Weiter ging es hinein in die Tiefen des Waldes. Auf den schmalen Landstraßen herrschte sehr wenig Verkehr und manchmal kam es vor, dass mir eine halbe Stunde lang kein einziges Auto entgegen kam. Immer wieder hielt ich an und lauschte der absoluten Stille. Nur der Wind rauschte in den Kronen der Bäume oder der Schrei eines Falken ertönte in der Ferne. Je tiefer ich in den Soonwald hinein fuhr, desto kleiner wurden auch die Orte. Viele Dörfchen hatten gerade einmal 100 Einwohner. Manche Orte waren so klein, dass ich sie nach drei, vier Pedalumdrehungen wieder hinter mir gelassen habe. Ich durchfuhr die Ortschaften Winterburg, Allenfeld, Spall und erreichte Argenschwang.

Argenschwang, mit knapp 360 Einwohnern.
Von nun an ging es direkt in den dichten Wald, den eigentlichen Soonwald. Die Straßen waren zum Teil sehr schmal, kaum befahren und hielten ordentlich Höhenmeter für mich bereit, so dass ich recht froh war, entgegen meiner ursprünglichen Planung nicht mit dem Triathlonrad, sondern mit dem Crossrenner losgefahren zu sein. Auf einer Strecke von mindestens 20 km durchfuhr ich keinen einzigen Ort mehr. Unendlicher Wald. Vor mir, neben mir, hinter mir. Wieder die absolute Stille.
Soonwälder Eindrücke.
Irgendwo plätscherte ein kleiner Bach. Ich machte kurz Halt, stellte mein Rad ab und beobachtete den mäanderartigen Lauf des kleinen Gewässers. Ich begann etwas zu frieren. Im Soonwald ist das Klima wohl etwas rauer und die Temperaturen sind im Schnitt etwas tiefer. Ich machte mich also wieder auf. Immer wieder fielen mir Warnschilder vor der Treibjagd auf, die wohl derzeit in vollem Gange ist. Größere Hundemeuten streiften durch die Wälder, verfolgt von neon-orangefarben gekleideten Jägern! Orange? Ich dachte, Jäger tragen grüne Tarnklamotten?! So langsam verließ ich den Wald wieder und in der Ferne tauchten einige winzige Ortschaften am Horizont auf. Ich durchfuhr Dörrebach und Schönefeld. In einem Örtchen beschloss ich, mir einen Kaffee zu gönnen. Nun, das ist leichter gesagt als getan! „Coffee to go“ ist hier wahrscheinlich genauso selten wie ein ordentliches Handy-Netz. Ich fand ein kleines Gasthaus, stellte das Rad ab und trat ein. Drinnen war es urgemütlich, etwas altbacken und das Inventar strömte den Zeitgeist der 60/70er Jahre aus. Ein paar ältere Herrschaften starrten mich an, als sei ich ein Alien aus dem All. „Ja, schon“, brummelte der Wirt auf meinen Wunsch nach einem Kaffee. Pappbecher habe er aber nicht. Auch gut. Also schlüfte ich meinen Kaffee, dachte an mein ungesichertes Rad vor dem Gasthaus (wer sollte das hier stehlen?) und diente weiterhin als Blickfang für die anderen Gäste. Ich fühlte mich dann doch etwas unbehagen, verabschiedete mich nach 15 Minuten und stellte beim Verlassen des Gasthauses fest, dass mein Rad noch da stand. Weiter ging es durch ein paar Örtchen und die ersten Schilder kündigten Roxheim, das mein Auto beherbergte, an.
