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Nachtrag zum 04.11.: Beginn der Winterlaufserie
Nach einigen Kilometern hefte ich mich an die Fersen einer dreimännigen Lauftruppe. Die halte ich jetzt bis zur Teestation, komme, was wolle, nehme ich mir ganz fest vor. Heute ist der Auftakt der Lorsbacher Winterlaufserie und wer wissen will, warum der Wald hier Schinderwald heißt, kann gern mal mit joggen.
Nebulös hatte ich den als etwas anstrengend in Erinnerung, aber vermutlich war meine Form vor zwei Jahren besser, denn im Moment ist es richtig anstrengend. Außerdem bin ich mal wieder nicht richtig angezogen. Da gibt es bei mir in der überwiegenden Anzahl meiner läuferischen Unternehmungen meist nur zwei Zustände: zu dünn oder zu dick. Im Moment ist gerade zu dick. Könnte aber auch am Biopren liegen, der zur Zeit auf jeden Fall zu dick ist. Nützt aber auch nichts, denn wer den Berg wieder runter will, muss ihn erst mal hoch. Immerhin bin ich nüchtern. Müßig drüber nachzudenken, ob ein kleines Frühstück mich hier schwungvoller hoch gebracht hätte. Dafür wird der heiße Zitronentee in einem geschätzten Kilometer Entfernung meinen Körper gleich zu Wundertaten verleiten. Möglicherweise wird mir das aber auch nur so vorkommen, weil es nach der Station nur noch bergab geht. Bei teilweise Gefälle von 17 Prozent macht das auch nicht immer Spaß.
Kurz vor Tee ziehen zwei Männer vorbei: strammen Schrittes, guten Mutes und munter grüßend. "Wie kann man nur so schnell sein," keuche ich als sie endlich außer Hörweite sind. "Die machen Ironman", meint einer meiner Mitläufer und ich bringe gerade noch ein "Hat nichts zu sagen" raus bevor ich beschließe aufgrund akuter Luftknappheit fürs Erste den Mund zu halten.
An der Teestation erwarten uns ein Mann und eine Frau, die neben einem silberfarbenen Kombi einen weißen Plastiktisch aufgebaut haben und uns ermuntern, zuzugreifen. Machen wir. Dann guckt die Frau mit den kurzen dunklen Haaren und den lustigen Augen mich an und meint: "Hey, erste Frau." "Endlich mal," antworte ich und recke übermütig die Faust in die Luft. Dann lachen wir beide herzlich, denn bei der Winterlaufserie nimmt kein Schwein die Zeit und überhaupt interessiert sich hier niemand dafür, ob du schnell oder langsam bist.
Nachdem ich mich für die Stärkung bedankt habe, rolle ich den Berg runter, verlaufe mich auf dem letzten Stück durch den kleinen Ort und finde dann doch noch den Weg unter die Dusche. Das waren 10 Kilometer, demnächst werde ich wieder auf die 20 Kilometer-Runde gehen. Das schwöre ich meinem Biopren, der mir daraufhin zurück schwört, dass er hartnäckig sein wird. "Blödmann," tituliere ich ihn und kneife ihn zur Strafe ein wenig als ich ihn an meinem Bauch zu fassen kriege.
Mittags geht die Kleinfamilie zum Brunch aus. Nach anderthalb Stunden brummt mir der Schädel im überheizten und sauerstoffarmen Restaurant. Vielleicht ist zu viel Wellness einfach nichts für mich.
Geändert von Pantone (07.11.2012 um 14:08 Uhr).
Grund: Dank eines aufmerksamen Lesers habe ich einem Grammatikfehler den Garaus machen können.
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