in meinem Inneren schon anders aus und ich glaube auch, dass der Drafting-Vorteil den Doping-Vorteil des durchschnittlichen Breitensportlers weit übertrifft. Ich kenne mich da nicht wirklich aus, aber ob die Flasche Hustensaft mir 5 km/h mehr gibt, bezweifle ich mal. Mit den 10%, die man EPO nachsagt, wäre ich nur auf dem Rad auch nicht bei 5 km/h mehr, aber über den gesamten Wettkampf würde es sich wohl ausgehen.
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