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Ich denke, um die Religionen der Menschen zu verstehen, muss man sich historisch die jeweilige Entwicklung der Lebens- und Produktionsverhältnisse anschauen.
So passte das Ur-Christentum sehr gut als Religion der sich befreienden Sklaven in Rom (vor Gott sind alle gleich), wurde später im Mittelalter dann zur herrschenden Staatsreligion des Feudalismus (die Kirche besass aufgrund der Klöster und Priester einen riesigen, wachsenden Grundbesitz, der wegen des Heiratsverbotes nicht an die Kinder vererbt werden musste, sowie sehr viel Herrschaftswissen über Bauen, Landwirtschaft, Handwerk etc.), also einer auf feudalem Grundbesitz basierenden ländlichen Produktionsweise.
Die lutherisch-calvinistische-zwinglianische Reformation passte das Christentum der industriell-kapitalistischen Individualität an. Träger der Reformation waren vorwiegend die Städter, das Handwerk und die Bänker ;-) . Die sich gegen den Feudalismus der Kirche auflehnenden, gottgläubigen Bauern (Bauernkrieg) wurden von Luther nicht unterstützt, er wählte das Bündnis mit der Obrigkeit.
Oder sehr illustratives, frühes Beispiel für den Einfluss der Produktionsverhältnisse auf die Religion der Menschen: die Naturvölker mystifizieren die sie ernährende Natur und die Tierwelt halt mit Naturgötter.
Was die monotheistische Religionen, den Ein-Gott-Glaube ganz allgemein betrifft:
Karl Marx schrieb, glaube ich (ich müsste es jetzt suchen, vielleicht im Kapital, Band 1) sinngemäss, dass die Herausbildung des Geldes als abstrakteste, allgemeinste und universellste Form für bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse im ideellen Überbau, in der Religionsentwicklung die Entstehung der monotheistischen Religionen, der Ein-Gott-Glaube (abstrakt, allgemein, universell) entsprechen.
-qbz
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