Wenn der Mops den Mond anbellt
Für heute Morgen hatte ich mich übermütiger Weise mit Maike zum Laufen verabredet. Also, eigentlich hatte ich ihr erstmals und unverbindlich ein "Gehst du morgen mit mir laufen?" über die Schulter nach hinten zugerufen, während ich vorn versuchte, den kleinen Schwimmer anzuziehen, der sich bereits begierlich eine Laugenbrezel zu Gemüte führte. Während Maike vorn ihre Tochter weiter anzog, rief sie nach hinten zurück: "Ja, super, tolle Idee!". Da hatte ich den Salat.
Natürlich denkt da beim Lesen jeder gleich: "Und, was soll das? Wen interessiert´s?" Tja, ich als Supergurke hatte mich einfach ganz spontan mit einer Marathon-sub3-Tante angelegt. Selber Schuld, schon klar. Um 9.15 Uhr laufen wir also los. Vom ersten Meter an zügele ich die Dame, die nach eigenem Bekunden mittlerweile gar nicht mehr schnell ist. Die sub3 sind viele Jahre her und ihre Füße sind so kaputt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie sich unter´s Messer legen muss. Das hatte sie mir schon vor einiger Zeit erzählt, während wir einträchtig auf unsere schwimmenden Kinder warteten. Dicke Tränen waren ihr über die Wangen gelaufen, während sie alles ganz ruhig erzählte. "Ich kann fast nicht mehr laufen", hatte sie gemeint und hinzugefügt: "Für mich ist das so als hätte ich einen guten Freund verloren, verstehst du?" Das hatte ich in der Tat sofort verstanden. Und zwar sehr gut.
Heute aber ging´s verdammt schnell mit ihr. Vermutlich hat sie sich einfach gedacht: "Hey, wenn ich nachher Schmerzen habe und meine Füße sowieso irgendwann an irgendwelchen Stellen brechen, möchte ich in der nächsten Stunde aber richtig Spaß haben." Hat sie dann auch. Dafür ich etwas weniger. Ich pienze rum, dass es heiß ist und habe immer im Hinterkopf, dass ich nach unserem Lauf ja noch anderthalb Stunden dranhängen muss.
Nach einer Stunde liefere ich Maike zu Hause ab. Sie ist total high. Down wie ich bin, greife ich nach meiner Trinkflasche und versuche der Hitze entgegenzutrinken. Und das Laufen war ja auch ganz schön. Bereits nach einem Kilometer hatte ich taktische Finessen angewendet: Offene Fragen an die Laufpartnerin am Beginn eines langen, steilen Anstieges stellen und hoffen, dass sie ausführlich antwortet. Das nimmt ihr ein bisschen Luft und ich kann mich mit meinen Antworten auf Einwürfe wie ein erstauntes "Aha" oder auch ein nachdenkliches "Hmm" beschränken. Für die nächsten Runden leiht Speedy Gonzales mir noch ihre Laufuhr und verspricht, mir eine vom Einkaufen mitzubringen.
Als ich wieder los jogge, überlege ich kurz, ob Maike mich wohl bemitleidet. Ist eigentlich nicht nötig. Das mache ich schon selbst. Denn: Wer sich in Gefahr begibt, kommt bekanntlich darin um. Das hätte ich mir in diesem Falle allerdings besser vorher überlegt.
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