Ich wollte hier auch noch ein paar Gedanken loswerden, auf das Risiko hin, dass ich wie sbechtel beschimpft werde, denn auch ich bin 20 und politisch interessiert.
Ich habe die Grünen gewählt - deren Kernthema ist, auch wenn sie es zu dieser Wahl schwer vermitteln konnten - Ökologie und Nachhaltigkeit. Das wiederum ist eines der wichtigsten Themen überhaupt, mit dem sich die Menschen beschäftigen können und müssen. Im Wahlkampf hat man gesehen, wie eigentlich interessante Ideen von den Medien übertrieben und verdreht dargestellt werden .
Beispiel "Veggie-Day": Es steht im grünen Wahlprogramm die Idee, in öffentlichen Kantinen an einem Tag der Woche fleischfrei zu kochen. Warum zur Hölle nicht?? Reaktion der Bild-Zeitung und der Bevölkerung: "Die Grünen nehmen uns das Fleisch (und unsere Freiheit) weg!!" Daraus resultierendes Image: Verbotspartei. Eine Verwandte, die selbst Vegetarierin ist, meinte kurz vor der Wahl: "Na, das ist doch aber wirklich Quatsch, wie wollen die denn durchsetzen, dass es in KEINEM Geschäft, Restaurant oder Haushalt an einem bestimmten Tag Fleisch gibt?"
Klar, wenn so ein Bild entsteht, liegt die Schlussfolgerung "Verbotspartei" nahe. Hier hat aber auch vom Gefühl her ein starkes Statement von einer Grünen Spitze gefehlt, nach dem Motto "NEIN, schaut her, so und so meinen wir das." Stattdessen bleibt das Bild von den Verbietern haften.
Ein ähnliches Problem bei der FDP: Ich finde definitiv, dass eine liberale Partei in ein Parlament hineingehört, schon als Gegengewicht zur starken konservativen Seite. Insofern schade, dass die FDP nicht einziehen kann. Doch auch hier haben klare Aussagen gefehlt: Was wollt ihr eigentlich? In der NSA-Affäre hätte sich die FDP klar profilieren können und sagen können "Mit uns nicht!" Doch in der Koalition an der Seite einer Partei, deren Kernthema Sicherheit ist und deren Innenminister die Überwachung je nach Laune mal
verteidigt und mal
verleugnet, ist das eher schwierig. Die verzweifelte Zweitstimmenkampagne am Ende des Wahlkampfes hat sicher auch niemanden mehr vor dem Ofen hervorgelockt. "Schaut her Leute, wir haben kein eigenes Thema, aber gebt uns eure Zweitstimme. Warum? Weil wir sie brauchen!"
Ich hoffe wirklich, dass es zu einem Erneuerungsprozess kommen wird, aus dem eine "neue" FDP hervorgeht. Denn, wie man auch hier im Thread sieht, wird die Unbeliebtheit nicht am Liberalismus per se, sondern nur an den Köpfen und den fehlenden klaren Aussagen festgemacht. Das lässt sich doch ändern.
Ach ja, zum Schluss noch: Haben wir eigentlich schon darüber diskutiert, warum 13% in dieser Forenumfrage eine offensichtlich rechtspopulistische Partei befürworten, die die D-Mark wieder einführen möchte und deren Vorsitzender von "Entartungen der Demokratie" in Deutschland spricht?
gruß, tri-guy1
