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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - eXtremalna Sobota (LD in Polen)
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Alt 23.06.2013, 16:38   #2
finisher05
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Hier nun der ausführliche Bericht WK 2012 Teil 1

Wieso, weshalb, warum...
klar ist dies eine "markige" Phrase aus meinen Kinderzeiten, aber sie passt auch ganz gut als Einleitung für mein diesjähriges Saisonhighlight.

Extremalna Sobota, warum hat die oftmals fragwürdig zuverlässige "Google Suche" mich zu diesem Wettkampf geführt, war es eine Fügung des Schicksals?
Es ist bei mir einfach schon ein natürlicher Reflex in der Nachsaison mit der Planung für die nächste Saison zu beginnen, meist ist es aus der Not geboren, da die namhaften Langdistanzen unter dem exklusiven Ironman-Label meist in kürzester Zeit ausgebucht sind. Auch ich bin schon oft genug dem Ruf dieser Veranstalter gefolgt und habe mich mit tausenden Anderen gleichgesonnenen ins Getümmel gestürzt, aber nicht nur dort sondern auch bei unzähligen anderen kürzeren aber gutbesuchten Triathlonveranstaltungen gibt es das große Problem der zunehmenden Leistungsdichte. Beim Schwimmen überlassen die Veranstalter die "Selektion" den Teilnehmern, beim Radfahren sollen WK-Richter für die Einhaltung der Regeln sorgen und auf der Laufstrecke wird letztendlich abgerechnet...

Kurze Rede langer Sinn als ich auf die Internetseite der Veranstaltung in Stettin stieß wusste ich sofort, "da machst du mit". Es wurden Teilnehmer gesucht für die siebte Auflage des "eXtremalna sobota". Die Ergebnislisten der Vorjahre hatten überschaubar wenige Finisher, aber, und das war mir sofort aufgefallen, es gab schon reichlich "Wiederholungstäter". Der Veranstalter begnügt sich mit 75 Startern, dieses Limit wurde aber auch dieses Jahr nicht ganz erreicht, man braucht nicht allzu viel Phantasie um sich vorstellen zu können dass es auf der Radstrecke auch ohne jeglichen Kampfrichtereinsatz immer fair von statten ging. Natürlich war auch der Reiz sehr groß abzuwägen wie ich im Nachhinein das Preisleistungsverhältnis einschätzen würde, nachdem ich ja teure Wettkämpfe bereits zur Genüge bestritten hatte. Ob es weltweit noch günstigere Möglichkeiten gibt einen LD-Triathlon zu bestreiten kann ich nicht sagen, der eXtremalna sobota ist aber jeden Zloty wert.

Langdistanz zum Preis einer Volksdistanz (In unserer Region), wie kann ein Veranstalter so etwas anbieten, ist das wirklich ein Wettkampf, werde ich verhungern, verdursten, muß ich Angst haben um mein Material (nicht das es abhandenkäme, mir war bei der Recherche über die WK-Strecken das ein oder andere Stück Kopfsteinpflaster aufgefallen), wie viel Verkehr ist auf der Radstrecke (nein die ist nicht komplett gesperrt) oder werde ich mich verfahren/verlaufen wegen fehlender Markierungen...? Da es zu dieser Veranstaltung kaum Erfahrungsberichte gibt fand ich im Vorfeld natürlich auch kaum Antworten auf meine Fragen. Somit wurde natürlich schon eine gewisse "Vorstartspannung" erzeugt welche ich eigentlich so nicht erwartet hätte. Meine Besuche auf der Veranstalterseite im Internet häuften sich, aber ausser das die Liste der angemeldeten Starter beständig anwuchs gab es keine neuen Infos über den Wettkampf. Ich schaute mir die "Bildergalerie" der Vorjahre an, konnte mir aber keinen echten Reim auf die möglichen Abläufe im Wettkampf machen. Auch die ein oder andere Örtlichkeit des Wettkampfs wurde dank "Google Street View" aus den verschiedensten Positionen begutachtet, aber schlauer wurde ich auch daraus nicht.
Als zeitlichen Rahmen für das Abenteuer in Stettin hatte ich mir vier Tage gesteckt, nach dem Heimspiel im Vorjahr bei der Langdistanz in Köln wo ich morgens in der Früh hinfuhr und am Abend wieder im eigenen Bett schlief ein opulenter Zeitrahmen, eigentlich. Nun gut einen von diesen vier Tagen verbrachte ich in Zügen oder mit dem Warten auf Züge auf zugigen Bahnhöfen, aber das ist allemal entspannter als mit dem eigenen PKW quer durch die Republik zu rasen und man erlebt dabei ebenfalls sehr lustige Anekdoten. Mittwochabends ging die Reise los, am nächsten Morgen um etwa halb neun stieg ich in Tantow aus dem Zug. Von dort sind es noch etwa 25 Km bis Stettin, die wollte ich aus Kostengründen mit dem Fahrrad fahren, war auch ganz gut geeignet um nach der langen Fahrt wieder einen klaren Kopf zu bekommen. In Stettin habe ich dann auch relativ schnell meine Pension gefunden und habe erstmal mein Gepäck und mein Fahrrad abgeladen.
Am Nachmittag ging es dann zur Besichtigung der Radstrecke (sonst hätte ich ja nicht zwei Tage vorher anreisen müssen, wenn ich das nicht irgendwie auf dem Zettel gehabt hätte), vom Schwimmstart weg führt die Straße in nordwestlicher Richtung nach Tanowo wo ein dreimal zu durchfahrender Wendepunktkurs beginnt. Ich hatte wirklich absolut traumhaftes Wetter und die Strecke ist bei Windstille und Sonnenschein paradiesisch schön. Der Rundkurs ist ca. 54 Km lang, hat drei Wendepunkte in Ortslage oder direkt am Ortseingang und ansonsten fährt man nur durch lichte Kiefern oder Buchenwälder. Die Straßenverhältnisse sind kein limitierender Faktor und Verkehr so gut wie nicht vorhanden und beängstigend flach ist die Strecke noch dazu ;-)
Ich verbrachte somit einen entspannten Abend in einem Stettiner Lokal bei Pasta und Pivo und war rundum überzeugt alles richtig gemacht zu haben, was sollte jetzt noch passieren, ein Triathlon, bei dem die Radstrecke passt ist ein schöner Triathlon. Punkt. Für den nächsten Tag stand noch ein Besuch des Wettkampfgewässers und der Laufstrecke an, auch da wollte ich wissen was auf mich zukommt. Eigentlich wollte ich etwa zur geplanten Startzeit morgens zum See hochlaufen, einmal die Laufrunde ablaufen und anschließend etwas am See entspannen, dieses Vorhaben habe ich aber dank Blitz und Donner in der Morgenstund etwas aufgeschoben. Ich habe dann halt einfach mal ausgeschlafen, dachte noch: Lieber heute den Regen als morgen beim Wettkampf und bin dann gegen zehn Uhr erst losgelaufen. Beim Weg zum See kam ich auch an der zweiten Wechselzone vorbei und konnte mir somit auch den Anfang der Laufstrecke schon mal ansehen, da sind schon so ein paar "Stolperstellen" vorhanden, aber es ist auch überall ausreichend Platz um Schlaglöcher oder Baumwurzeln zu umlaufen. Am See beginnt dann die eigentliche Laufstrecke und die ist zu 90% Naturweg, durch den Wald, herrlich schattig und fast immer mit Blick auf den See. Der Weg entspricht den üblichen Standards von Park oder Waldwegen in Naherholungsgebieten ist etwa zwei bis drei Meter breit und durchweg gut belaufbar. Kurz vor dem Schluss der Runde verlässt der Weg das Seeufer um das hier gelegene Strandbad zu umrunden und es geht eine knapp 100m lange Steigung hinauf, das ist die einzige "Schwierigkeit" auf der Laufstrecke.
In das erwähnte Strandbad bin ich dann auch gegangen um mich etwas zu erfrischen und die Wasserqualität anzutesten. Von den Temperaturen war es ganz angenehm, auch ohne Neo konnte man es aushalten, die Sicht war aber stark eingeschränkt, ziemlich trübe Suppe also. Na was soll´s, das Schwimmen ist immer der kürzeste Part beim Triathlon, da kann man schon eher Zugeständnisse machen. Das der Durchfall den ich drei Stunden später bekam in irgendeinem Zusammenhang mit der Wasserqualität stand kann ich nachträglich verneinen. Es war wohl die Vorstartnervosität und die extreme Überdosierung von ungeschwefelten Trockenfrüchten (Carboloading) die da aufeinander trafen. Aber nach einer kleinen "Chemotherapie" und beständiger Zufuhr von Salzstangen und Cola ging ich Abends frohen Mutes endlich zur Anmeldung / Startunterlagenausgabe / Wettkampfbesprechung. Wo dies stattfindet ist auf der Homepage der Veranstaltung angegeben, und das sollte man sich auch merken, Hinweisschilder so wie bei Veranstaltungen hierzulande sucht man vergebens. Das Wettkampfzentrum befindet sich auf Militärgelände direkt neben einer Radrennbahn. Hier befindet sich dann auch am nächsten Tag die Wechselzone 2 und der Zielbereich, bis zum See und der ersten Wechselzone sind es knapp 2 Km. Aber nochmal zurück zu dem "Starterpaket", dies besteht aus einer Startnummer (auf Wunsch gibt es einen knappen Meter Gummiband dazu), einer laminierten Nummer für das Fahrrad zuzüglich drei Kabelbindern und drei Müllbeutel XXL auf die man seine Startnummer schreibt. In einen Beutel kommen die Laufsachen, die werden einem in der Wechselzone 2 dann angereicht, der zweite Beutel ist für den Neo und die Schwimmsachen und in den dritten Beutel kommen halt die "after race" Klamotten und das Duschzeugs. Make things easy, kann ich da nur sagen. Der vorgesehene Zeitrahmen wurde polnisch locker eingehalten und so habe ich vor der Wettkampfbesprechung schon die meisten anderen deutschsprachigen Teilnehmer kennengelernt. Wie in den Vorjahren gab es in diesem Jahr einige Deutsche die den Weg nach Stettin gefunden haben. Da war Jörg, 51, der Wiederholungstäter, er hatte vom Vorjahr noch eine Rechnung offen. Dirk, 43, aus Eberswalde kam Freitags an, schlief in seinem Kombi und fuhr am Wettkampfabend wieder nach Hause. Simon,23 und Timm, 23, zwei junge Burschen aus Erlangen die hier ihre erste Langdistanz machen wollten. Sie hatten noch zwei Freunde dabei, waren ebenfalls mit der Bahn angereist und ließen einfach alles auf sich zukommen. Den sechsten deutschen Starter habe ich dann erst nach dem Zieleinlauf als solchen realisiert, Piotr, 32, aus Köln, mit 9:50 Std. der Sieger der diesjährigen Veranstaltung. Da er als gebürtiger Stettiner bei der Wettkampfbesprechung den polnischen Ausführungen folgen konnte hatte ich ihn als Landsmann nicht wirklich wahrgenommen. Die weiteste Anreise hatte wohl Peter aus Irland, komplettiert wurde das internationale Feld dann durch Martin aus Dänemark und Marko aus Finnland. Dazu waren dann noch etwa 40 Starter aus Polen angereist.
Bei der Wettkampfbesprechung wurden dann die Strecken und die Wechselzonen erklärt, es wurden die Kontrollpunkte genannt, es wurden erklärende Bilder gezeigt... überwiegend in polnischer Sprache, aber auch in Englisch. Das zog sich dann alles etwas hin, es wurde später und immer später, die Tram mit der ich dann zurückfuhr in die Innenstadt bog dann nach zwei Stationen ab ins Depot (der Fahrer hatte wohl Feierabend), ich ging dann die letzten eineinhalb Kilometer ins Zentrum zu Fuß. Als ich dann beim netten Italiener in der Nähe meiner Pension ankam hatte die Küche gerade zugemacht (vielleicht war der Koch ja noch mit dem Straßenbahnfahrer zum Skat verabredet), Murphys Law, oder wie soll man es anders nennen. Ich bummelte dann noch einige Straßen weiter, fand aber auf die Schnelle keine Alternative und kaufte mir dann im Supermarkt (ja die haben in Stettin bis 23:00 Uhr geöffnet) etwas Brot und Wurst und Bier und machte Brotzeit anstelle einer Pastaparty.
Die Vorwettkampfnacht war dann wie üblich sehr schnell vorbei, etwa eine Stunde vor dem geplanten „Weckruf“ wurde ich durch anhaltendes Donnern und Blitzen aus dem Schlaf geholt. Na prima dachte ich, das ist wohl das übliche Morgengewitter, wie am Vortag, nur diesmal etwas früher. Ich fing dann mal an meine Klamotten zu packen, ein leichtes Frühstück zu mir zu nehmen und einen leckeren Instant-Kaffee aus der Pensionsküche zu trinken. Das Donnern draußen hatte etwas nachgelassen, der Regen fiel unverdrossen weiter. Das hatte schon etwas Einfluß auf meinen Gemütszustand, da ich zum Start mit dem eigenen Fahrrad fahren mußte stand schon fest, dass dies kaum trocken gelingen kann, aber irgendwann habe ich mich dem Schicksal gefügt und fuhr durch die verregneten Stettiner Außenbezirke Richtung Schwimmstart.
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Budgetierte Ziele für 2016:
  • kleine "Brötchen" backen
  • der olympische Gedanke lebt
  • lieber langsam als gar nicht

Geht nicht - gibt's nicht. Das einzige was nicht geht ist einen Fingerhandschuh über einen Fäustling ziehen.
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