Zitat:
Zitat von HeinB
Die dargestellten Sachverhalte sind sicher richtig, bei der Interpretation gibt es aber Unterschiede. Ist diese Stoffwechsellage jetzt die normale, und auch vom modernen Menschen anzustreben? Oder viel mehr ein Notprogramm, von dem wir heute froh sein können, es (zumindest in der ersten Welt) nicht mehr zu benötigen?
Und ganz zentral, Kohlenhydrate sind nicht essenziell - richtig! Nur welchen Schluss zieht man daraus. Sind die Kohlehydrate deshalb für den Körper unwichtig? Oder sind sie vielleicht von so zentraler Bedeutung, dass er sich nicht auf die Zufuhr über die Nahrung verlässt, und zur Not (da wars wieder) selber produziert?
PS Deine hier (wieder) vertretene Meinung ist kontrovers, kannst du nicht einen Disclaimer in deine Signatur einbauen?
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naja... fehlerfrei
Was wäre ein Diskussionsforum ohne kontroverse Sichtweisen...
Evolutorisch betrachtet war die Nahrung des
homo sapiens über 99% der Entwicklungsgeschichte des Menschen (relativ zu der heutigen Ernährung) sehr arm an Kohlenhydraten, weil er bis zum Neolithikum als Jäger&Sammler außer mäßig stärkehaltigen Wurzeln und Wildgemüsen und gelegentlich mal Honig kaum stärkereiche Nahrungsmittel zur Verfügung hatte (z.B. minimale Mengen an Gräsersamen und keine Kartoffeln). Auch Obst war zumindest im eiszeitlichen Umfeld saisonal extrem begrenzt verfügbar, in Afrika allerdings ganzjährig reichlich (aber dass größere Mengen Fructose ja primär in Fett verwandelt werden und daher nicht mit Glucose oder Stärke in einen Topf geworfen werden darf wenn man über KH redet und weil sie kaum insolinugene Wirkung hat, ist das ein Thema das ich in einem anderen Thread heute schon ausführlich angesprochen habe und jetzt hier nicht näher drauf eingehe.)
Im Winter dominierten Proteine und Fette aus Jagdwild, Nüssen und die eigenen Fettreserven des Körpers. Auch Vorratshaltung für den Winter was tierische Fette angeht, ist z.B. für Indianer Nordamerikas nachgewiesen. Es ist also evolutorisch betrachtet eher anzunehmen, dass der übers Jahr hinweg gesehen dominierende Stoffwechselmodus die Ketosis war und dieses eher als das Normalprogramm betrachtet werden sollte, als die Glykosis. Für manche Kulturen wie die Inuit war/ist Ketosis sofern sie sich noch traditionell ernähren unzweifelhaft der Normalzustand und sie leben trotz lebensfeindlichem Umfeld so bei tadelloser Gesundheit.
Vielleicht ist aber auch die Einteilung in "Normal" und "Ausnahme" nur eine akademische und man muss beide Modi als Teil eines sich sinnvoll ergänzenden Gesamtsystems sehen, das unserer Gattung ein Überleben auch in widrigsten Umweltsituationen erlaubt hat. Ketosis als etwas gefährliches oder gar unnatürliches darzustellen, wie es heute leider immmer noch geschieht, ist m.E. aber völlig daneben.
Gruß Robert