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Alt 18.04.2013, 20:38   #1512
bellamartha
Szenekenner
 
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Registriert seit: 30.05.2010
Beiträge: 6.166
Identität und Drogenabhängigkeit

Guten Abend!

Ja, ich bin ganz entspannt. Die Aufregung hält sich heute in Grenzen, das wird sich vermutlich spätestens am Samstag ändern.
Heute war der erste Tag der sehr interessanten Fortbildung zum Thema "Identität und Drogenabhängigkeit". Ich freue mich schon auf den zweiten Tag morgen.

Heute ging es vor allem darum, in welchen Phasen die Entwicklung von Identität verläuft und welche "Identitätsarbeit" im Laufe des Lebens geleistet werden muss. Immer wieder haben wir uns damit befasst, wie das bei vielen drogenabhängigen Menschen verläuft, welche Probleme in Bezug auf Identitätsfindung bei ihnen auftauchen und was das mit ihrer Suchterkrankung zu tun hat und vor allem auch, welche Konsequenzen das für sie in der Gegenwart hat. Dabei gab es manche Gedanken, die für mich besonders wertvoll sind, ich liste einige von ihnen hier ungeordnet auf:
  • Viele Drogenabhängige erleben schon Störungen bei der Bildung des Urvertrauens. Die Probleme setzen sich dann fast zwangsläufig in den ersten Autonomieprozessen fort, da primäre Bezugspersonen, in der Regel Eltern, zu denen Kinder kein Urvertrauen aufbauen können, meistens auch keine verlässlichen Partner sind, wenn es darum geht, erste Schritte in Richtung eines "Ich" zu unternehmen, sich von Eltern abzugrenzen, immer aber zu erfahren, dass sie da sind. Verlässlich da sind. Drogenabhängige haben oft einen ausgeprägten Wunsch nach Autonomie, mit der sie andererseits aber auch kaum umgehen können, weil sie in der Phase, in der man gesunde Autonomie "erlernt" keine Verlässlichkeit und Sicherheit erlebt haben.
  • Wenn das Kleinkind in der Bedürfnisbefriedigung keine Verlässlichkeit erlebt, führt das dazu, dass später Bedürfnisse immer sofort befriedigt werden müssen, weil der Mensch keine Sicherheit hat, dass seine Bedürfnisse später überhaupt befriedigt werden.
  • Ziel von Behandlung ist in der Regel die Integration von Drogenabhängigen in die Gesellschaft. Aber: Wie viel Integrationsbereitschaft besteht in unserer Gesellschaft überhaupt für solche Menschen?
  • Aber auch: Ein Identitätswechsel vom Drogenabhängigen zum cleanen Mitglied der "Normalgesellschaft" ist für die Betroffenen oft kaum zu bewältigen.
  • Professionelle Suchtkrankenhelfer brauchen Geduld, sie müssen die Betroffenen begleiten, oft über lange Zeiträume und müssen auch aushalten, dass die Lebenssituation von Drogenabhängigen sich oft nur langsam verändert oder auch nicht veränderbar ist.
  • Profis müssen ihre Ansprüche zurückschrauben, damit die Drogenabhängigen nicht die Überforderungen aus ihrer Kindheit, die sie häufig erfahren haben, wieder erleben.
  • Statt uns zu ärgern, dass Klienten immer wieder zu uns in die Entgiftung/Therapie kommen, sich also bei ihnen nichts oder nicht viel ändert, sollten wir uns fragen, was mit ihnen geschähe, wenn wir nicht da wären. Oft sind wir die einzigen verlässlichen Bezugspersonen jenseits der Drogenszene.
  • Ein Identitätsmarker kann in verschiedenen Zusammenhängen völlig verschiedene Bedeutungen zugeschrieben bekommen. Eine fette Spinnennetz-Tätowierung am Hals z.B. wird in der Drogenszene oder in Haft als cool, selbstbewusst, stark wahrgenommen. Beim Bewerben um einen Praktikumsplatz nach der Therapie wird sie als bedrohlich, asozial und abstoßend empfunden. Der Praktikumsplatz ist dann vermutlich "leider schon vergeben".

Morgen geht das Seminar nur bis 15 Uhr. Um 17 Uhr starten wir nach Hamburg. Meine Tasche muss ich deshalb gleich noch packen, aber ich bin irgendwie faul und lustlos.
Mein Gewicht ist nicht so niedrig, wie ich es mir zum Marathon gewünscht hatte, lag heute Morgen aber immerhin bei 61,4 kg, ganz OK also.

Ich danke allen, die am Sonntag an mich denken werden schon jetzt! Start ist um 9 Uhr. Ab 12 Uhr spätestens kann ich vermutlich jeden guten Gedanken gut gebrauchen. Zum Glück habe ich jede Menge nette Menschen, die mich an/auf der Strecke unterstützen: Der Liebste, der mich ca. 15-20 km begleiten wird, mein Bruder, der ca. 7 km mitlaufen wird (mehr schafft er nicht, sagt er), seine Freundin, Rudi, Inga und ihr Freund, Chris.fall, Meike und Stefan, meine alte Freundin Sanni.

Ich wünsche euch schöne Tage und werde natürlich berichten, wie es mir ergangen ist.

Seid ganz herzlich gegrüßt!
J., ausgeglichen und mittelmäßig optimistisch.

PS: Als ich gestern für das heutige Seminar Fotos von Vorbildern aus meiner Kindheit raussuchte, stolperte ich über alte Triathlonfotos von mir. Auf den Bilder vom Frankfurt Ironman sehe ich so glücklich aus, dass ich gestern kurz dachte, dass ich das vielleicht ja noch mal machen könnte... Der Gedanke an die Radfahrerei hat mich heute dann aber wieder abgeschreckt.
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