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Fridolin Tschudi:
Jungweibersommer
Der März ist frühreif wie ein aufgewecktes Kind
und hat Allüren oder pubertäre Launen,
die dem April gewöhnlich vorbehalten sind
und über deren Heftigkeit wir baß erstaunen.
Wir sitzen, eher zweiflerisch als lustbetont,
auf den bereits im Freien installierten Bänken.
Die laue Luft ist uns noch allzu ungewohnt,
als daß wir ohne Argwohn ihr Vertrauen schenken.
Jedoch der Frühling, der im wahren Sinn ?oriert,
damit die Gärten ihrer Blöße sich nicht schämen
und der gehemmte Mensch die Schüchternheit verliert,
ist ein ermutigendes Wohlfahrtsunternehmen.
Selbst wenn er auch nicht hält, was er bis jetzt versprach,
bin ich ihm dennoch dankbar über alle Maßen
und trage weder ihm noch ihr den Schnupfen nach,
den ich bekam, weil wir zu lange draußen saßen.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
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